Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
könnten Leutnant Prasad fragen.« Sie sprach jetzt schnell, als wollte sie das unangenehme Thema so rasch wie möglich abschließen. »Wie Sie wahrscheinlich schon gehört haben, hatten sie und der Kapitän eine intime Beziehung. Möglicherweise hat er zu ihr Dinge gesagt, die er öffentlich nicht … die er keinem anderen anvertraut hätte.«
»Danke«, sagte Martinez. »Ich werde der Reihe nach auch mit den anderen Leutnants sprechen.«
Er konnte sich nicht vorstellen, dass Fletcher zwischen Koseworten auch Mordpläne gemurmelt hatte, sofern er überhaupt ein Mann gewesen war, der Koseworte benutzte. Ebenso wenig konnte er sich vorstellen, dass Chandra so etwas für sich behielt, und ganz besonders nicht, nachdem sie und Fletcher sich im Streit getrennt hatten.
»Danke für Ihre Offenheit«, sagte Martinez, auch wenn er genau wusste, dass Kazakov nicht völlig offen gewesen war. Andererseits wusste er es durchaus zu schätzen, dass sie diskret sein konnte, und war der Ansicht, dass er sehr gut mit ihr zusammenarbeiten konnte.
Zum Abschluss des Gesprächs unterhielten sie sich über Kazakovs Zukunftspläne. Ihre Karriere war genau geplant, nichts blieb dem Zufall überlassen. Eigentlich hätte ihr ein Freund der Familie das Kommando über die Fregatte Storm Fury übertragen sollen. Der Plan hatte sich jedoch in Wohlgefallen aufgelöst, da die Fregatte samt Freund schon am ersten Tag der Meuterei von den Naxiden gekapert worden war.
»Falls ich jemals in einer Position sein sollte, etwas für Sie zu tun, werde ich mich für Sie verwenden.«
Kazakov strahlte. »Vielen Dank, mein Lord.«
Es konnte sicher nicht schaden, wenn ein Clan wie die Kazakovs den Martinez verpflichtet waren.
Nachdem die Erste gegangen war, verschloss Martinez die Weinflasche und leerte sein Glas. Dann öffnete er mit dem Kapitänsschlüssel die Personalakten, um sich die Daten der Leutnants anzusehen. Dabei kam er auf die Idee, dass Fletcher möglicherweise in Thucs Akte einen Hinweis hinterlassen hatte, der die Hinrichtung des Ingenieurs erklärte. Martinez öffnete Thucs Akte zuerst und las sie.
Es gab keine Hinweise. Thuc diente seit zweiundzwanzig Jahren in der Flotte, hatte vor acht Jahren die Prüfung zum Meisteringenieur abgelegt und war seit fünf Jahren an Bord der Illustrious . Fletchers Kommentare zu Thucs Leistungen waren knapp, aber wohlwollend.
Martinez las die Akten der anderen älteren Mannschaftsdienstgrade und nahm sich dann die Leutnants vor. Kazakov hatte deren Leistungen recht zutreffend beschrieben. Die Bewertungen, die Fletcher vorgenommen hatte, waren ihr natürlich nicht bekannt gewesen. Überwiegend klangen sie nüchtern, knapp und positiv. Fletcher neigte nicht dazu, seine Untergebenen zu sehr zu loben, sondern verteilte positive Bewertungen tröpfchenweise wie eine köstliche Soße auf dem Nachtisch. Über Kazakov hatte er geschrieben: »Ein hervorragender leitender Offizier, auf jedem Gebiet ihres Berufs bewandert. Einer weiteren Beförderung und der Übernahme eines eigenen Kommandos steht nichts im Wege.«
Die Formulierung, es stehe nichts im Wege, war keine leidenschaftliche Empfehlung, Kazakov möglichst schnell ein eigenes Schiff zu geben, doch diese zurückhaltende Art des Lobs schien Fletchers Stil zu entsprechen. Vielleicht hatte er es nicht für nötig gehalten, seine Offiziere mit Lob zu überhäufen, da deren Karrieren ohnehin von langer Hand geplant waren.
Nach den trockenen Bemerkungen über die anderen Offiziere traf ihn Chandras Bewertung wie ein Donnerschlag. »Diese Mitarbeiterin hat, soweit es dem Kapitän bekannt ist, in technischer Hinsicht keine Anzeichen von Unfähigkeit gezeigt. Ihr chaotisches und impulsives Verhalten hat die Atmosphäre auf dem Schiff jedoch nachhaltig gestört. Ihre emotionale Reife entspricht nicht den hohen Maßstäben der Flotte. Eine Beförderung scheint nicht ratsam.«
Der seltsam formulierte erste Satz enthielt das Wort »Unfähigkeit«, ohne sie direkt zu bezichtigen, und der Rest war reines Gift. Martinez starrte die Akte lange an, dann überprüfte er das Datum, an dem Fletcher das letzte Mal auf die Datei zugegriffen hatte. Es war um siebenundzwanzig einundzwanzig am vergangenen Abend gewesen, knapp sechs Stunden vor seiner Ermordung.
Martinez’ Mund wurde trocken. Chandra hatte die Beziehung mit Fletcher beendet, und nach zweitägiger Denkpause hatte Fletcher eine Rakete abgefeuert, die Chandras Karriere zerstören sollte.
Wieder ein paar Stunden
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