Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
»Du hast versprochen, auf ihn aufzupassen!«, heulte sie. »Du hast es versprochen! «
»Er hätte seine Beziehungen nicht ausnutzen sollen«, antwortete Martinez leise. »Er hätte sich nicht an Pezzini wenden sollen, damit er gegenüber erfahrenen Offizieren bevorzugt wurde. Er war zu jung und noch nicht für diese Aufgabe bereit.«
Mit dünner, verzagter Stimme antwortete sie. »Du hast gesagt, du würdest ihm helfen. Du hättest ihm helfen müssen.« Sempronia kam einen Schritt auf Martinez zu, doch ihre Knie wollten sie nicht mehr stützen, und sie sank langsam auf sein Bett und wandte sich ab. Das Haar fiel ihr vor das Gesicht, und sie schluchzte haltlos. Martinez legte ihr sachte eine Hand auf die Schulter, doch sie wehrte ihn ab.
»Geh weg«, sagte sie. »Ich hasse dich.«
»Das hier ist mein Zimmer«, widersprach er. »Falls jemand geht, dann bist du es.«
»Ach, halt doch den Mund.«
Es gab ein kurzes Schweigen, dann entschied Martinez, dass er nicht den Mund halten wollte. »Shankaracharya ist ein guter Mann«, sagte er, »aber er ist kein Offizier. Er kann auf vielen Gebieten Erfolg haben, nur nicht in der Flotte. Hilf ihm, einen anderen Weg einzuschlagen.« Er zuckte mit den Achseln. »Jetzt musst du ihm helfen, ich kann es nicht mehr.«
Sempronia stand auf und eilte zur Tür, nicht ohne über die Schulter eine letzte anklagende Bemerkung auszustoßen. »Du Mistkerl! Du bist zu nichts zu gebrauchen!« Dann fiel hinter ihr die schwere Tür zu.
Martinez stand einen Moment reglos in seinem schlagartig stillen Zimmer, dann seufzte er.
Nach einem Blick aufs Bett entschied er, dass er vermutlich sowieso nicht wieder einschlafen konnte, also zog er sein Hemd, Hose und die zivile Jacke an, dazu die Halbstiefel, die Alikhan am Morgen auf Hochglanz poliert hatte. Mit der gewohnten militärischen Sorgfalt räumte er auf, was Sempronia herumgeworfen hatte, und ging nach unten ins Erdgeschoss.
Salon und Wohnzimmer waren verlassen. In irgendeinem Hinterzimmer war vermutlich eine Diskussion über Sempronias Ausbruch im Gange.
Im Salon füllte Martinez ein Kristallglas mit Whisky aus Laredo und trank ihn in kleinen Schlucken, während er die Suche fortsetzte. Er fand Roland vor seinem Büro, wo er ein Möbelstück durch den Gang zu einem Lagerraum schleppte.
Martinez betrachtete die Spezialanfertigung, die leicht zwei Menschen aufnehmen konnte, jedoch besser als Lager für einen vierbeinigen Körper von den Ausmaßen eines sehr großen Hundes geeignet war.
»Hattest du gerade Besuch von Naxiden?«, fragte Martinez überrascht.
Roland blickte auf. »Ja. Fass doch mal mit an.«
Martinez stellte seinen Drink auf dem alten, abgestoßenen Parkettboden ab und half Roland, das Sofa ins Lager am Ende des Ganges zu schaffen, wo weitere Möbelstücke gestapelt waren, die an den Körperbau der unterschiedlichen Spezies unter der Praxis angepasst waren. Dann trug er zusammen mit Roland eine zweite Couch ins Lager und stellte schließlich das für Terraner geeignete Mobiliar wieder auf, das für Rolands Gäste ausgeräumt worden war.
»Das hätten natürlich auch die Diener tun können, aber sie würden tratschen«, meinte Roland.
Martinez holte seinen Drink aus dem Flur, kehrte in Rolands Büro zurück und prägte sich den versteckten Eingang ein, der an der Seite des Palasts in eine Gasse hinausführte. Ein diskreter Zugang für die Angehörigen einer momentan höchst verdächtigen Spezies, die jemandem einen heimlichen Besuch abstatten wollten.
»Warum triffst du dich mit Naxiden?«, fragte er.
Roland sah ihn amüsiert an. »Ich bin nicht an einer Verschwörung gegen die öffentliche Ordnung beteiligt, falls du das befürchtet hast. Es gibt völlig respektable Naxiden, die niemals von den Verschwörern eingeweiht wurden und ebenso überrascht waren wie wir.«
Martinez trank einen Schluck Whisky und dachte darüber nach. »Sind sie damit nicht sogar noch weniger vertrauenswürdig?«
»Ich vertraue ihnen ja gar nicht. Ich helfe ihnen nur, ihren Geschäften nachzugehen.« Als Roland das Glas seines Bruders bemerkte, trat er an die Vitrine hinter seinem Schreibtisch, sperrte sie auf und schenkte sich ebenfalls einen Whisky ein. »Soll ich dir nachschenken?«
»Ja, gern.«
Kristall klirrte auf Kristall, als die Karaffe den Rand des Glases berührte. »Die Naxiden sind seit der Rebellion völlig von der Bildfläche verschwunden«, sagte Roland. »Sie und ihre Klienten leiden bereits darunter. All das Geld, das
Weitere Kostenlose Bücher