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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Dauernd passierte ungeheuerliche Scheiße in der Katzenwelt, aber die Katze hörte nichts und sah nichts.
    Wir fahren nach Hause, Helen, und wenn du in meinem Wagen mitfahren willst, lässt du das jetzt auf der Stelle sein.
    Herrgott, Schwesterchen, ich will doch nur über meine Gefühle reden.
    Ich habe genug gehört. Ich kann nicht mehr. Ich fahre in zehn Minuten. Zehn Minuten. Dieser ganze Küchenkrempel kann hierbleiben. Ihr habt allesamt zehn Minuten, euch mit eurem Zeug ins Auto zu setzen. Hol deine Handtasche, Mom, und Galen hilft dir mit deinem Koffer.
    Dann war sie die Treppe hoch.
    Tja, sagte Helen. Dann fahren wir wohl. Es ist schließlich ihr Wagen, und sie hat die Schlüssel. Da kann man nichts machen.
    Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht.
    Deine Tochter versucht, dich vor mir zu retten. Aber ich bin auch deine Tochter. Das ist komisch, oder? Und ein kleines bisschen unfair, wenn man bedenkt, was in der Vergangenheit alles so passiert ist.
    Das verstehe ich nicht.
    Tja nun, schön für dich. Ich glaube, du hast absichtlich alles vergessen. Denn wie kannst du für etwas verantwortlich sein, wenn du dich gar nicht daran erinnerst?
    Gehen wir, Grandma, sagte Galen. Ich helfe dir in deinem Zimmer mit dem Koffer.
    Die neue Suzie-Q kommt zu Hilfe.
    Wir müssen jetzt los, Grandma.
    Wollt ihr wissen, was ich will?, fragte Helen. Das interessiert euch doch, oder? Ich will, dass alles ungeschehen gemacht wird. Das ist das Maß an Verantwortung, das ich verlange.
    Galen nahm seine Großmutter am Arm, und sie stand endlich auf. Es tut mir leid, Helen, sagte sie. Was auch immer es ist, es tut mir ja leid.
    Komm mir nicht so hochnäsig, Mom. Zufrieden bin ich, wenn du umkehren und das alles ungeschehen machen kannst. Erst dann hast du dich bei mir entschuldigt.
    Galen zog seine Großmutter ins Wohnzimmer und von da ins Schlafzimmer. Er half ihr, ein paar Kleidungsstücke in ihren kleinen Koffer zu packen.
    Es geht mir nicht gut, sagte sie.
    Was hast du denn?, fragte er. Bist du krank?
    Nein. Nicht krank, glaube ich. Aber ich fühle mich seltsam. Schrecklich.
    Tut mir leid, Grandma. Er zog den Reißverschluss des Koffers zu und reichte ihr die Handtasche. Wir haben alles, sagte er. Jetzt gehen wir zum Wagen. Komm mit.
    Er war bereit, es wenn nötig mit Helen aufzunehmen, aber sie war noch nicht ins Wohnzimmer gekommen. Er huschte mit seiner Großmutter durch die Lücke zwischen Ausziehbett und Wand und gelangte nach draußen. Legte ihren Koffer in den Kofferraum und öffnete die Beifahrertür.
    Fahren wir jetzt los?, fragte sie.
    Ja. Nur noch ein paar Minuten. Ich bin gleich zurück.
    Ist gut, sagte sie und setzte sich rein, er machte die Tür zu, und sie wartete mit der Handtasche auf dem Schoß.
    Jetzt waren sie im Wohnzimmer, packten emsig ihre Sachen zusammen und achteten nicht auf ihn. Er gingnach oben, und da stand seine Mutter an der Treppe mit dem Koffer in der Hand.
    Entschuldigung, sagte er, doch sie reagierte nicht. Wartete bloß darauf, dass er ihr Platz machte, und ging hinunter. Er stopfte seine Sachen in den Seesack und legte sich dann einen Moment aufs Bett. Etwas schwindelerregend, was auf dieser kurzen Reise alles passiert war. Was er allerdings nie vergessen würde, war der Sex mit Jennifer. Der Höhepunkt seines Lebens. Ihre gespreizten Beine hier auf diesem Bett.
    Galen hatte jetzt einen Steifen, und auch wenn der Zeitpunkt schlecht gewählt war, wichste er schnell bei dem Gedanken daran, wie Jennifer sich angefühlt und ausgesehen hatte. Um seine Erinnerungen zu bewahren, die Bilder zu erhalten. Er wollte sich bis ins hohe Alter daran erinnern. Er wollte noch auf dem Totenbett wichsen und sich an Jennifer mit siebzehn erinnern.
    Er wischte mit Klopapier auf, wusste aber nicht, wohin damit. Der Müll war schon geleert und im Ofen kein Feuer mehr. Es würde riechen, wenn er es liegen ließ, und wenn er es mitnahm, würden sie es im Auto riechen.
    Er ging die Treppe runter, den Seesack vorne in einer Hand und das Klopapier hinterm Rücken in der anderen. Sah nach rechts und links, und da keiner in der Nähe war, schlüpfte er durch die Küche hinaus in Richtung Schuppen, wo er den Streifenhörnchen das Knäuel hinwarf. Vielleicht half es ihnen bei der Isolierung ihres Baus oder ihres Nests oder was immer sie hatten. Dann drehte er den Haupthahn zu und ging zur Terrasse hinunter, wo er auf seine Mutter traf.
    Ich hab schon mal den Hahn zugedreht, sagte er.
    Sie sagte nichts. Sie sah aus, als

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