Drecksau
stechenden Schmerz in den Weichteilen. Ich bedecke sie mit meinen Händen. Meine Finger zerknüllen den Stoff des Rocks.
– Sauber, Ocky!
Ocky. Ocky hat mich getreten.
– Das Ding ist, Jungs ... und Mädels, es ist Lexos Stimme, – mit dem Bullen dürfen wir keine halben Sachen machen. Ihr wißt, was das heißt.
– Du kanns doch kein Bullen allemachen, sagt der andere Kerl, ich glaube, sein Name ist Liddell.
Ein nervöses Lachen von Estelle. Sie glaubt, die Fotzen machten Witze. – Bei sowas mach ich aber nich mit, sagt sie.
– Sei nich bescheuert, Lexo, sagt Liddell. – Du kanns kein Bullen plattmachen. Schluß aus. Danach hastes hinter dir.
Eine weitere Stimme schaltet sich ein, atemlos, ängstlich. – Eh das is scheißnochmal kein Witz mehr ... eh Jungs ... ihr könnt den Typ nich umbring ... nich n Polizist... Mein Peiniger Ocky.
– Halt dein verflcktes verräterisches Dreckmaul, sagt Ghostie, und ich spüre Ockys Zittern bis zu mir. – Du kommst auch noch dran. Wir wissen alles über dich, Kumpel.
– Ich bin kein Spitzel ..., sagt Ocky flehend. Armer Ocky. Kann's auch keinem recht machen.
– Lexo hat recht, sagt Ghostie. – Die Fotze weiß Bescheid. Wir ham den Jungen totgemacht.
– Dann machen wir den auch tot, redet Lexos spöttische Stimme weiter. – Tote Fotzen reden nich. Wir könn die Bude hier abfackeln, mit der Fotze drin. Oder mit dem, was von der Fotze übrig ist drin.
Einer von ihnen reißt mir die Tüte runter. Stechendes Licht fällt uns ins Gesicht, und wir blinzeln. Wir sehen sie an. Ja, es sind vier von ihnen, dieselben vier, plus Estelle und Ocky. Liddell leuchtet mir mit einer alten Gelenklampe ins Gesicht.
Die Handtasche kann man abhaken. Setterington trippelt affektiert damit herum.
Aber jetzt beginnen wir die Kontrolle zu übernehmen. Sie hätten uns die Tüte nicht abnehmen sollen. Unser Gesicht pocht und schmerzt, unsere Augen tränen immer noch, aber wir denken wieder. Wir sehen sie. Die Lampe macht uns nichts. Sie begegnen unserem unerschrockenen Blick. Wir sehen sie.
– Seht euch den an, was ne Arschkrampe, spuckt Ghostie Gorman, diese gemein aussehende kleine Albinofunz. Dann lächelt er, zaubert ein Briefchen Koks hervor und fängt an, es sich aufs Zahnfleisch zu reiben. – Hochkonzentriert, Alter, hochkonzentriert. Hab ich da aus deinem Täschchen genommen. Wohl bei ner Drogenrazzia geklemmt, aye?
Ich sage nichts.
– Ich hätt mal selbst zur Polizei gehen sollen! lacht er, und die anderen fallen im Chor ein.
Ich sehe erst Ocky, dann Estelle an. Ihr Gesicht ist verkniffen und wütend. Sie sieht mich mit nacktem Haß an, als gäbe sie mir die Schuld daran, daß sie jetzt in dieser Lage ist. Ghostie sieht, daß ich sie anstarre. – Die Schnitte hier gefällt dir wohl, wa? Sexy, eh? Aber nich so sexy wie du, eh, oder, Alter?
Er zieht Estelle an sich und küßt sie, seine Zunge in ihren Mund schiebend. Sie ist steif und verlegen, erst leicht widerstrebend, dann nachgebend. Er hört auf und dreht sich zu mir um. Estelle reibt sich die Lippen. – Zungenkuß, voll französisch, erklärt Ghostie. – Bin schon mal am Üben für die WM. Auch mit m Essen. Ich bin da letzten Sommer in so m französischen Restaurant gewesen. Magste den französischen Fraß?
– Muß ich nicht unbedingt haben, sage ich zu ihm.
– Der schicke Laden neben der Royal Mile, sagt er drängend. – So voll echt französisch. Ich steh ja auf Knoblauch, wa. Schnecken mit Knoblauch.
Er schürzt die Lippen und macht ein schlürfendes Geräusch.
– Biste da schon mal gewesen, Kumpel, Le Petit Jardin? Ghostie spricht den Restaurantnamen mit affektiertem französischem Akzent aus.
– Nee. Bin nie dagewesen, sage ich zu ihm.
Ich und Carole sind nie dagewesen. Ich hab französisches Essen nie gemocht. Ich bin immer lieber ein Curry essen gegangen. Ins Raj unten auf dem Shore in Leith. Tommy Miahs Laden. Das war immer mein Lieblingsrestaurant. N Fenstertisch, wenn wir einen kriegen konnten. Das Anarklia auf der Dalry Road. Carole fand die Auswahl an vegetarischen Gerichten gut.
– Das war während dem Festival, erzählt Ghostie mir gemächlich. Die Fotze ist schlimmer als Toal. – Ich komm rein, in n Restaurant in meiner eigenen Stadt. Der Kellner kommt an und sagt: Haben Sie einen Tisch bestellt? Ich seh mich bloß um ..., er dreht großkotzig den Kopf erst nach rechts, dann nach links, – und ich sag: Das nich, aber ich kann Ihnen mal die Möbel umstellen. Aber zuerst würd ich
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