Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
Überraschung getan hatte. Sie hätte Martinez kühl und leidenschaftslos zerlegen sollen, doch sie hatte lediglich ein paar schwache Beleidigungen hervorgestoßen und war weggelaufen.
Sie hatte ihm gezeigt, dass sie verletzlich war. Dass er ihr, obwohl ihr alles egal war, immer noch wichtig war.
Ihre Offiziere mussten für diese Entdeckung mit ihrer Würde bezahlen.
»Essen Sie etwas, das Ihre Gehirnleistung verbessert«, sagte sie zu Lord Sori. »Um achtzehn null eins beginnt das nächste Experiment.«
Sie unterbrach die Verbindung zu Sori und den anderen Kapitänen, die mit unbewegten Mienen zugeschaut hatten, und löste die Gurte ihrer Beschleunigungsliege.
»Wir heben den Gefechtsalarm auf«, sagte sie. »Die Leute können jetzt etwas essen.«
»Ja, meine Lady«, bestätigte Leutnant Giove.
Während Giove die Durchsage an die Besatzung erledigte, schwang Sula mit der Liege nach vorn und zog die Schuhe an, die sie abgestreift und fallen gelassen hatte. Da sie die Experimente in einer virtuellen Umgebung durchführten, während die Schiffe äußerlich brav in Torks Formation flogen, musste sie keinen Vakuumanzug tragen. Sie mochte diese klobigen Schutzanzüge mit ihren internen Sanitäreinrichtungen nicht, diese Visiere, hinter denen sie in einer engen, schwülen Welt eingekapselt war.
Zu Beginn konnten die Schiffe bei den Manövern einfach der Formel folgen, die sie erschaffen hatte, und in einer fraktalen Figur manövrieren, um defensive und offensive Möglichkeiten zu maximieren. Einem äußeren Beobachter erschienen die Bewegungen allerdings völlig willkürlich.
Mit etwas mehr Übung wurden die Manöver komplizierter und orientierten sich an einem angenommenen Zentrum. Es konnte das Flaggschiff, ein beliebiger Punkt im Weltraum oder eine feindliche Einheit sein. Den Bezugspunkt richtig zu wählen, war nach Sulas Ansicht eher eine Kunst als eine Wissenschaft.
Nach all den Übungen beherrschte sie die Kunst recht gut und sehnte sich danach, ihre Fähigkeiten im Kampf gegen die Feinde zu erproben.
Martinez kam zu dem Schluss, dass Sula nicht nur ihn, sondern auch einige andere vor den Kopf gestoßen hatte, denn Tork gab eine Veränderung der Schlachtordnung bekannt. Das Siebzehnte Leichte Geschwader wurde in die Vorhut verlegt. Bei der Art von Schlacht, die Tork offenbar führen wollte, trafen die Einheiten der Vorhut als Erste auf den Feind und kämpften, bis die Schlacht vorbei war oder das Geschwader zu strahlendem Schrott zerfallen war.
Er fragte sich, was Sula getan hatte, dass Tork so darauf brannte, sie im Krieg zu opfern. Tork gab den Naxiden eine hervorragende Gelegenheit, Sula und den größten Teil ihres Verbandes zu vernichten.
»Da hat er jedenfalls eine gute Idee gehabt«, meinte Martinez, als er am Schreibtisch saß und die Kampfordnung betrachtete. Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst, weil sein Kommentar nicht sehr überzeugt geklungen hatte.
Am Rand des Displays war Terza mit dem jungen Gareth zu sehen.
Wenigstens träumte er nicht mehr von Sula. Das hatte er seiner Familie zu verdanken.
Terza berichtete fast täglich über Gareths Fortschritte, und wenn sie einmal zu beschäftigt war, um eine Mail zu schicken, vermisste Martinez den Kontakt. Er schickte Briefe und einige Vids zurück, damit der kleine Gareth sich an seine Stimme gewöhnen und sich darin üben konnte, den Blick auf den Vater zu konzentrieren.
Sein Bruder sandte ihm eine weniger erfreuliche Nachricht. Das Vid zeigte Roland, wie er großartig in einem mächtigen Lehnsessel thronte, dessen schuppiges Leder von Naxiden hätte stammen können. Er hatte das starke Kinn, die breiten Schultern, die großen Hände und die olivfarbene Haut aller Martinez und trug die dunkelroten Gewänder eines Konvokaten.
»Ich habe gute Neuigkeiten«, begann Roland.
Martinez gewann den Eindruck, dass Roland Mühe hatte, nicht allzu selbstgefällig zu wirken.
»Welchen Lastern sich Lord Oda auch hingeben mag, seine Zeugungsfähigkeit hat anscheinend nicht gelitten: Vipsania ist schwanger.«
Der Heirat seiner Schwester mit dem Erben des angesehenen Yoshitoshi-Clans war eine freundliche kleine Erpressung vorausgegangen, wie Martinez sich erinnerte. Roland hatte die Schulden übernommen, die Lord Oda vor seiner Familie geheimgehalten hatte.
Mit ähnlichen Ringergriffen war auch seine eigene Ehe zustande gekommen. Nun wuchsen zwei Babys der Martinez’ wie Kuckuckskinder in den prominentesten Familien der Hohen Stadt
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