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Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis

Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis

Titel: Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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auf. Als sie beim Kaffee waren, stieg eine vierköpfige Cree-Band auf die Bühne und stimmte die Instrumente. Schaudernd dachte Sula an den Cree, der im Bekleidungsgeschäft ihren Namen geprägt hatte: Du bist der Weiße Geist.
    Anscheinend hatte der Cree mit seinem hervorragenden Gehör anhand der Vid-Clips im Widerstand ihre Stimme erkannt. Sie fragte sich, ob sie in Anwesenheit der Band überhaupt sprechen sollte.
    Sie berührte Casimir am Schenkel und beugte sich zu ihm hinüber.
    »Bist du sicher, dass uns hier nichts passiert?«
    Er grinste. »Draußen stehen zwei Extraktionsteams bereit. Falls jemand kommt, muss er sich auf einen heißen Kampf gefasst machen.« Er küsste ihr Ohrläppchen. »Ich habe auch eine Fluchtroute vorbereitet. Genau wie du es mich gelehrt hast.«
    »Nach dem Krieg wird die Uferclique über einige höchst gefährliche Fähigkeiten verfügen.«
    Die Band begann zu spielen, und als die beiden Paare auf die Tanzfläche traten, verflog Sulas Nervosität. Bei langsamen Stücken schmiegte sie sich an Casimir und spürte seinen warmen Körper, bei schnellen Liedern ließ sie sich von ihm führen. Er war sehr aufmerksam und ruhig.
    Der Applaus der vier Tänzer ging im riesigen leeren Raum fast unter. Casimir nahm ihre Hand und führte sie zum Tisch.
    »Der nächste Auftritt ist nur für dich.«
    In weiten, raschelnden Gewändern stieg eine Terranerin auf die Bühne. Das Gesicht und die Hände waren weiß geschminkt, auf die Wangen hatte sie mit Rouge zwei Kreise gemalt. Sie bewegte sich wie eine Kriegerin, das Kinn hoch erhoben und mit herrischem Funkeln in den Augen.
    Eine Derivoo-Sängerin. Sula drückte dankbar Casimirs Hand.
    Julien zog eine Augenbraue hoch. »Ich hoffe, du weißt, welches Opfer wir für dich bringen.«
    Die Sängerin trat ins Scheinwerferlicht, ein Cree schlug einen einzigen Akkord an, und sie sang. Die einsame Stimme erzählte von leidenschaftlicher Liebe, die zur Qual wurde, von einem anbetungsvollen Geliebten, der zu Stein erstarrte.
    In der nächsten halben Stunde beschrieb die Sängerin alles, was das Herz schwer machte: Einsamkeit, Tod, verlorene Liebe, Gewalt und Angst. In der Welt des Derivoo gab es weder Mitleid noch Unterwerfung. Stolz stellte sie sich dem unvermeidlichen Tod und starb ungebrochen.
    Die Darbietung war brillant. Sula sah hingerissen zu und applaudierte begeistert zwischen den Stücken.
    Es war einfach perfekt, diese Lieder kurz vor einem verzweifelten Kampf zu hören, in dem sie ihr Leben aufs Spiel setzte. Am Ende der Vorstellung verharrte die Sängerin noch einen Moment in einer trotzigen Pose, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.
    »Das war wundervoll«, hauchte Sula Casimir ins Ohr.
    »Ja, das war es.« Er nahm ihre Hand. »Ich habe dich die ganze Zeit beobachtet. So einen Gesichtsausdruck habe ich noch nie bei dir gesehen.«
    »Wenn du so singst, siehst du ihn öfter.« Sie wandte sich an Julien und Veronika. »Was sagt ihr dazu?«
    Veronika kam aus dem Staunen nicht heraus. »Ich hatte ja keine Ahnung. Ich habe noch nie eine Derivoo-Künstlerin live gesehen.«
    Julien knöpfte sich den Kragen auf. »Mir war das ein wenig zu anstrengend«, sagte er, »aber sie ist zweifellos eine hervorragende Sängerin.«
    Die beiden Paare trennten sich. Casimir und Sula kehrten mit der Limousine zurück. Als sie in der Wohnung allein waren, die noch nach Lavendelöl roch, schlang Sula die Arme um Casimir und küsste ihn dankbar.
    »Das war ein wundervoller Abend«, sagte sie.
    »Ich wollte dir noch eine schöne Erinnerung schenken, ehe unsere gemeinsame Zeit endet«, erwiderte er.
    Sie erschrak. »Wie meinst du das?«
    »Wenn unser Projekt scheitert, sind wir wahrscheinlich beide tot. Wenn es Erfolg hat, bist du wieder Lady Sula, und ich bleibe, wer ich bin. Lady Sula lebt in einer anderen Welt.« Er versuchte, tapfer zu grinsen. »Aber das ist ganz in Ordnung so, es geht gar nicht anders. Ich habe kein Recht, mich zu beklagen.«
    Ihre Gedanken rasten, sie wollte protestieren. »Das muss doch nicht sein.«
    Casimir lachte. »Was willst du denn tun? Willst du mich deinen Peer-Freunden vorstellen? Was werde ich für sie sein? Ein exotisches Haustier?«
    Sula zog sich einen Schritt zurück und sah ihn wütend an. »Das ist nicht wahr.«
    »Aber natürlich«, entgegnete er. »Ich bin ein Cliquenmann und komme nur in die Hohe Stadt, wenn mir eine Armee den Weg freischießt.«
    Zornige Worte lagen ihr auf den Lippen, doch sie beherrschte sich.

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