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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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des Rings herabfallen lassen können. Es wäre eine Entweihung des heiligsten Ortes im Reich. Den Sitz der Ewigkeit in die Luft jagen? Die Konvokation? Die Große Zuflucht? Die Originale der Tafeln, auf denen die Praxis eingraviert ist? Das würden sie nicht wagen.«
    »Deine Soldaten könnten die Hauptstadt ewig halten«, stimmte Sula begeistert zu.
    Er zuckte mit den Achseln. »Oder jedenfalls sehr lange. Die Naxiden müssten zunächst genügend Truppen landen, um sie zu besiegen …«
    »… und in der Zwischenzeit könnte sich die Flotte im ganzen übrigen Imperium verstärken und zu gegebener Zeit zurückschlagen.« Sula grinste schadenfroh.
    »Ja …« Doch als er weiter darüber nachdachte, verging Martinez das Lächeln. »Nur, dass auch die Naxiden neue Schiffe bauen. Es kann gar nicht anders sein.« Er sah sie an. »Was werden die Naxiden tun, wenn wir nicht um Zanshaa kämpfen? Wenn wir den Ring zerstören und uns zurückziehen? Wie werden sie darauf reagieren? Werden sie uns verfolgen?«
    Sula überlegte angestrengt. »Nein, das können sie nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Sie werden nicht wissen, wohin die Flotte geflogen ist. Zanshaa hat acht Wurmlöcher. Wenn die Naxiden einfach dorthin fliegen, wo sie uns vermuten – und selbst, wenn sie richtig raten sollten -, könnte unsere Flotte dennoch durch ein anderes Wurmloch zurückkehren und Zanshaa zurückerobern. Falls sie nur eine kleine Streitmacht zurücklassen, um die Hauptstadt zu verteidigen, würden wir sie vernichten. Nein, sie müssten bleiben.« Sie knabberte nachdenklich am Brot. »Sie würden hier festsitzen.«
    »In diesem Fall«, sinnierte Martinez, »wären unsere Kräfte nicht gebunden. Wir könnten zum Angriff übergehen.«
    »Ja«, ergänzte sie seinen Gedankengang. »Ja. Wir könnten Zanshaa vorübergehend vergessen und in den Regionen zuschlagen, in denen die Naxiden sich bisher schon festgesetzt haben. Den Handel stören, Nachschubsendungen abfangen …«
    »… Verstärkungen vernichten und alles ausschalten, was sie gerade in ihren Werften bauen«, fügte Martinez hinzu.
    »Während die Hauptstreitmacht der Naxiden in Zanshaa gebunden ist und versucht, deine Armee zu besiegen und die Hohe Stadt einzunehmen«, sagte Sula.
    »Wenn wir genügend Schaden angerichtet haben, sammeln sich unsere inzwischen verstärkten Truppen …«
    »Wir ziehen die Schiffe zusammen, fliegen nach Zanshaa und erobern die Hauptstadt zurück!«, triumphierte sie. So schnell, wie sie aufgekommen war, verflog ihre Begeisterung.
    »Aber wer wird schon auf uns hören?«, fragte sie. »Im Moment ist die Flotte doch fest entschlossen, Zanshaa bis in den Tod zu verteidigen.«
    Martinez überlegte bereits, wen er möglicherweise auf seine Seite ziehen konnte. Lord Chen, vielleicht auch Lord Pierre Ngeni und den vor kurzem beförderten Do-faq. Vielleicht konnte er Shankaracharya bewegen, bei seinem Patron Lord Pezzini ein gutes Wort für ihn einzulegen.
    Wenn nötig, würde er sich sogar an Lord Saïd wenden. Der Oberste Lord war zugegen gewesen, als Martinez mit der Goldenen Kugel geehrt worden war, und sie hatten ein paar Worte gewechselt. Der Regierungschef war natürlich sehr beschäftigt, aber Martinez nahm an, die Goldene Kugel könnte ihm ein paar Augenblicke der kostbaren Zeit des alten Mannes verschaffen.
    »Wir sollten einen Antrag formulieren«, sagte Martinez langsam. »Einen förmlichen Antrag, in dem sämtliche Möglichkeiten erwähnt werden.« Er wollte nichts überstürzen und den Plan erst vorlegen, wenn er ausgereift war … diesen Fehler hatte er bei der neuen Taktik begangen, und man hatte ihn ausgelacht.
    Sula war skeptisch. »Aber wer wird ihn jemals lesen?«
    »Darüber denke ich später nach. Zuerst formulieren wir ihn.«
    Sie räumten die Reste des Frühstücks weg, setzten frischen Kaffee auf und aktivierten die kybernetischen Bestandteile des Sevigny-Tischs.
    Zunächst mussten sie ihre überbordenden Ideen auf einige wenige zurechtstutzen, die tatsächlich durchführbar waren.
    Es zahlte sich sicher nicht aus, in einer so wichtigen Angelegenheit allzu fantasievoll vorzugehen.
     
    Am Nachmittag kehrte Martinez zum Shelley-Palast zurück. Sulas Abschiedskuss prickelte noch auf seinen Lippen, und er war von den jüngsten Ereignissen noch ganz benommen. Ihm war, als hätte sein Gehirn wie ein Kondensator auf einen Schlag seine gesamte Energie entladen und brauchte jetzt mehrere Stunden, um sich zu erholen. Er und Sula hatten sich prächtig

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