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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Feind. Ich bin nicht der Feind.
    Siehst du, Mom, sagte Helen. Sie nennt mich den Feind. Wer nennt die eigene Schwester den Feind? Gehen Familienmitglieder so miteinander um?
    Sie hat recht, Suzie-Q. Entschuldige dich auf der Stelle bei deiner Schwester.
    Galens Mutter mit dem Gesicht in den Händen, Rücken und Brust eingefallen zwischen den Schultern.
    Du entschuldigst dich augenblicklich, Suzie-Q!
    Galen wollte seiner Mutter beistehen, wusste aber nicht, wie. Seine Großmutter war jetzt wütend und wähnte sich auf festem Boden. Sie bildete sich ein, das Problem zu kennen, und das war ja vielleicht auch besser, als ahnungslos zu sein.
    Sie hat doch schon gesagt, dass es ihr leid tut, sagte Galen.
    Wie bitte?
    Sie hat schon gesagt, dass es ihr leid tut, aber du verlangst dauernd, dass sie sich entschuldigt, und darum weint sie jetzt.
    Ach, leck mich doch, sagte Helen. Das lässt sich nicht einfach so umdrehen. Suzie-Q muss sich bei mir entschuldigen, Mom. Sie hat nicht gesagt, dass es ihr leid tut.
    Wie redest du denn, Helen.
    Leck mich am Arsch, Mom. Wenn dein Gedächtnis wirklich so schlecht ist, dann ist sowieso egal, was ich jetzt sage. Morgen sag ich dann was anderes.
    Helen!
    Helen was? Was machst du dann, Mom? Du hast bereits mein Leben zerstört, und ich hab bereits dein Geld genommen, also brauche ich dich nicht mehr. Du bist die schlechteste Mutter, die die Welt je gesehen hat. Und weißt du auch, warum?
    Aufhören, Helen, sagte Galens Mutter. So gehst du nicht mit ihr um.
    Konzentrier dich, Mom. Weißt du, wieso du die schlechteste Mutter überhaupt bist?
    Wie kannst du so mit mir reden? Bist du nicht meine Tochter?
    Das ist es ja. Ich bin deine Tochter, und du hast mich nicht beschützt. Darum bist du die schlechteste Mutter. Weil ich deine Tochter bin und du nichts unternommen hast, um mich zu beschützen.
    Du bist auch die schlechteste Großmutter, fiel Jennifer ein. Du liebst Galen, weil er einen Schwanz hat, aber du weißt nicht mal, dass ich überhaupt hier bin.
    Galens Großmutter schüttelte den Kopf. Ihre Augen waren feucht. Nein, sagte sie. Nein.
    Das ist die Katze, vor der du Angst hast, Mom, sagte Helen. Die Katze ist die Wahrheit. Die Wahrheit über dich.
    Wir wollen alle, dass du stirbst, sagte Jennifer mit einer Stimme, die liebevoll und fürsorglich klang, was es umso beängstigender machte. Sie griff nach der Hand ihrer Großmutter. Wir warten alle darauf, dass du stirbst.
    Galens Großmutter zuckte zurück, als wäre sie gebissen worden. Sie war aufgestanden, der Stuhl umgekippt. Sie hielt die Hand, die Jennifer angefasst hatte, hielt sie dicht bei sich wie zum Schutz. Ich muss weg von euch, sagte sie. Ich muss weg von euch allen.
    Sie öffnete die Hintertür und rannte hinaus. Sie war schnell.
    Galens Mutter stand auf, um hinterherzulaufen, aber Helen packte sie am Arm und zerrte sie zu Boden. Nicht doch, sagte sie. Galens Mutter versuchte zu kriechen, aber Helen stürzte sich auf sie und drückte sie zu Boden. Nein, Suzie-Q eilt nicht zu Hilfe, sagte Helen. Nicht noch einmal.
    Galen konnte nicht fassen, was hier geschah. Es war wie ein absurdes Wrestling-Match, bei dem er sich einer Mannschaft anschließen sollte. Er versuchte, zu seiner Mutter zu kommen, aber Jennifer boxte ihn an die Schläfe.
    Scheiße, sagte er. Das tut weh. Als er sich abwandte, boxte sie ihn auf den Rücken.
    Hör auf damit, sagte er und versuchte, ihr zu entgehen. Er wich zur Haustür zurück, streckte zur Abwehr die Arme aus, aber sie schlug sie weg. Warum tust du das?, fragte er. Ich liebe dich.
    Jennifer lachte. Lachte ihm ins Gesicht, ein oder zwei Stunden, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Sie lachte, und das gefiel ihr, ihn zu schlagen gefiel ihr.
    Ich verstehe dich nicht, sagte er.
    Ach, sieh an, sagte sie. Wie süß. Sie sprach mit ihm wie mit einem Kind oder einem Welpen, die Augenbrauen hochgezogen und der Kopf geneigt. So zeigen wir uns in dieser Familie unsere Liebe. Willkommen in der Familie. Dann boxte sie ihm an den Hals.
    Galen entkam durch die Vordertür und versuchte zu atmen. Wankend rang er nach Luft, aber seine Kehle fühlte sich zerschmettert an. Er sackte aufs Geländer und hielt sich fest. Da bekam er Luft. Sie strömte herein, schmerzhaft. Er würde nicht sterben.
    Er musste seine Großmutter finden. Sie irrte bestimmt irgendwo umher, und wenn sie zu weit weglief, würde sie nicht mehr wissen, wie sie zurückkam. Und es war kalt.
    Um die Terrasse herum und am Schuppen vorbei,

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