DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
er einen Zaubertrick vorführen wollte. »Natürlich passe ich auf.«
Janie nickt. »Na gut. Hundertzwanzig ist genug.«
Er lacht. »Sollten wir nicht lieber bei fünfzig anfangen?«
»Hundertzwanzig sind in Ordnung für einmal Heben«, erklärt Janie, bückt sich und legt selbst die Gewichte auf. Die Schüler, von Coach Crater angestachelt, geben sich amüsiert.
Janie macht die Scheiben fest und legt sich auf die Bank, die Stange über der Brust. »Fertig?«
Sie wartet darauf, dass er hinter ihr seine Position bezieht, und greift nach der Stange, schließt die Augen und konzentriert sich tief durchatmend so lange, bis sie die ablenkenden Geräusche um sich herum nicht mehr wahrnimmt. Dann hebt sie die Hantel an, hält sie einen Moment, senkt sie gleichmäßig auf ihre Brust herunter und stößt sie mit aller Kraft hoch. Ein paar Sekunden lang hält sie sie oben, dann legt sie sie sanft in die Halterung.
»Bei Wiederholungen nehme ich fünfundachtzig«, erklärt sie und trifft die entsprechenden Vorbereitungen. Damit wiederholt sie die Übung acht Mal, legt die Hantel zurück, und erst als sie fertig ist, achtet sie wieder auf ihre Umgebung. Es ist ziemlich still geworden.
Coach Crater hat ein dümmliches Grinsen im Gesicht und sieht auf sie herunter. Janie wendet sich zur Seite, um sich aufzusetzen, und geht zu den anderen. Später in der Stunde kann sie die Hälfte ihres täglichen Trainings absolvieren. Das ist ein Bonus.
»Arschloch«, murmelt sie Coach Crater zu, als sie am Ende der Stunde geht.
»Was?«
Sie geht weiter.
Fünf Minuten nach Beginn der Lesestunde trifft sie ein Papierkügelchen von Carl. Sie verdreht die Augen und faltet es auf.
Stacey steht darauf.Janie sieht auf. Staceys Kopf ist auf ihre Bücher gesunken. Ihre Augen sind geschlossen. Janie beißt sich auf die Lippen und nickt. Carl sieht es und lächelt ihr aufmunternd zu.
Ihr Puls ist vom Sport immer noch erhöht. Sie fühlt sich stark. Sie hat gut geschlafen, gut gegessen … alles spricht dafür. Jetzt muss Stacey nur noch …
Sie hält sich am Tisch fest und wird in Staceys Auto gesogen. Stacey fährt wieder wie eine Irre. Vom Rücksitz ertönt das Knurren und der Mann taucht auf, legt die Hände um Staceys Hals.
Janie fragt sich, ob das wohl die beste Gelegenheit ist, oder ob sie lieber noch warten sollte. Aber sie ergreift sie lieber, für den Fall, dass Stacey aufwacht, bevor sie zum Wald kommen.
Stacey rast wild durch die Gegend. Janie konzentriert sich, ballt die Fäuste und versucht, den Traum anzuhalten. Als er langsamer wird, will sie einen Blick auf den Mann werfen, doch sofort wird der Traum wieder schneller. Sie kann nicht beides gleichzeitig. Wieder konzentriert sie sich darauf, die Szene anzuhalten, denn sie weiß, dass ihre Kräfte begrenzt sind. Mit einer großen Anstrengung schafft sie es, die Szene langsamer werden zu lassen und anzuhalten. Sie bleibt perfekt konzentriert, dreht sich langsam um, sieht die Angst in Staceys Gesicht, sieht die Händedes Mannes um ihren Hals, seine Arme und langsam, langsam sieht sie sein Gesicht.
Er trägt eine Skimaske.
Janie verliert die Konzentration und der Traum nimmt seine normale Geschwindigkeit wieder auf. Verdammt. Sie landen im Graben, in den Büschen, und der Wagen kommt zum Stehen. Die blutüberströmte Stacey klettert durch die Windschutzscheibe und rennt in den Wald, der Vergewaltiger hinter ihr her. Janie versucht erneut, den Traum anzuhalten, als der Mann nach Stacey greift, mit aller Kraft, aber sie schafft es nicht. Der Vergewaltiger hat Stacey, stolpert, er fällt über sie her und dann hört der Traum abrupt auf, wie jedes Mal.
Jetzt wünscht sie sich, sie hätte versucht, Stacey dabei zu helfen, den Traum zu ändern. Vielleicht nächstes Mal.
Doch insgeheim wünscht sie sich, dass es gar kein nächstes Mal gibt.
Als sie eine Viertelstunde später wieder sehen und sich bewegen kann, ist die Bibliothek leer. Carl drückt sie einen Moment lang fest an sich und sie kann gar nicht sagen, wie wunderbar sich das anfühlt. Er geht mit ihr zum Parkplatz, bringt sie nach Hause und holt wie beim letzten Mal ihr Auto.
Janie isst und trinkt, sieht nach ihrer Mutter und schläft auf dem Sofa ein.Als sie aufwacht, ist er da. Mit den Füßen auf dem Tisch liest er ein Buch.
»Hi!«, begrüßt sie ihn. »Wie spät ist es?«
»Kurz nach acht Uhr abends. Wie geht es dir?«
»Gut.«
»Ist deine Mum da?«
»Im Schlafzimmer, wie
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