Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
Untersuchungshaft.
»Wie kann ich mit dir Verbindung aufnehmen?«, fragte sie Casimir.
Er rückte die Hose zurecht und gab ihr den Code.
Sula nickte. »Alles klar.«
Fragend sah er sie an. »Willst du es nicht notieren?«
»Ich habe einen Algorithmus, mit dem ich mir die Nummer einprägen kann«, erklärte sie. »So mache ich das mit allen Nummern.«
Er blinzelte. »Raffiniert.«
Sie küsste ihn. »Ja«, sagte sie. »Sehr raffiniert.«
Am nächsten Tag drehten die Naxiden durch. Irgendjemand war mit einem Gewehr auf ein Gebäude geklettert, von dem aus er den Axtattle Parkway überblicken konnte, die Hauptstraße zwischen Zanshaa City und dem Landeplatz in Wi-hun. Der Scharfschütze hatte auf einen naxidischen Konvoi gewartet und den Fahrer des ersten Fahrzeugs erschossen. Da die Konvois vollautomatisch gesteuert wurden, war das Fahrzeug mit dem toten Fahrer weitergefahren, als wäre nichts geschehen. Dann hatte der Attentäter nacheinander auch die anderen Fahrer erschossen.
Als die Naxiden bemerkten, was passiert war, hatte der Heckenschütze bereits mindestens acht Naxiden erschossen und noch mehr verwundet. Offenbar hatte er eine Waffe benutzt, die viel besser war als die Sid-Serie-eins, und war unerkannt entkommen.
Die Naxiden beschlossen, für jeden toten Naxiden einundfünfzig Geiseln zu erschießen. Sula hatte keine Ahnung, wie sie auf diese Zahl gekommen waren, die nicht einmal eine Primzahl war.
Nun ja, vielleicht war das demjenigen, der die Anweisungen gab, nicht bekannt.
Casimir, der die Neuigkeit früher als alle anderen gehört hatte, rief Sula kurz nach der Dämmerung an, um ihr zu empfehlen, nicht nach draußen zu gehen. Sie warnte ihrerseits die anderen Mitglieder des Teams 491 und wies sie an, in Deckung zu bleiben. Dann schaute sie kurz nach draußen und sagte Onestep, er solle sich verdrücken.
Den Morgen verbrachte sie in ihrer Wohnung mit dem Buch über die diplomatische Geschichte und mit mathematischen Rätseln. Gegen Mittag zirpte ihr Kommunikator. Rashtag, der Leiter des Sicherheitsdienstes im Hauptarchiv, hatte das Passwort geändert. Das neue Passwort war in der Mail enthalten. Sie loggte sich in den Computer des Hauptarchivs ein und stellte fest, dass die Naxiden herausgefunden hatten, wie der Widerstand verbreitet wurde.
Rashtag hatte den Befehl bekommen, sämtliche Passwörter zu ändern und den Server genau zu überwachen. Das störte Sula kaum. Die neuen Passwörter bekam sie sowieso, und wenn sie den Widerstand verschickte, schaltete sie die Logs aus. Es gab keine Hinweise, welchen Server sie benutzt hatte. Ihre Aktivitäten wären nur durch eine sehr gründliche Untersuchung zu entdecken, und davon war bisher nichts zu sehen.
Im Grunde war es aber nur eine Frage der Zeit.
Am Abend rief Casimir noch einmal an. »Können wir uns treffen?«
»Ist es draußen wieder sicher?«, fragte sie.
»Die Polizei hat neue Geiseln zusammengetrieben, um die zu ersetzen, die heute erschossen wurden, und teilt wieder Lebensmittelkarten aus. Ich schicke dir vorsichtshalber einen Wagen.«
Sie nannte ihm den nächsten Vorstadtbahnhof als Treffpunkt. Der Wagen war eine dunkle Hunhao-Limousine, am Steuer saß einer der Torminel-Leibwächter. Er brachte sie in eine kleine Wohnstraße am Rand einer Cree-Gegend.
Casimir hielt sich in der Wohnung eines lächelnden älteren Paars auf, das anscheinend gut daran verdiente, ein ungenutztes Zimmer als sicheren Treffpunkt zu vermieten. Der Raum war groß und gemütlich, auf den Fensterbänken standen Blumentöpfe, auf dem Boden lagen Läufer, an den Wänden hingen Familienfotos, das Vid in der Wand war mit Makramee verziert. Auf dem Tisch lag ein Tablett mit den Resten von Casimirs Dinner, daneben stand eine halb leere Flasche Schaumwein.
Sula gab ihm zur Begrüßung einen Kuss und umarmte ihn. Seine Haut war warm, und sein Cologne hatte einen angenehmen erdigen Geruch.
»War wohl nur ein falscher Alarm«, erklärte Casimir. »Die Legion ist gar nicht hinter mir oder Sergius her. Es gab keine Razzien und Ermittlungen, niemand wird überwacht.«
»Das könnte sich ändern, wenn Julien etwas ausplaudert«, meinte Sula.
»Das wird er nicht«, versicherte er ihr mit harter Miene. »Er ist ein guter Junge.«
»Du weißt nicht, was sie ihm antun können. Die Naxiden meinen es ernst. Wir dürfen uns auf nichts mehr verlassen.«
Casimirs Lippen zuckten. »Sergius hat Julius zweimal in der Woche windelweich geprügelt. Aus keinem bestimmten
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