Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
beschließe, mich nach Stockbridge zu begeben. Es ist bloß ein Katzensprung, also steige ich aus und gehe zu Fuß durch die dunklen Straßen zu unserem Präsidium rüber.
    Es sind immer noch einige Lichter an, aber der Laden ist praktisch menschenleer. Die Raumpfleger sind da, aber sie sind in unserem Stockwerk. Sie haben Schlüssel, die auf alle Bürotüren passen, und ich habe mir schon vor ein paar Jahren Nachschlüssel davon machen lassen. Ich hab früher nach Feierabend ne kleine Sachbearbeiterin auf ihrem Schreibtisch gefickt. Maureen. Hat geheiratet und aufgehört. War ganz fickbar, für alles zu haben.
    Ich nehme die Hintertreppe, die auf den Flur der Aktenhaltung führt. Ich gehe rein, öffne die Schublade, nehme den Ausdruck von Toals Manuskript und stecke ihn in meine Brieftasche. Dann gehe ich auf die Festplatte und lösche die Datei: »DARK /wks« vom Laufwerk C, nachdem ich mich vergewissert habe, daß es die richtige ist. Ich finde die Disketten und muß sie durchsuchen, um sicherzugehen, daß ich die richtigen Dateien lösche. Er hat zwei angelegt und ihnen andere Namen als der auf der Festplatte gegeben: »BOB/wks« und »CITY/wks«. Mit ihnen verfahre ich genauso.
    Ich lasse den Ersatzschlüssel in der Schublade und verschwinde. Ich höre die Staubsauger der Raumpfleger, und als ich unten vorbeikomme, gucke ich durch die Scheibe der Bürotür und sehe mit Schaudern Inglis und Drummond. Diese Fotzen, legen ne Nachtschicht ein. Bearbeiten offensichtlich den bei der Suche nach dem Hammer anfallenden Schreibkram. Sie werden nie rausfinden, wo er herkam, die erbärmlichen Drecksäcke. Ich glaube auch Gill-mans Stimme zu hören.
    Dann setzt mein Herz einen Schlag aus. Ich höre irgendwen die Hintertreppe hochkommen.
    Ich lasse mich auf alle viere fallen und ducke mich unter den Glasteil der Trennwand. Ich würde zu gern belauschen, worüber dieser zusammengewürfelte Haufen redet, und während ich unterhalb des Trennfensters weiterkrabbele, bin ich sicher, daß ich irgendwen »Robertson« sagen höre, aber wenn ich nicht mache, daß ich wegkomme, wird, wer immer da die Hintertreppe hochkommt, mich hier im Flur hockend finden. Ich zittere vor Aufregung und ich bin praktisch volltrunken und der Witz ist jetzt, ungesehen rauszukommen.
    Das Trennfenster wird zu Wand, und ich stehe auf und schreite zügig den Flur runter.
    Fuck!
    Ich höre Stimmen näher kommen, und ein Raumpfleger mit Mop und Eimer tritt hinter mir raus auf die erste Etage. Ich springe in den Schatten und wende mich zur Vordertreppe. Ich gehe verstohlen ein Stück nach unten, dann verdrücke ich mich in eins der Klos auf dem Absatz an der Treppenkehre, um mich zu beruhigen. Nachdem ich einige Minuten in der Kabine gezittert habe, wage ich mich hinaus. Die Luft ist rein. Und ich bin durch die Tür. Gott sei Dank, daß wir hier keinen Sicherheitsdienst haben.
    Ich kann mein Glück nicht fassen, als das Gebäude hinter mir zurückbleibt und ich nach Stockbridge runter und Richtung Innenstadt verschwinde, leichtfüßig auf dem harten, komprimierten Schnee. Einmal falle ich und liege lachend auf dem Arsch, als sie wieder zu fallen beginnen, die wunderschönen, perfekten weißen Flocken. Ich stehe auf und spaziere eine Weile, im Schnee singend.
     
    ... though we sometimesgo down we kin ey go back up ...
     
    Der schneidende Wind wird stärker, und nach einer Weile komme ich nicht mehr dagegen an und nehme ein Taxi nach Colinton. Im Taxi kann ich nicht aufhören zu lachen. Der Fahrer dreht sich um und sagt: – Sie scheinen nen netten Abend gehabt zu haben, Mann!
    – Allerdings hatte ich den, stimme ich zu.
    Wir labern über Fußball, die Hearts und daß Stronach seine Fußballschuhe an den Nagel hängen sollte. Ich komme fast in Versuchung, ihm ein Trinkgeld zu geben, besinne mich aber eines Besseren und weide mich an der stoischen Enttäuschung auf seinem Gesicht, als ich den exakten Fahrpreis abzähle.

[Menü]
Ladies Night
    Sonntag morgen und ich hole mir die News of the Screws, mache den Kamin an und überfliege schnell das Samstagabendprogramm, das ich auf Video aufgenommen hab. Immerhin hab ich's geschafft, daß die Kohlelieferung weiterläuft. Das ist eine Sache im Haushalt, mit der ich mich auskenne: n richtiges Feuer machen. Carole hat das nie gekonnt, das hat sie immer mir überlassen. Ich hab versucht, im Küchenbecken mit Spülmittel eine Hose zu waschen und sie zum Trocknen auf einen Klapp-Wäscheständer vors Feuer gehängt.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher