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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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noch so ein kurzes, trockenes, humorloses Gackern von sich und reibt sich wieder seinen Zinken. Der hat sich vorher schon was weggemacht, nicht bloß die kleine Dosis gerade eben vor der Tür. Solange er nur dem alten Robbo, seinem Mentor, nichts vorenthält.
    – Da sagste was. Ein Glück, daß da noch n paar Felder zwischen ihm und der Stadt gelegen ham. So hat dann der heimische Viehbestand den schlimmsten Frust der Bestie abbekommen. Vier Kühe mußtense einschläfern, nachdem er mit denen fertig war. Massig Überstunden für die Veterinäre. Peter Savage aus Strath-clyde hat erzählt, sowas hätter während seiner ganzen Dienstzeit nich gesehn. Das Dumme ist, daß sie die Bestie wieder in den normalen Vollzug gesteckt haben. Der einzige Weg, wie sie den Wichser halbwegs unter Kontrolle halten können, ist, wennse ihm alle paar Wochen n neues Model in die Zelle stecken.
    Ich gucke auf den blöden kleinen Scheißer runter. Ein schwacher Laut entringt sich seiner Kehle. Er versucht etwas zu sagen. Ray räuspert sich und sagt irgendwas, was ich nicht verstehe.
    – Was hast du gesagt, Ray?
    – Model, meint Ray, – was soll der Scheiß mit diesem Model heißen?
    – Ach, so nennen die Schließer da die Jungs, die sie ihm reinschicken. Normalerweise ziemlich junge Typen, Anfang Zwanzig ... so wie er hier. Ich drehe mich um und zeige auf Ocky, der jetzt nur noch ein schlotterndes Wrack ist. Jetzt kommt die Fotze sich nicht mehr so schlau vor. – Ich würd sagen, du wärst genau seine Kragenweite, sage ich zu ihm. – Weißte, die Jungs, die in den Bestien-Trakt kommen, sind eher Vergewaltiger als Kinderficker. Die steigern sich so rein, daß sie das Wort »Nein« bei nem Mädchen nicht mehr hören. Na ja, bei der Bestie kriegen sie reichlich Gelegenheit, das Wort zu üben; da können sie Tonhöhe, Klangfarbe und Lautstärke in allen Variationen durchspielen, aber was macht die Bestie? Tja, der is auf dem Ohr taub, wa. Is ganz schlimm bei ihm.
    Ray grinst den kleinen Flachwichser an. – Ich wette, der hat Spaß dran, wenn sie widerspenstig sind. Sieht gern, wie die Jungs sich wehren.
    – 1 Meter 90 pure Muskelmasse. N Gehänge wie n verdammtes Pferd. Legendär. Die zerreißt es regelmäßig beim ersten Mal; sogar die kleinen Stricher aus Calton Hill, die sie ihm zum Fraß vorwerfen, und die Jungs sind ja wirklich dran gewöhnt, daß einer den großen Knüppel aus dem Sack läßt.
    – Boah! Da fangen einem ja die Augen an zu tränen, wenn man bloß dran denkt! schnauft Ray.
    – Aber die Schließer machen ja auch jeden Scheiß mit, der der Bestie einfällt. Sie haben ne Auswahl an Perücken, Kleidern und Make-up, damit er die Models so ausstaffieren kann, wie er's gern hat. Dann gibt er ihnen Namen, meistens französisch klingende: Juliette, Justine, Celestine, Monique und so. Man vermutet, daß er sie nach den Go-Go-Girls im Bermuda Triangle in Tollcross nennt. Aber der hier, ich spitze die Lippen Richtung Ocky, – der würde ne Christine.
    – Wieso das denn? meint Ray und läßt debil den Mund offenstehen, und ich merke, daß ich's genauso mache, weil wir den kranken, aber nicht zu leugnenden sexuellen Beigeschmack genießen, der untrennbar mit der totalen Kontrolle über einen anderen Menschen verbunden ist. Das ist eine der Sachen, die den Polizeiberuf so befriedigend machen.
    – Blondes Haar, sage ich langsam und liebevoll.
    – Ach ja, spinnt Ray die Geschichte weiter, – davon hab ich gehört. Wenn er nen Blonden kriegt, nennt er ihn immer Christine. Soll angeblich was mit seiner Frau zu tun haben. Es heißt, bei Blonden wär er noch besitzergreifender.
    – Ist eigentlich alles n totaler Skandal, aber so funktioniert das System, nich?
    – Das ist das ewige Problem mit dem StrafVollzugssystem, Robbo. Der Mülleimer der Gesellschaft für alles, womit sie nicht umgehen kann oder will. Aber Tatsache is, in so ner Lage lernste ne ganze Menge über dich selbst. Eingelocht mit der Bestie. Puh!
    – Ich kann mir n übleres Los nich vorstellen.
    – Da findste vielleicht Sachen über dich raus, die du lieber nich wissen würdest, merkt Ray düster an. Ocky ist soweit, den haben wir kaputtgekriegt. Das müssen wir ihm jetzt nur noch n bißchen reinreiben, bevor wir ihn mit einigen kleinen Modifikationen in seiner psychologischen Spezifizierung wieder zusammenbauen, damit er uns aufs Wort gehorcht.
    – Na ja, eins is klar: nach nem Gastspiel bei der Bestie kommste als anderer Mensch wieder raus, grinse ich.
    –

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