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Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis

Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis

Titel: Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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der Praxis 5581 auf konventionelle Weise gefoltert und hingerichtet wurde. Aufgrund dieser falschen Überlieferung geben sich die Angehörigen des Kults manchmal durch das Tragen von blühenden Ayacazweigen an bestimmten Tagen zu erkennen oder indem sie Ayacabäume vor ihre Häuser pflanzen und die Blüten als Motive für Schmuck, Töpferware usw. bevorzugen. Außerdem gibt es Handzeichen und andere Signale.
    Der Narayanismus ist kein militanter Kult, und die Anhänger stellen nur insofern eine Bedrohung für den Frieden der Praxis dar, als sie einen Irrglauben verbreiten. Der Kult tritt auf Terra, Preowin und Sandama in Erscheinung, wo gelegentlich ganze Clans an den geheimen Ritualen teilnehmen.
    Martinez wandte sich an Jukes und zeigte ihm den Anhänger. »Warum hat Kapitän Fletcher diesen Anhänger getragen? War er ein Anhänger des Kults?«
    »Nein, mein Lord«, erwiderte Jukes sofort.
    Marsden schien jedoch völlig entsetzt, was Martinez überraschte. Der Sekretär brauchte einige Augenblicke, um die richtigen Worte zu finden, und als er sprach, zitterte seine Stimme vor unterdrückter Wut.
    »Kapitän Fletcher soll ein Kultanhänger gewesen sein? Ist Ihnen klar, was Sie da sagen? Ein Familienmitglied der Fletchers? Ein Peer von höchster Abstammung mit edlen Vorfahren und einem Jahrtausende zurückreichenden Stammbaum …«
    Martinez war nicht in der Stimmung, sich einen genealogischen Vortrag anzuhören. »Marsden«, unterbrach er den Mann, »wissen Sie, wo der persönliche Besitz von Thuc und Kosinic gelagert wird?«
    Marsden schluckte seine Empörung hinunter. »Ja, mein Lord.«
    »Seien Sie so freundlich und bringen Sie mir die Sachen.«
    Marsden stand auf, legte das Datenpad auf den Stuhl und salutierte. »Sofort, Lord Kapitän.«
    Steifbeinig marschierte der Sekretär hinaus. Jukes sah ihm überrascht nach.
    »Ein alter Mann«, sagte der Künstler. »Ich hatte keine Ahnung, dass er so ein Snob war.« Dann wandte er sich wieder an Martinez und zog eine Augenbraue hoch. »Glauben Sie wirklich, dass Kapitän Fletcher einem Kult angehört hat?«
    Martinez betrachtete den Anhänger. »Ich wüsste keinen anderen Grund dafür, dass er dies hier getragen hat.«
    »Vielleicht das Geschenk eines Menschen, der ihm wichtig war.«
    »Das Geschenk eines Kultanhängers, der ihm wichtig war«, murmelte Martinez.
    Er lehnte sich zurück und ging noch einmal seine Überlegungen durch. Keine seiner Schlussfolgerungen war von der Hand zu weisen, also war das Ergebnis besser als irgendeine andere Theorie, die ihm bisher eingefallen war.
    Alles kam darauf an, wie die Praxis Kulte bewertete, und wie die Diener der Praxis ihre Pflichten auffassten.
    Die Shaa hatten an viele Dinge geglaubt, aber keinesfalls an das Numinose. Ein Kult, der den Glauben an etwas Übernatürliches propagierte, verletzte die Praxis und war daher illegal. Als die Shaa Terra erobert hatten, waren sie auf unzählige Religionen gestoßen und hatten sie im Laufe vieler Generationen systematisch unterdrückt. Sie hatten die Gebetshäuser niedergerissen und für weltliche Zwecke nutzen lassen oder in Museen verwandelt. Die Gläubigen wurden aus dem zivilen Dienst und den Schulen entlassen. Die kultische Literatur wurde beschlagnahmt, die Vervielfältigung verboten. Organisationen wurden aufgelöst, hauptberufliche Geistliche entlassen, religiöse Einrichtungen geschlossen.
    Wer für seinen Glauben zum Märtyrer werden wollte, bekam reichlich Gelegenheit dazu.
    Natürlich waren die Kulte nicht untergegangen. Die Shaa hatten über eine durchaus verschlagene Intelligenz verfügt und waren wohl auch nicht davon ausgegangen. Doch die Verbote hatten ein einstmals blühendes Gewerbe auf eine reine Amateursache reduziert. Falls es noch Zusammenkünfte gab, so waren sie klein und fanden in Privathäusern statt. Falls es Geistliche gab, so hatten sie keine Möglichkeit mehr, ihr Fach zu studieren und mussten ihren Lebensunterhalt mit zivilen Berufen verdienen. Falls es eine Literatur gab, so wurde sie heimlich kopiert und unter der Hand weitergegeben.
    Solange die Anhänger nicht öffentlich auftraten oder missionierten, ließ das System sie weitgehend in Ruhe, und mit der Zeit lernten sie, sich diskret zu verhalten. Der Glaube war nicht zerstört, aber seine Kraft war gebrochen, und die Religionen waren vom Aberglauben nicht mehr zu unterscheiden.
    Kulte gab es überall, doch am besten gediehen sie im Stillen und in entlegenen Winkeln des Reichs. Die Anhänger

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