Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
protestieren, doch sie legte ihm einen Finger auf die Lippen, nahm ihn bei der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Dort bestaunte er zunächst das Sevigny-Bett mit den geschnitzten dunklen Holzsäulen in der Form von primitiven Figuren, die den Baldachin aus geflochtenem Gras hielten. Alle vier hatten vollkommen runde, geöffnete Münder und widerborstige Haare, zwei besaßen pralle Brüste, die anderen beiden erigierte geschnitzte Phalli.
»Ich habe die Wohnung möbliert gemietet«, erklärte Sula.
»Du meine Güte«, stöhnte er. »Wollen die uns etwa die ganze Nacht zusehen?«
»Mach die Augen zu, dann siehst du sie nicht«, schlug Sula vor.
»Ah«, überlegte er, »aber dann kann ich dich auch nicht sehen.«
Wieder kochte das Blut in ihren Adern, als sein Blick sie traf, doch sie riss sich zusammen. Methodisch zog sie ihn aus, enthüllte den langen und kräftigen Oberkörper auf den etwas zu kurzen Beinen. Dank dieser Eigenschaften und wegen seiner großen Hände und der langen Arme hatten ihn die Kadetten in der Kommandantur als »Höhlenmensch« bezeichnet.
Die eifersüchtigen Drecksäcke.
Wieder kostete sie Martinez’ Haut. Er schmeckte nicht wie Lamey, er roch nicht wie Lamey. Es waren nicht Lameys Hände, die sie streichelten, und nicht Lameys Lippen, die sie küssten.
Sie spürte, wie er im Rücken ihr Kleid öffnete, und sagte: »Weißt du, ich trage nicht viel darunter. Nur die Strümpfe und …«
»Die Strümpfe kannst du anbehalten«, sagte er ein wenig zu nachdrücklich, und sie empfand eine kleine boshafte Freude, da sie so früh schon eine seiner Marotten entdeckt hatte.
Das Bettzeug knisterte unter ihnen, als sie sich hinlegten, Martinez völlig entkleidet und sie in Seidenstrümpfen. Sie schmiegte sich an ihn und küsste ihn heiß und innig. Er streichelte sie.
Das ist nicht Lameys Bett, sagte sie sich. Es sind nicht seine Lippen und nicht seine Hände.
Es war nicht zu übersehen, wie erregt Martinez war.
Auch der gehört nicht Lamey, dachte sie.
»Ich sollte dich warnen«, sagte er mühsam beherrscht. »Du solltest wissen, dass es einen Punkt gibt, an dem ich nicht mehr aufhören kann.«
»Oh.« Sula sah ihn an, ihr Gesicht war ein heller Fleck im Zwielicht. »Ich hatte gehofft, das wäre längst geklärt.«
Martinez stöhnte und warf sich auf sie. Seine Lippen verschlangen ihre Kehle, seine Zunge tastete über ihre Schulter. Seine Hände weckten ihr Feuer, und sie keuchte und schob die kleine Panik in ihrer Brust mit dem Gedanken beiseite: Das ist nicht Lamey.
Er war es nicht. Seine Hände schenkten ihr zuerst Vergnügen, dann Freude und dann besinnungslose Lust. Es war anders als alles, was sie in ihrem alten Leben je erlebt hatte. Lamey war ein Junge gewesen, ein wilder, verzweifelter Junge, doch dies war ein erwachsener Mann, der seine Kräfte genau kannte und einen scharfen, präzisen Verstand besaß, er verfügte über Erfahrung und war bereit, ihr Freude zu schenken …
Und am Ende war er doch wieder nur ein Junge, nachdem der bewusste Verstand in der Woge der Lust untergegangen war. Sula freute sich darüber, die Oberhand zu behalten und ihn so hilflos gemacht zu haben, doch dann verging auch dieser Gedanke und löste sich wie Staub im Strom des Begehrens auf, bis sie unter dem Sternendach der Nacht laut aufschrie.
7
Martinez amüsierte sich darüber, dass Sula in der Nacht mehrmals aufstand und in der Küche auf Beutezug ging. »Hast du denn auf der Party nichts gegessen?«, fragte er sie.
»Nicht viel. Willst du auch was?« Sie lächelte ihm über die Schulter zu.
»Nein, danke.«
Erst am Mittag zogen sie sich an und frühstückten, was in der Küche noch aufzufinden war. Teller und Essen verteilten sie auf einem Tisch, der mit ein paar gebeutelten Narzissen geschmückt war und von Karyatiden mit Hängebrüsten, X-Beinen und Glubschaugen getragen wurde. Sula befahl den Fenstern, sich zu öffnen, damit die Frühlingsluft hereinkommen konnte.
Das erste Frühstück mit einer Geliebten fand Martinez immer besonders schön. Zufrieden und in jeder Hinsicht gesättigt konnte er seine Gefährtin in einem neuen Licht betrachten, da sein Wissen über sie um ein Vielfaches zugenommen hatte. Er wusste, wo sie kühn und widerstrebend war, wo sie schüchtern oder überschwänglich reagierte. Er kannte einige geheime Stellen, an denen sie gern berührt wurde, er wusste, wie sie die Pausen zwischen den Gängen eines ausgedehnten nächtlichen Liebesmahls am liebsten
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