Dreck: Roman (German Edition)
Füße zerschunden. Verdammt, sagte er. Ich kann mich nicht konzentrieren. Wieso haben wir nichts von dem Scheißgeld ausgegeben? Ich glaub das nicht.
Ich wollte nicht, dass du gehst.
Wie bitte?
Ich wollte nicht, dass du mich verlässt. Ich wollte nicht, dass du aufs College gehst. Das war alles. Ich habe nicht versucht, das Geld für mich zu behalten. Ich wollte dich nur nicht verlieren, Galen.
Du bist krank.
Ich liebe dich, Galen.
Du bist irre. Hör auf, mit mir zu reden.
Ich wollte nur dein Bestes, Galen. Ich habe dich immer geliebt.
Halt den Mund.
Und du kannst alles haben. Du kannst dein Leben frei wählen.
Galen war das alles zuwider. Und seine Füße brannten. Er konnte nicht einfach so rumstehen. Also hoppelte er auf die schattige Seite. Aua, sagte er und setzte sich auf die Erde, fasste mit der heilen Hand einen Fuß an und fühlte, wie heiß und empfindlich die Haut geworden war.
Du wirst so viel Geld haben, dass du machen kannst, was du willst, flüsterte sie. Sie war ihm auf diese Seite gefolgt. Du musst niemals arbeiten. Du kannst dir irgendwo ein Haus kaufen.
Halt's Maul!, schrie er. Die Kehle ausgeblasen, derKopf schwindlig, wieder verloren. Sie hatte ihn daran gehindert, sein Leben zu leben. Dasselbe hatte sie Helen und Jennifer angetan. Jahrelang hatte sie alle angelogen. Er wollte ihr den Hammer auf den Kopf hauen.
Du könntest nach Mexiko gehen.
Verdammt noch mal!, brüllte er. Halt dein dreckiges Maul! Du versuchst, mich zu zerstören.
Ich versuche, zu leben. Ich versuche, hier drin nicht zu sterben.
Galen mühte sich, den inneren Frieden wiederzuerlangen, den er neben der Bewässerungsanlage empfunden hatte, beim Wassertrinken. Wie konnte der sich so schnell verflüchtigen? Er war wie ein Pingpong-Ball, der ständig hin- und herhüpfte.
Er brauchte Schuhe. Ohne Schuhe würde er sich nicht auf die Bretter konzentrieren können. Also hoppelte er in die Plantage, mied nach Möglichkeit die glühende Erde und fand seine Schuhe in einer Furche neben den Shorts. Band sie so schnell es ging im Sitzen, während die dünne Haut an seinem Hintern brannte.
Okay, sagte er und stand auf. Ich bin bereit. Keine Ablenkung mehr. Die Fußsohlen taten auch in den Schuhen noch weh. Sie waren wirklich verbrannt, verletzt. Erstaunlich, dass der Mensch überhaupt überlebt hatte. Eigentlich bräuchten wir dickere Fußsohlen und mehr Haar oder sogar eine Kruste, irgendeine Bedeckung.
Er schleppte ein weiteres Brett an, blinzelnd im grellen Licht, hob es an und nagelte es an den Schuppen, während die Sonne seinen Rücken röstete. Der Schweiß fast sofort überall, die Luft ein Sarg, eng und dicht und erstickend. Er holte das nächste Stück Holz und dann noch eins, fand seinen Rhythmus. Die Nägel heiß in den Fingern, die zerquetschte Hand lodernd vor Schmerz.
Ihm war so schwindlig vor Hunger, dass er gar nicht erst in die Meditation zu finden versuchte. Er versuchte lediglich, durchzuhalten und aufrecht stehen zu bleiben. Einfach jedes Brett hochzuheben, den Nagel anzusetzen, behutsam einzuschlagen, dann festzuhämmern. Wenn Rücken und Schultern und Nacken zu heftig brannten, griff er in die frische Erde, die er geschaufelt hatte, und bedeckte sich damit, und sie vermischte sich mit dem Schweiß zu einer Art Schlammpaste, die ihn schützen würde.
Seine Mutter, die ihn zerstörte und zu lieben vorgab, wie Helen bei Jennifer. Wobei Helen tatsächlich für Jennifer kämpfte. Helen war vielleicht wirklich. Sie schien nicht völlig unmöglich. Seine Mutter schon.
Galen kam gut voran. Die Sonne hoch oben, kein Schatten, nirgendwo Schatten, brennende Augen, weiß gewordene Welt, und schließlich ging er zum Wasserhahn neben dem Feigenbaum, drehte ihn weit auf und trank mit gierigen Schlucken, das Wasser zunächst warm, aber dann kühl, und er sank vor dem sprudelnden Wasser auf die Knie, tauchte ab und rollte sich im Gras und ließ sich kühlen und säubern, der ätherische Strom mit der Farbe von Glas, der Farbe von Licht, der Kraft, das Brennen aufzuhalten. Er war wieder achtsam, belebt, und er lag da, nur wenige Meter vom Schuppen auf dem Bauch, während das Wasser ihm auf den Rücken schwallte und in die Hand stach, und dachte an seine Mutter, die dasWasser nicht erreichen konnte. Dieses viele Wasser so nah bei ihr. Er ließ es laufen und laufen und dachte daran, eine Weile zu schlafen, an Ort und Stelle, unter dem Wasser, aber er lag in der prallen Sonne, und er wusste, jetzt verbrannte er sich
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