Drecksau
freiwillig für den Job zu melden. Natürlich ist sie nichts dergleichen, sie schöpft nur ihr Nutten-Schauspieltalent voll aus. Diesen Code knacke ich auf der Stelle und mache aus, daß sie heute abend bei mir vorbeikommt. Das ist gleich aus mehreren Gründe ein riskantes Unternehmen, aber wenn wir darauf warten, daß Carole vernünftig
und Fritten, wie es sie nur bei Crawford gibt, ein Riesenberg und triefend vor Fett. Bestehen eigentlich bloß aus beschissenem Mehl, aber sie bringen's trotzdem.
Ich freue mich darauf, heute abend Ciaire aus Aberdeen auszuprobieren, aber jetzt wird es Zeit, daß Ray und ich uns im Büro zurückmelden. Es ist wie immer ratsam, zuerst die Kantine aufzusuchen. Sie ist gut besucht, aber die Atmosphäre ist gespenstisch, und als ich mich umschaue, sehe ich Drummond mit einer riesigen Grußkarte in der Hand. An der gedrückten Stimmung merke ich sofort, daß irgendwas vorgefallen ist. Sie sieht fix und fertig aus, als hätte sie eine schreckliche Neuigkeit erfahren. Ich lebe auf. Ich gehe zu Dougie Gillman rüber. – Ich weiß nicht, ob du's schon gehört hast, sagt er mir, – aber Clell hat heute morgen versucht, sich umzubringen. Ist von der Dean Bridge gesprungen.
Diese Neuigkeit versetzt mich in ekstatische Begeisterung. Noch elektrisierender als der Gedanke an Clells Selbstmordversuch ist der Gedanke, daß er ohnehin elend dran gewesen sein muß, um ihn überhaupt zu unternehmen, und es mit diesem mißglückten Versuch nur geschafft hat, sich noch mehr zu demütigen, während der Schmerz nach wie vor da sein wird.
Was war das für ein Gefühl für Sie?
Ich versuche mich zusammenzunehmen, meine Gefühle in schockiertes Entsetzen zu konvertieren, aber ich kann meine hämische Freude nicht verhehlen und brauche es auch nicht sehr ernsthaft zu versuchen, da Gillman und ich absolut auf einer Wellenlänge sind. – Was ist passiert? huste ich.
– Die Bäume haben seinen Fall gebremst, aber er hat sich die Hüfte zerschmettert. Er ist im Princess Margaret Rose Krankenhaus. Er wird morgen operiert. Kriegt ne künstliche Hüfte.
– Ist das alles? frage ich.
Amanda Drummond ist mit der riesigen Karte, die alle unterschrieben haben, neben mich getreten. – Ich würde denken, das ist schlimm genug, sagt sie eisig.
– Natürlich ... so habe ich es nicht gemeint, protestiere ich überzeugend und lasse sie mit ihrer Unterstellung ein bißchen schäbig aussehen. – Laß mich die Karte da unterschreiben ... ist alles ein ziemlicher Schock ... weil er doch seine Traumversetzung zur Verkehrsüberwachung bekommen hat ... das will mir nicht in den Kopf...
– Natürlich ist es das ... es tut mir leid, sagt Drummond, – ich wollte nicht etwa andeuten ...
– Wird gesammelt?
– Karen und ich sammeln, sagt sie.
Das dachte ich mir. Kindermädchen für einen seelischen Krüppel spielen und dabei die Dienstpflichten vernachlässigen. Packt ihr ruhig weiter geistige Krüppel in Watte, wir versuchen hier ja nur, einen Mord aufzuklären.
Das Durchwühlen meiner Tasche fördert einen zerknitterten Zehner zutage, den ich Drummond reiche. Ich kenne ein Mädel, das einem dafür den letzten Tropfen Sperma aus den Eiern lutschen würde.
– Bruce ... hast du schon mit Bob gesprochen?
– Toal, korrigiere ich sie. – Heute noch nicht. Warum?
– Er sagte, du sollst dich mit ihm in Verbindung setzen, sobald du ins Büro kommst. Auf deinem Schreibtisch liegt ein Zettel deswegen.
– Ich gehe direkt hoch, sage ich zu ihr und mache einen Abgang. Toal tippt an seinem verfickten Drehbuch, als ich reinkomme,
er sichert nämlich verstohlen das, was er gerade auf dem Bildschirm hat und ruft ein anderes Programm auf. Er tut ganz cool, aber er sieht so schuldig aus wie ein Begbie im Juwelierladen. Er bittet mich, ihn eine Minute zu entschuldigen, ein natürliches Bedürfnis, sagt er. Als er rausgeht, gehe ich hinter seinen Schreibtisch. Der Bildschirm ist leer, diese gerissene Fotze. Im Schloß seiner obersten Schreibtischschublade steckt ein Schlüsselbund. Es sind offensichtlich Haus- und Autoschlüssel, der Schlüssel, der im Schloß steckt, muß Toal also sehr wertvoll sein, wenn er ihn mit den anderen zusammen aufbewahrt. Ich ziehe meinen Hemdärmel über meine Hand und drehe den Schlüssel.
In der Schublade liegt etwas, das wie ein dicker Bericht aussieht, nur ist es kein Bericht, es ist ein Drehbuchentwurf. Die Titelseite:
CITY OF DARKNESS: EIN GEHEIMNISVOLLER MORD
Drehbuch von Robert S.
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