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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Gewürzgehalt meiner Rülpser und mein Sodbrennen verraten mir, daß irgendwann auch ein scharfes Curry dabeigewesen sein muß.
    Ich schiebe ein paar Akten auf meinem Schreibtisch hin und her und lese mir noch mal die Zeugenaussagen durch. Haben natürlich alle einen Scheiß gesehen. Sylvia Freeman und Estelle Davidson. Die beiden Schnecken, die wir im Zusammenhang mit dem Niggermord befragt haben. Die zwei waren an dem Abend in dem Club. Scheinen keine Kinder von Traurigkeit zu sein, wenn sie da mitten in der Woche hingehen. Es ist zum Kotzen, aber ich kann mich nicht erinnern, wie sie aussahen, außer, daß sie geile Schüsse waren. Das ist das Problem, wenn man an ein Mädchen denkt, auf das man steht, daß einem zuerst die Klamotten einfallen, normalerweise n Kleid oder n Top oder sowas, wo man eigentlich an Titten, Arsch, Augen, Mund, Haar und so weiter denken will. Ich meine, man latscht ja nich zu Chelsea Girl, Next oder River Island rein und wichst auf nen Stapel Tops oder n Gestell mit Hosen oder Röcken, oder? Es sei denn, man ist so ne trübe Tasse wie mein kleiner Freund Bladesey. Egal, ich werd die kleinen Schlampen zu ner Bruce-Robertson-Spezialbefragung einbestellen. Sä-hänge eine Naaachtigall so schöhön wie duuu Scheißlangweilig hier.
    Ich raschle noch ein bißchen mit den Akten rum, aber irgendwie stellt sich kein Bild von Sylvia und Estelle vor meinem geistigen Auge ein, also rufe ich Bladesey auf der Arbeit an.
    – Durchwahl vier-null-eins-sieben, Cliff Blades am Apparat. Kann ich Ihnen helfen?
    – Fürs erste könnteste mal aufhören, mit diesem schwulen englischen Akzent zu reden.
    – Oh, hallo Bruce. Wie fühlst du dich?
    – Taufrisch, Bladesey-Boy, erwidere ich, während die Übelkeit in meinem Körper hochschießt und meine Hand am Hörer unkontrolliert zu flattern beginnt. Ich will nach Hause. Ich will in mein Bett. – Da braucht's schon mehr als n paar Täßchen Bier, um den alten Bruce Robertson aus den Socken zu hauen. Das darfste mir glauben, alter Freund und Kupferstecher.
    – Ich muß gestehen, daß ich mich ziemlich mitgenommen fühle. War kurz davor, anzurufen und mich krank zu melden. Hätte ich auch gemacht, wenn Bunty heute nicht zu Haus geblieben wär. Ich schätze, da gehe ich besser zur Arbeit, als mich ihr in diesem Zustand zu präsentieren.
    – Was is mit heut abend, wir zwei beide, da wird gleich weitergesoffen, oder? Keine Gnade für die IRA!
    – Eh, ich weiß nicht, Robbo ... Ich geh wirklich ...
    – Komm schon, Bladesey-ey-ey! Wir treffen uns im Blazer. Heut abend.
    – Nee ... wegen Bunty, verstehst du. Sie ist ein bißchen ...
    – Ich sag dir was, Bladesey: die tanzt dir auf der Nase rum. Deswegen behandelt die dich wie Scheiße, weil du's dir gefallen läßt. Also im Blazer.
    – Na schön. Aber ich kann nur auf ein paar schnelle Bier.
    – Braver Junge! Du hast Mumm, Bruder Bladesey. Punkt neun im Blazer!
    – Schön ...
    – Du warst ja vielleicht breit gestern abend, sage ich zu ihm.
    – Ja, ich fürchte, ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern ...
    – Das trifft sich aber gut, Mister Blades, ausgesprochen gut.
    – Hab ich irgendwas gemacht... eh ...
    – Erzähl ich dir im Blazer. Muß mich beeilen. – Ja...
    – Bis dann, Bladesey, ich knalle den Hörer auf. Hurley hat recht. Das ist das große Problem, wenn man Polizist ist, daß man alle Menschen unwillkürlich als potentielle Täter oder potentielle Opfer einstuft. Auf die Weise empfindet man entweder Abscheu oder Verachtung für jeden, der nicht wie man selbst ist, also Polizist. Meine sämtlichen Kumpels sind Polizisten, alle außer Bladesey und Tom Stronach, der Fußballtyp von nebenan, den man wohl auch sowas wie nen Kumpel nennen kann. Aber vor allem Bladesey. Und ich muß mich ganz schön zusammenreißen, um mir meine Verachtung für Bladesey nicht anmerken zu lassen.
    Ich sehe mir die Seite drei an. Heute: Cathleen Myers. Ein Superschuß. Tolle Titten und ein fantastischer Arsch, den uns der spastische Fotograf auf dieser Aufnahme allerdings vorenthält. Immerhin hat sie diesen Komm-ins-Bett-Bruce-Robertson-Blick in den Augen. Ich wähle Bladeseys Privatnummer. Ein Glück, daß der 1471-Rückrufservice hier noch nicht eingerichtet worden ist. Dann wird man nämlich demnächst Polizist sein müssen, wenn man noch solche kleinen Spielchen abziehen will.
    – Hallo, drei-drei-sechs-zwei-neun-vier-sechs.
    Es ist Buntys Stimme. Ich bin ihr noch nie begegnet. Ich lasse das Schweigen in

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