Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
geboren wird und absteigt.«
Unter dem Tisch packte Chandra Martinez’ Oberschenkel und drückte herzhaft zu. Beinahe wäre er aufgefahren.
»Was ist wohl tragischer, Lord Kapitän?«, schaltete sich Chandra nun in das Tischgespräch ein. »Eine Frau aus der Provinz, die über ihren Stand hinaus aufsteigt und scheitert, oder jemand aus der Provinz, der aufsteigt und dabei Erfolg hat?«
Fletcher warf ihr einen scharfen Blick zu, fasste sich aber sofort wieder. »Letzteres, würde ich sagen.«
Wieder grub Chandra die Klauen in Martinez’ Bein. Sie war wütend. Die anderen merkten auf und verfolgten das kleine Drama, das sich zwischen Chandra und dem Kapitän entwickelte. Jeder wusste, dass die beiden Geliebte waren, und es stand zu befürchten, dass die Beziehung in diesem Moment vor aller Augen ein Ende fand.
Entsetzlich, dachte Martinez. Wie bei einem Unfall: Man sieht das Unvermeidliche kommen und kann es nicht verhindern, aber man kann auch nicht den Blick abwenden.
»Demnach sollten Provinzler überhaupt nicht versuchen aufzusteigen?«, fragte Chandra. »Sollen sie daheim auf ihren Welten bleiben und es den Familien der Hohen Stadt überlassen, sich um alles zu kümmern? Eben den Familien, die beinahe das Reich an die Rebellen verloren hätten?« Sie sah Martinez an. »Wo wäre die Flotte, wenn Kapitän Martinez sich an diesen Rat gehalten hätte?«
Martinez war durchaus der Ansicht, dass seine Gegenwart die Flotte bereicherte, doch es behagte ihm nicht, wenn man ihn als Beispiel vorführte. Trotz seines Erfolgs hielt der Kapitän ihn für einen Ausrutscher der Natur. So etwas wie eine bärtige Dame oder einen sprechenden Hund.
Er hatte keine große Lust, bei Michi Chens Geburtstagsessen solche Dinge durchzukauen, zumal der Kapitän seine Meinung sowieso nicht ändern würde.
»Ich wüsste wirklich gern, wie viel schlimmer unsere Situation ohne Kapitän Martinez wäre«, beharrte Chandra.
»Soweit ich weiß, ist Kapitän Martinez keine tragische Figur«, erwiderte Fletcher nonchalant. »Wir sprechen über das Theater, nicht über das richtige Leben.« Er nickte Martinez freundlich zu. »Würde eine Figur wie Kapitän Martinez auf der Bühne erscheinen, dann wäre es eine Abenteuergeschichte, aber kein Drama über den Fall aus vornehmer Gesellschaft.«
Chandra funkelte Fletcher böse an. »Die Vornehmen haben Zanshaa verlassen und rennen wie die Kaninchen vor dem Feind davon«, erwiderte sie. »Ob jemand mal eine Tragödie darüber verfasst?« Sie grinste höhnisch. »Vielleicht wird es auch eher eine Farce.«
»Ich denke doch …«, setzte Michi an, die offenbar entschlossen war, die Diskussion zu beenden. Das Zirpen ihres Ärmeldisplays unterbrach sie. Sofort verstummten die anderen. Wenn die Geschwaderkommandantin beim Geburtstagsessen gestört wurde, gab es einen wichtigen Grund.
Martinez konnte einen Blick auf den Chamäleonstoff des linken Unterarms erhaschen, wo sich das Bild des Oberstabsfeldwebels herausschälte, der momentan auf der Brücke die Illustrious steuerte.
»Meine Lady, soeben ist die Antwort des Gouverneurs von Termaine eingegangen.«
»Übermitteln«, befahl Michi.
»Es ist eine reine Textnachricht. Sie lautet: ›Angesichts der Überlegenheit Ihrer Piratentruppe und angesichts der Millionen, die in Bai-do unter Ihrem Befehl ermordet wurden, bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihre ungerechten und tyrannischen Forderungen zu erfüllen. Flottenkommandeur Jakseth, Militärgouverneur.‹«
Michi hörte sich amüsiert die Beleidigungen an und platzte laut heraus, als der Name des Gouverneurs fiel. »Was denn, Jakseth ist inzwischen Flottenkommandeur? Er hing auf der Liste der Kapitäne fest, seit ich die Akademie verlassen habe.«
Martinez war dankbar, dass der Krieg vom Gefecht zwischen Chandra und dem Kapitän ablenkte.
»Antwort an den Gouverneur«, fuhr Michi fort. »Ebenfalls reiner Text, da er es so haben will. ›Glückwünsche zur Beförderung zum Flottenkommandeur. Mögen Sie in dieser Funktion ebenso viel Erfolg haben wie als Kapitän der Champion. ‹«
Daraufhin lachte auch Fletcher. Martinez wartete, bis Michi die Durchsage beendet hatte, dann erkundigte er sich nach dem Grund für ihre Bemerkung.
»Es tut mir leid, Lady Geschwaderkommandantin, aber ich verstehe Ihre Antwort nicht ganz.«
»Die Champion war Jakseths letztes Kommando«, erklärte sie. »Er hat beim Andocken in Comador einen Unfall gebaut. Ein Schaden von mehreren Millionen, der allein seine
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