Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
daß du früh kommst und spät gehst. Diese Taktik hat sich bei Toal, der als inkompetenter Beamter galt, mehr als ausgezahlt. Seht euch an, wo die Fotze jetzt ist. Aber der wird sich noch umgucken.
    Das erste, was Gus an diesem tristen, kalten Morgen zu mir sagte, war: – Fröhliche Weihnachten, Bruce.
    – Du mich auch Gus.
    Erster Weihnachtsfeiertag. Gus will früh anfangen und früh Schluß machen, damit er zum Abendessen bei der Familie ist. Ich will früh anfangen und scheißnochmal nie wieder Schluß machen.
    – Und was hast du für Pläne für den Tag, Bruce? fragt er.
    – Der übliche Familienkram, Gus. Und selbst?
    – Aye, ich auch. Edith brät nen Riesentruthahn. Hat Malcolms Frau Sarah da, um mitzuhelfen. Sie haben zwei kleine Stoppen. Dann kommen Angus und Fiona rüber. Die ham grade ihr erstes Kleines bekommen. Edith macht bestimmt ihren berühmten Glühwein. Heute nachmittag haben wir alle nen Kleinen im Tee. Ich dachte, ich verdrück mich und steh den anderen nicht zwischen den Beinen rum, bis alles fertig ist.
    Ich nicke wissend.
    Ich kann mich an Gus' Frau Edith erinnern. Ich hab sie n paarmal getroffen. Eine Frohnatur. Sie und Mister Superschwengel Gus mit ihrer Familienweihnacht. Kein Wunder, daß die alte Schreckschraube immer so n belämmertes Lächeln im Gesicht hat. Hätte ja jede Hure, bei der Gus sein Rohr verlegt. Aber wie die aussieht, wohlgemerkt: stinkendes Aas als zähes Schaffleisch verkauft. Der alte Gus tut mir beinahe leid. Was nützt es einem schon, den längsten Löffel in der Küche zu haben, wenn man damit immer nur denselben muffigen alten Suppentopf umrührt, der schon längst erkaltet ist. So spricht Bruce Robertson.
    Na, jedenfalls, wir überprüfen unten in Leith eine Bar, die morgens öffnet. Ein Teil der Kneipe ist voll von Polizisten aus der Wache in Leith. In den Frühkneipen kennen sie kein Wenn und Aber, Scheiß-Erster-Weihnachtstag oder nicht. Sind hauptsächlich Uniformspastiker, die gerade Feierabend haben, daher nicht wert, sie eines Worts zu würdigen, aber es macht Spaß, hier und da ein knappes, ernstes Nicken anzubringen, damit sie Paranoia kriegen, es würde ne interne Ermittlung laufen, und ein paar von den korrupteren Fotzen trinken hastig aus und verziehen sich. Wir haben sie schon vergessen. Ich erkenne einige Gesichter von der Freimaurerei; von der einen Fotze wußte ich gar nicht, daß er bei der Polizei ist.
    Wir schauen rüber in den anderen Teil der Kneipe, die von Angehörigen der Kriminellenklasse besetzt ist. Ein Gesicht am Pooltisch erkenne ich auf Anhieb. Definitiv ein Begbie. Ich bin nicht sicher, welcher, Joseph oder Francis oder Sean oder sonst so n dreckiger Papistenname. Die sehen alle gleich aus. Ich glaube, es ist Francis, der schlimmste von ihnen. Ein fieses Stück Mensch. Der Drecksack schaut hoch und dreht sich wieder zum Pooltisch um. Der miese Sack ist so paranoid, wenn man den in ner Kneipe beiläufig fragte, wo er war, als John Lennon starb, würde er sagen, er hätte im Volley Pool gespielt und jede Menge Zeugen dafür.
    Aber von meinem Kumpel Ocky ist nichts zu sehen. Ts, ts, ts, wie es in den Comics immer heißt. – Ich würd sagen, wir essen nen Happen, Gus, und nehmen uns dann die Bude von dem Mon-go vor. Mal sehen, ob er immer noch auf kleine Mädchen steht.
    – Alles klar, Bruce, lächelt Gus.
    Tja, der alte Gus ist schon ein feiner Kerl. N Großvater, der seine Enkel abgöttisch liebt, und trotzdem einer der gefürchtetesten Verhörspezialisten auf Gottes schöner Welt. Das ist das Großartige an alten Fotzen wie Gus, für die ist das mehr als ein Job. Er ist eifriger Kirchgänger und haßt Verbrechen und Gesetzlosigkeit aus tiefstem Herzen. Sein Problem ist, daß die christliche Nächstenliebe manchmal etwas mit ihm durchgeht.
    Wir kehren in nem Restaurant zum schmutzigen Löffel ein, ein Laden unten in den Docks, den wir kennen. Der ist auch immer geöffnet, ob Weihnachten oder nicht. Fuck sei Dank für solche Läden. – Was sagst du dazu, daß Ray Lennox sich um den Job bewirbt? frage ich.
    – Na ja, ich kann den jungen Ray schon verstehen: damit bring-ter sich für die Zukunft ins Gespräch.
    – Für mich beweist das fehlenden Respekt gegenüber unserei-nem, Gus. Ist seine Art, uns zu sagen, daß er uns nicht auf der Liste hat.
    – Meinste?
    – Ich hätte gedacht, du wärst noch am ehesten vergrätzt deswegen: ist ne klassische Rekrutierungstaktik, um das Feld einzugrenzen. Wenn du drei zur Auswahl hast, ist

Weitere Kostenlose Bücher