Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
alten Unsinn wiederholen ließ.
Do-faq hatte in der Lotterie der Geschichte einen Einsatz gewagt und auf Martinez gesetzt.
Das Glühen in Martinez’ Herzen hielt mehrere Tage an.
Als hätte die Schlacht von Hone-bar die Fregatte von irgendeinem monatelangen Spuk befreit, schlug sich die Corona in Kamarullahs Manövern makellos. Da wurde das Glühen sogar noch stärker.
Als er die Aufzeichnungen von Do-faqs Experiment durchsah, empfand Martinez ein starkes Triumphgefühl. Sie hatten da etwas Neues und Sensationelles entdeckt, das ihm geradezu brillant vorkam. Der Geschwaderkommandant Do-faq schickte Martinez ebenfalls einen Mitschnitt des Manövers, auf dem auch die Bahnen der virtuellen Raketen zu erkennen waren, die während der Übung »abgefeuert« worden waren. Auch die virtuelle Verteidigung mit Defensivlasern und Antiprotonenstrahlen waren zu erkennen. Obwohl der Beschuss nur simuliert war, wurde deutlich, dass die offenere, flexible Formation den beteiligten Schiffen einen entscheidenden Vorteil verschaffte.
Hocherfreut kümmerte Martinez sich anschließend um ganz andere Aufzeichnungen. Es waren die Mitschnitte der Gespräche, die er während der Schlacht mit Kamarullah geführt hatte. Kamarullah hatte Martinez’ Urteilsfähigkeit infrage gestellt und versucht, das Kommando über das Geschwader zu übernehmen. Mit diesen Aufzeichnungen konnte Martinez eine Reihe verschiedener Dinge tun. Er konnte sie beispielsweise zusammen mit einer Beschwerde an den Flottenausschuss schicken. Das würde mit ziemlicher Sicherheit Kamarullahs Karriere beenden.
Er konnte die Botschaften löschen, was die großzügigste Variante gewesen wäre. Kamarullah hatte sich ohnehin schon als der Mann lächerlich gemacht, der einen erfolgreichen Kommandanten nur wenige Stunden nach der siegreichen Schlacht hatte ablösen lassen. Es war wohl nicht nötig, dass Martinez ihn nun auch noch die Klippe hinabstieß.
Er konnte sie auch einfach dort lassen, wo sie waren – in den Aufzeichnungen der Schlacht, die früher oder später im Archiv der Flotte landen würden. Die Botschaften würden zu einem Teil der offiziellen Akte werden, wo sie jeder finden konnte, der sich für die Schlacht interessierte und über entsprechende Zugriffsberechtigungen verfügte. Auch das würde irgendwann einmal Auswirkungen auf Kamarullahs Karriere haben, doch es wäre nicht Martinez, der die Lawine ins Rollen brachte.
Eine Weile rang er mit sich. Er konnte Kamarullah nicht leiden und ermahnte sich, seine persönlichen Gefühle außen vor zu lassen.
Danach konnte er Kamarullah immer noch nicht leiden.
Wenn er die Aufzeichnungen an den Flottenausschuss schickte, wäre das ein vorsätzlicher Eingriff, der darauf zielte, Kamarullah ein für alle Mal zu erledigen. Zwar würde er im Dienst bleiben, denn die Flotte brauchte dringend Offiziere, doch er würde irgendwo an einem Schreibtisch sitzen und nie wieder befördert werden. Martinez konnte nicht anders, er fand diese Vorstellung recht attraktiv.
Doch was würde aus ihm selbst werden? Er würde als ein Offizier bekanntwerden, der die Karriere anderer Offiziere vernichtete. Möglicherweise hatte Kamarullah im Dienst Freunde oder Patrone, die imstande waren, sich an dessen Stelle zu rächen.
Andererseits – würde Kamarullah ihm dankbar sein, wenn er die Aufzeichnungen löschte? Würde er seinen Einfluss nutzen, damit Martinez in der Flotte aufstieg?
Wohl kaum. Wenn Martinez die Mitschnitte löschte, würde Kamarullah weiterhin das Vierzehnte Leichte Geschwader anführen. Wenn Do-faqs Bericht die Vorgänge korrekt schilderte, würde Martinez allerdings befördert werden und das Geschwader verlassen. Entweder käme er auf ein anderes Schiff, oder er würde ein eigenes Geschwader befehligen. So oder so würde er sich um Kamarullah keine Gedanken mehr machen müssen.
Er wog seine Möglichkeiten ab und nickte unsicher mal in diese und mal in jene Richtung.
Dann stellte er sich selbst die Frage: Würde ich mich im Gefecht sicher fühlen, wenn Kamarullah den Oberbefehl hätte?
Die Antwort darauf war völlig klar. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, und er bekam es mit der Angst.
Er würde seine Munition gegen Kamarullah behalten, damit er sie einsetzen konnte, falls das Vierzehnte Leichte Geschwader unter dessen Leitung in einen Kampf verwickelt würde.
Davon abgesehen, würde er nichts weiter unternehmen. Er würde einfach abwarten, was sich aus seinem Erfolg bei der Schlacht von Hone-bar sonst noch
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