Drecksau
erscheint, wie ich es geplant hatte, Frank Sidebottoms großer Kopf auf dem Bildschirm und sagt den nächsten öden Popact an. Manchmal hat die Radio Times doch auch ihr Gutes.
– Mein Gott... der Kerl in der Glotze ... das ist genau die Art, wie Bunty seine Stimme nachmacht. Die Puppe im Fernsehen.
– Eh? sage ich und stelle den Fernseher lauter. Frank erzählt gerade, daß der nächste Act sonst immer ganz spät in der Nacht bei Jools Holland kommt und seine Mum ihn nicht aufbleiben läßt, um sie zu sehen ...
– Der Kerl mit dem Pappmachékopf...
– Schön. Offensichtlich irgendwer, der diese Fernsehfigur imitiert.
Wir warten auf den Abspann. – Mensch, sagt Bladesey, – sein Name ist Frank. Frank Sidebottom.
– Schön, sage ich, während ich aufstehe und zum Telefon gehe. Ich tue so, als riefe ich die Auskunft an, und frage nach der Nummer der Granada-Studios: – Ich hol mal jemand von der Presseabteilung ans Rohr ... Ja, hallo ... Ich hätte eine Frage nach Frank Sidebottom, der in Ihrer Sendung aufgetreten ist ... Ich stehe da und rede eine Weile in ein stummes Telefon, Mmhmmmm, ja, aha sagend und auf den Notizblock kritzelnd, gelegentlich Bladeseys riesigen, erschreckten Augen zuzwinkernd. Durch die Brillengläser vergrößert sehen sie noch riesiger aus als die von Frank Sidebottom. Darf ich Ihnen Bladeseys neue Brille vorstellen. Genau wie die alte Brille.
Wir knallen den Hörer auf und machen Bruder Clifford Blades ein Zeichen mit erhobenem Daumen. – Schön, wir müssen zum Plattenladen fahren und versuchen, ein paar Platten und Kassetten von Frank Sidebottom zu bekommen. Daraus bastelt dieser Verbrecher sich seine Phantasiewelt zusammen. Das Mädel am Telefon meinte, es sei leicht, seine Stimme nachzumachen. Halt dir einfach die Nase zu. Man-shesh-teeer, mache ich, wieder absichtlich so, daß es sich beschissen anhört.
Aber Bladesey ist nicht mehr zu halten: – Nein, hör mal zu, ich hab's. Mun-shiss-tih! Er freut sich wie ein Kind.
– Das ist es, Bruder Blades! Nicht schlecht! Mich fängt es an zu würgen, weil der Kater von gestern nacht brutal einsetzt. Da meine Nieren jetzt den Alkohol so schleppend abbauen, dauert es mit den Jahren immer länger, bis er einsetzt, und manchmal denkt man schon, man würde ihm entgehen, aber wenn er dann kommt, dann kommt er brutaler und länger denn je, und ich bin fickrig wie die Sau, als wir in die Stadt fahren. Bowling ist gestorben, Rose Street, wir kommen. Jetzt hilft nur n Haar von dem Köter, der dich gebissen hat. Bladesey hält sich an Orangensaft, weil er später Richtung Süden fährt. Ich versuche nicht, ihn davon abzubringen, weil ich will, daß die kleine Fotze Bunty sich selbst überläßt.
Obwohl wir den zweiten Weihnachtstag haben, ist jede Menge offen in der Stadt. Einige der Geschäfte haben beschlossen, den ersten Tag des Winterschlußverkaufs schon auf heute zu verlegen. Bladesey kauft bei Virgin und HMV ein paar Tapes und hört sich Frank Sidebottom Salutes the Magic ofFreddy Mercury and Queen and Kylie Minogue und die Timperley-El? an. Wir kehren noch in ein paar Pubs auf der Rose Street ein, in denen ich mich auf Pegel saufe und ein paar Verbrecherfotzen ins Visier nehme, besonders diesen Ficker aus Oxgangs, Fingers Billy, der seinen vorschriftsmäßigen weißen Kittel anhat und sein Klemmbrett bei sich trägt, das er immer benutzt, wenn er Läden ausräumt.
Fingers Billys übliche Masche ist, in einen Laden reinzulat-schen und den Leuten im Lager zu sagen, sie sollen seinen weißen Van beladen. Dann läßt er sie unterschreiben und ist weg. – Billy, nicke ich.
– Mister Robertson. Wie geht das Geschäft? fragt die hinterhältige Fotze.
– Oh, sehr gut. Und selbst?
– Bestens, Mister Robertson. Sie, eh, sind heute im Dienst?
– Würd ich's dir sagen, wenn ich's wär? Und du? In Arbeitskleidung, wie ich sehe.
– Mister Robertson ... Fingers Billy lächelt und dreht die Handflächen nach oben. Dann lächelt er und geht.
– Freund von dir? fragt Bladesey.
– Sozusagen, lächeln wir.
Wir fahren mit den Tapes und was zum Mitnehmen wieder zu mir und verbringen den ganzen Nachmittag damit, die Aufnahmen nachzuspielen. Ich stelle mich absichtlich dämlich an, aber Bladesey kriegt es auf Anhieb hin. Die kleine Fotze scheint richtigen Spaß dran zu haben. Traurig, hätte ich gesagt, aber in Wahrheit ist es weit, weit schlimmer. – Ja, du hast es, Bladesey. Ich glaube, das muß daran liegen, daß du Engländer
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