Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
werden. Amüsiert stellte sie fest, dass sich ihr Brustumfang vergrößert hatte. Es lag an den Atemmuskeln auf ihren Rippen, die sich unter der erhöhten Schwerkraft stark entwickelt hatten.
Die Zeremonie ließ sie dann in ihrer neuen moosgrünen Uniform in Habachtstellung im Festsaal der Kommandantur über sich ergehen. Lord Tork hängte ihr die Nebula-Medaille mit Diamanten um den Hals, und sie vergaß einen Moment, dass sie sich nichts anmerken lassen durfte, als ihr der Verwesungsgestank des Flottenkommandeurs entgegenschlug. Zwei lai-ownische Adjutanten ersetzten die Schulterklappen des Unterleutnants gegen die eines voll bestallten Leutnants. Die Belobigung blieb hinsichtlich der Umstände, unter denen sie die fünf feindlichen Schiffe zerstört hatte, vage. Niemand wollte einräumen, dass, von ihrem eigenen Eingreifen abgesehen, die Schlacht von Magaria eine entsetzliche Niederlage gewesen war.
Als ob die Bürger nicht schon längst die richtigen Schlüsse gezogen hätten.
Da in diesem Krieg lebende Helden Mangelware waren, wurde das Video der Ordensverleihung fast stündlich auf allen Nachrichtenkanälen wiederholt. Auf dem Weg zur Bank begegneten ihr die Menschen mit neugierigen Blicken, und einige völlig Fremde kamen sogar auf sie zu und beglückwünschten sie. Die eidesstattlichen Erklärungen, die sie schließlich dem Vermögensverwalter vorlegte, waren im Grunde nur eine Formalität.
Während Weckman auf seinem Schreibtisch die leuchtenden Buchstaben antippte, saß Sula im dunkelgrünen Ledersessel und atmete den köstlichen Duft von altem Geld ein, das sich stetig vermehrte.
»Was werden Sie mit dem Guthaben tun?«, fragte Weckman. »Sie wollen es doch sicher nicht in bar abheben?«
Sula sah ihn fragend an. »Haben denn wirklich schon Kunden ihr Vermögen in bar abgeholt?«
Weckman zog eine Augenbraue hoch. »Sie würden sich wundern, wenn ich Ihnen die Namen nenne.«
Die Bürger wandelten ihr Vermögen offenbar in bewegliche Güter um und schleppten ihren Wohlstand in ruhigere Gefilde des Reichs, um auf den Frieden zu warten.
Ob auch Lord Durward Li zu denen zählte, die sich ihr Geld unters Kopfkissen steckten? Am Vortag hatte sie ihn im Li-Palast aufgesucht, zum Tod seines Sohnes kondoliert und um die eidesstattliche Erklärung gebeten. Dabei hatte sie erfahren, dass er es für dringend geboten hielt, sich um den Familienbesitz im Schwanz der Schlange zu kümmern, und dabei war, seinen Palast zu schließen.
»Ich brauche das Geld im Moment nicht«, sagte Sula, »aber ich hätte es gern verfügbar.«
»Also ein normales Konto.« Weckman tippte auf die glühende Anzeige seines Schreibtischs. »Falls Sie das Geld für längere Zeit festlegen wollen, könnten wir Ihnen höhere Zinsen bieten.«
Sie lächelte leicht. »Lieber nicht.«
Er nickte. »Ganz wie Sie meinen. Ich persönlich hoffe, dass mein Ersuchen um eine Versetzung nach Hy-Oso in den nächsten Tagen genehmigt wird.«
»Hy-Oso ist aber weit entfernt«, meinte Sula.
»Ein Bankier muss dort sein, wo das Geld ist, und eine Menge Geld verlässt jetzt Zanshaa.« Er berührte seine Schreibtischfläche, worauf einige neue Lichter aufflammten. »Um das neue Konto zu eröffnen, benötige ich Ihre Unterschrift, ein Passwort und ihren linken Daumenabdruck.«
Sula folgte den Anweisungen und verabschiedete sich freundlich von Weckman. Draußen vor der Bank stand sie in der hellen Frühlingssonne, und die Anspannung, sie seit Jahren auf ihr gelastet hatte, fiel auf einen Schlag von ihr ab.
Denn natürlich war sie nicht die echte Caroline Sula. Lady Sula war vor Jahren unter dunklen Begleitumständen in Spannan ums Leben gekommen, ein anderes Mädchen namens Gredel hatte ihren Platz eingenommen und hoffte nun, besagte Begleitumstände würden immer im Dunkeln bleiben.
Nachdem sie sich den verräterischen rechten Daumenabdruck verbrannt hatte, verfügte sie nun über das Geld der echten Lady Sula.
Jetzt ging die Frau, die sich Caroline Sula nannte, dekoriert und gefeiert und im Besitz eines bescheidenen Vermögens die abschüssige Straße hinunter. Sie lächelte und freute sich im warmen Sonnenlicht und der frischen Frühlingsluft, die ganz anders schmeckte als die eingesperrte Luft an Bord der Delhi .
Sula lief den Boulevard der Praxis hinunter und kam an der berühmten Statue des Großen Meisters vorbei, der den Völkern die Praxis verkündete. Über dem spitz zulaufenden Kopf des Shaa, der einen Arm ausgestreckt hatte und eine
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