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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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bist.
    – Würde das bedeuten, der Perverse muß auch Engländer sein? fragt Bladesey erwartungsvoll.
    Wir passen uns dem Niveau dieses kleinen Schwachkopfs an. – Scharfsinnig, Bruder Blades, sehr scharfsinnig. Aber wir können es nicht wissen. Vielleicht ist er auch einfach ein besserer Parodist als ich zum Beispiel. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach wäre es eine gute Ausgangsbasis für unsere Vermutungen, diese Möglichkeit zumindest nicht auszuschließen. Wir müssen vom Prinzip der ohne Wenn und Aber anwendbaren Regeln ausgehen.
    Bladesey antwortet mit einem lachhaft wissenden Nicken und Grinsen. – Tja, ich muß mich auf die Socken machen. South ofthe border down Newmarket way.
    Mein Freund und Logenbruder Clifford Blades reist ab in den Schoß seiner spastischen Familie in England, während ich Hec-tor-den-Bauern anrufe, um mich zu vergewissern, daß unsere Verabredung für Montag morgen noch steht. Dann halte ich mit Ciaire in der Fischfabrik Rücksprache. Alle Systeme startklar.
    Schon bei dem Gedanken an die Lustbarkeiten des Montags bekomme ich ein Horn. Ich erwäge, bei Bunty anzurufen, wo sie jetzt so ganz allein ist, beschließe aber, es auf morgen zu verschieben, wenn Bladesey noch weiter aus den Augen und dem Sinn ist.
    Gerade stelle ich fest, daß die Tapes, die er im Plattenladen gekauft hat, noch auf dem Couchtisch liegen. Ich schmeiße sie zusammen mit dem Müll weg, so peinlich ist es mir, an etwas beteiligt zu sein, woran dieser Einfaltspinsel sein billiges Vergnügen hatte, ganz gleich wie flüchtig es war. Ich schmeiße ein paar McCain's Backfrites aufs Blech und mache mir Bohnen warm, die ich mit Curry würze.
    Zu meiner großen Begeisterung fallt Bruder Blades ebenfalls ein, daß er die Tapes vergessen hat. Ich dachte, es würde eine Weile dauern, bis es soweit wäre, aber nein, die dämliche Arschnase liefert sich selbst ans Messer. Er ruft später am selben Abend an und ich hebe nicht ab, sondern lasse ihn auf den Anrufbeantworter brabbeln. Das Schicksal kann hundsgemein sein, besonders zu Leuten wie Bladesey.
    – Hallo, ist da Bruce Robertson. Hier ist Frank. I should be sal-looky, looky, looky, i should be sal-looky in love ... Bin auf dem Weg zu meiner Mam ... aber ich hab die verflixten Tapes liegenlassen. Paß für mich drauf auf, ja!
    Und das alles sagt er mit einer wunderschönen, makellosen Frank-Sidebottom-Stimme. Ich reibe mir die Hände und drücke auf »Speichern«.
    Erwischt!

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Kurz und bündig
    Sonntag. Für manche ein deprimierender Tag, für mich der glücklichste Tag der Woche: da gibt es saftige Wochenendzulage. Ich kann meine Slipper nicht finden. Ich gehe raus ins vordere Zimmer, und mein Herz setzt einen Schlag aus. Ihr Bild ist vom Sideboard verschwunden. Natürlich. Die oberste Schublade.
    Ich öffne die Schublade und stelle es wieder hin.
    Es war Weihnachten, und ich hab ihr kein Geschenk gekauft.
    Das war
    Ich sehe mir das Bild einen Moment lang an, dann lege ich es in die Schublade zurück und knalle sie zu. Das arme kleine Ding, was für ne beschissene Mitgift. Ist besser, wenn ich mich von ihr fernhalte. Besser, wenn ich mich von ihnen allen fernhalte. In mir schlummert ein Virus, der zunehmend manifest wird.
    Aber es war Weihnachten, und ich habe ihr nicht mal n Geschenk gekauft.
    Nur wegen Carole hab ich ... normalerweise besorgt sie ihr ... sie hätte doch bestimmt... sicher, sie hat ihr bestimmt irgendwas von uns beiden gekauft.
    Sicher.
    Aber andererseits, das ist die Art, wie ihr Gehirn funktioniert: versucht uns, mich, gegen die Kleine auszuspielen. Sie lebt in Wolkenkuckucksheim. Da kenn ich kein Wenn und Aber. Einen Dreck kümmert mich die. Einen absoluten Scheißdreck.
    Ich ziehe meine stinkigen alten Klamotten an und enteise den Volvo. Den Motor hochzujagen und zu Meat Loafs Bat Out Of Hell über die Umgehungsstraße zu rasen, stellt die gute Laune einigermaßen wieder her. Jim Steinman, wahrscheinlich der groß-
    te Rockkomponist aller Zeiten. Die Fotze schreibt die reinsten Opern.
    Als ich ins Präsidium komme, stelle ich fest, daß beinahe die ganze Belegschaft angetreten ist; der ganze Weihnachtsscheiß steht ihnen schon bis oben hin. Bei allem Gewäsch über Familie, alte Freunde und Feiertagsstimmung hab ich immer wieder festgestellt, daß die meisten es kaum abwarten können, den ganzen Müll hinter sich zu haben und wieder an die Arbeit zu kommen. Ich habe festgestellt, daß Polizisten es nicht lange in Gesellschaft von

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