Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Détective Sergeant Bruce Robertson. Einer der führenden Reaktionäre bei der Polizei. Und dabei stammt er aus einer Bergarbeiterfamilie, wie ich gehört habe.
    – Da haben Sie was Falsches gehört, sage ich ruhig und erwidere fest seinen Blick. – Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.
    – Hmm, murmelt Donaldson und zieht skeptisch die Augenbrauen hoch.
    Meine Finger am Tablett sind weiß, als ich weggehe. Durch ein Klingeln in meinen Ohren höre ich Donaldson ein reflexartiges »Auf Wiedersehen« murmeln. Mir ist übel und schwindlig. Ich setze mich in die Ecke und verschlinge mein Sandwich, zerreiße und zerfetze das zähe Fleisch mit meinen scharfen Zähnen und wünsche mir dabei, es wäre Donaldsons dürrer Hals. Conrad Donaldson, der aufgehende Stern am New-Labour-Himmel.
    Als ich wieder oben bin, habe ich mich soweit gefaßt, aber jedesmal, wenn ich an Donaldson und seinesgleichen denke, wütet blinder Haß in meiner Brust. Einmal wird er so schlimm, daß ich wieder zittere und mit den Zähnen klappere. Ich brauch nen Drink, also haue ich früh ab und gehe nach unten in die Bar des Social Club. Schon das Gefühl des dicken Teppichs unter meinen Füßen beruhigt mich. Ist mal ne Abwechslung von den anderen Räumen des Hauses mit ihrem dünnen, rauhen, billigen Nadelfilz. Die Bar selbst ist jetzt deutlich schlichter eingerichtet, als sie früher war. Als sie aufmachte, stand sie voll mit hübschem Krimskrams, antiken Vasen und so, aber diese Sachen verschwanden immer wieder auf mysteriöse Weise, und sie entschieden sich für ein etwas funktionaleres Ambiente. Ein paar Jungbullen spielen Pool, aber ich entdecke Bob Hurley an der Theke. – Da komme ich ja gerade rechtzeitig, sage ich grinsend zu ihm.
    – Schon gut, Robbo, er wendet sich an den Barmann. – Noch ein Pint Lager, Les, und besser auch gleich nen kleinen Grouse.
    – Mach lieber n großen Grouse draus, Les, wo die Engländer-fotze hier einen ausgibt. Ich zwinkere dem Barmann zu. Hurleys Gesicht wird einen Augenblick lang blaß. Die Nationalitätenkarte ist nur eine der Karten im Blatt, und wenn man das Spiel ernsthaft spielt, benutzt man das ganze Blatt wie und wann man es braucht. Der kleine Seitenhieb soll Hurley nur daran erinnern, daß er hier ein bestenfalls geduldeter Gast ist, nicht bloß in diesem Land, auch in diesem Leben.
    Hurley und ich setzen uns in eine Ecke, und ein paar Runden später sitzen wir immer noch da. Ausgerechnet Toal ist gerade reingekommen, aber ich ignoriere dieses Arschloch. Er setzt sich in die Nische neben uns und liest die Evening News. Der kann mich mal, die traurige, abgemeldete Fotze. Der sucht nur Anschluß, wenn er was will. Hurley interessiert mich viel mehr.
    Er hat immer noch nicht die Trennung von seiner Frau verwunden. – Was die Beziehung zwischen mir und meiner Frau versaut hat, war ihre Familie. Du weißt ja, was es heißt, Polizei zu sein, singt er mit dieser Tony-Newley-Stimme, die das Wort »Polizei« so komisch klingen läßt.
    Was soll das heißen, »Polizei sein«? Blöde Fotze.
    – Du erzählst allen, ihren Freunden, der Familie, den Nachbarn, wie du deinen Lebensunterhalt verdienst, und wirst dann wie ein Aussätziger behandelt. Sie hocken auf dem Sofa, ihre Freundinnen und deren Ehemänner, und sagen kein Wort; als säßen sie im Verhörzimmer. Ständig gibt es peinliche Gesprächspausen, und sie können es kaum abwarten, sich zu entschuldigen und zu gehen. Und dann gibt's tausend Gründe, einen weiteren Besuch immer wieder zu verschieben. Man wird wie ein beschissener ..., er keucht, als hätte er Schmerzen, und atmet stoßweise – wie ein beschissener Aussätziger behandelt, wiederholt er, – genauso fühlt man sich, Bruce, wie ein beschissener Aussätziger.
    – Genau.
    Hurley puhlt etwas Schmalz aus seinem Ohr und reibt es unter seinen Sitz. – Also habe ich ihnen eine Zeitlang erzählt, ich wäre Klempner oder Versicherungsvertreter. Da werden sie dann plötzlich gesprächig. So von wegen »das mache ich schwarz« oder »das geht nicht durch die Bücher«. Die treiben es doch alle so. Jeder einzelne von denen, sagt er und hebt wütend seine Stimme, – alle Jackie Trent. Die ganze Blase, allesamt beschissene Kriminelle.
    Ich sehe, wie Toal aufsteht und geht, die neugierige, schnüffelnde Fotze.
    – Exakt. Und du bist das Auge des Gesetzes, sage ich zu ihm.
    – Genau, und genau das kann sie einfach nicht einsehen. Wenn du das tust, wozu du als Auge des Gesetzes verpflichtet

Weitere Kostenlose Bücher