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Dreamboys 01 - Tigerjunge

Dreamboys 01 - Tigerjunge

Titel: Dreamboys 01 - Tigerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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entdeckt hat? Ihr tut doch alle immer so tolerant! Warum steht ihr da und starrt uns an, als ob wir vom Mars kämen?« Da bemerkte ich, dass Tarun innerhalb von Sekunden verschwunden war. Tarun! Mein Leben! Wo bist du?, schrie mein Innerstes. »Ihr alle«, brüllte ich verzweifelt, »ihr seid nicht einmal gut genug, um meinen Freunden auch nur die Schuhspitzen abzulecken!« Dann packte ich Sanjay am Arm und stürmte mit ihm – ohne mich bei irgendwem zu entschuldigen – aus dem »Goldenen Adler«, vorbei an den entsetzten Verwandten und den grinsenden Kellnern, hinaus auf den winterkalten, dunklen Münsterplatz.
    »Wo ist er?«, fragte ich Sanjay heiser. »Wo ist Tarun?« Nichts anderes interessierte mich.
    »Er ist rausgerannt, ganz schnell«, sagte Sanjay verschüchtert.
    »Such ihn! Herr im Himmel, such ihn! Geh nach links, ich gehe nach rechts!« Ich stürzte los, wie blind vor Angst. Nur wenige Menschen waren unterwegs. Einzelne Schneeflocken fielen auf mich nieder. »Tarun!«, rief ich immer wieder. »Tarun! Komm zurück! Es ist alles gut!«
    Ich sah Jana vor dem Restaurant auftauchen, anscheinend suchte sie nach mir. Doch ich wollte nicht mit ihr reden. Rasch verbarg ich mich im Laubengang des türmchengeschmückten, historischen Kaufhauses hinter einem der roten Pfeiler.
    Da löste sich aus dem schwarzen Pfeilerschatten des fast fünfhundertjährigen Kaufhauses eine schlanke, dunkle Gestalt und kam auf mich zu. Weiche Arme umschlangen mich fest, heiße Lippen drückten sich auf meinen Mund.
    Selig umfasste ich meinen Tarun. Nichts sonst war wichtig in diesem Moment, nur er, seine Liebe, seine Furcht.
    »Ich liebe dich, Tarun!«, flüsterte ich zwischen den Küssen.
    »Bist du nicht böse?«, wisperte er.
    »Nein, Tarun, ich bin dir niemals böse! Ich hatte Angst um dich, als du so plötzlich fort warst.«
    »Ich dachte, sie wollen mich schlagen«, sagte er leise. »Darum bin ich weggelaufen.«
    »Wenn sie das wagen, sollen sie mich kennenlernen!«, schnaufte ich grimmig. »Ah, da ist Sanjay! Kommt, wir wollen ein Taxi nehmen zur Villa und unsere Sachen packen. Dann suchen wir uns ein Hotel. Und dann rufen wir Alain an und erzählen ihm alles.«
    Sie umhalsten mich beide. Langsam beruhigte ich mich. Wir würden es auch ohne meine Eltern schaffen! Ich schwor mir, dieses gesellschaftliche Getue nicht mehr mitzumachen. Oliver tat mir leid, aber er musste selbst sehen, wie er zurechtkam.
    »Wie kam das, mit Oliver?«, fragte ich Tarun, während wir auf ein vorbeifahrendes Taxi warteten.
    »Er sprach mit mir«, erzählte er. »Er fragte nach Indien, aber er sah mich so an, als ob er Lust hatte. Du hast damals gesagt, ich soll nicht vor zweihundert Leuten fragen, sondern allein. Ich nahm ihn mit in diese Ecke, da waren die Pflanzen, keiner sah uns. Und ich fragte ihn, ob ich seinen Schwanz anfassen darf. Er war ganz aufgeregt, aber er ging nicht weg, als ich ihn anfasste. Dann machte ich seine Hose auf.«
    Ich musste lächeln. Tarun war, wie immer, sehr lernfähig, nur das Ergebnis blieb immer dasselbe – er nahm sich, wozu er Lust hatte. Und dieses Mal hatte er wirklich nicht einen Tropfen Alkohol getrunken.
    Plötzlich legte mir jemand die Hand auf die Schulter. Ich drehte mich um.
    Oliver stand da, in seinem Hochzeitsanzug. Immerhin war sein Hosenstall jetzt geschlossen. »Es tut mir so leid«, sagte er.
    Ich sah ihn an. Er war wirklich ein hübscher Bursche. »Das muss dir nicht leidtun! Manchmal braucht man einen Tritt, um sich von der Verwandtschaft endlich zu lösen. Dank dir habe ich das gerade geschafft.«
    Er lachte etwas gequält. »Äh – ich auch! Ich werde die Ehe mit Melu annullieren lassen. Es war von Anfang an … nur Krampf.«
    »Tu das!«, gab ich zufrieden zurück.
    »Ich wohne hier gleich zwei Straßen weiter, Niklas, in der Herrenstraße. Es ist nur eine kleine Studentenbude, aber ich würde mich freuen, wenn ihr bei mir wohnt, bis ihr eine eigene Wohnung habt.«
    »Das ist lieb von dir, aber zu viert wird es sicher zu eng. Wir nehmen erst mal ein Hotel.«
    »Bitte!«, sagte er leise. Seine braunen Augen flammten auf. »Kommt zu mir!«
    Ich sah Tarun und Sanjay an, die begeistert nickten, und fügte mich gern.
    Nachdem wir unsere Sachen in der wie ausgestorben wirkenden Villa in aller Eile zusammengepackt hatten, fuhren wir im Taxi zur Herrenstraße. Oliver erwartete uns schon. Ich freute mich, dass wir ihn für die richtige Seite seines Lebens gerettet hatten.
    Sein Appartement war

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