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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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reden. Über das, was du vor ein paar Wochen gesagt hast, war das wirklich dein Ernst?
    Wovon redet diese spastische Kuh? – Was? Wie war das?
    – Was du neulich gesagt hast, Bruce ... als du mir gesagt hast, daß du mich liebst? Weißt du noch? Ihre Stimme senkt sich um eine Oktave. – Oder hast du das nur so gesagt, weil du dachtest, ich wollte es hören?
    Hab ich nur so gesagt, weil ich einen stehen hatte und ein steifer Schwanz kein Gewissen kennt. Und schon gar nicht, wenn dieser steife Schwanz Bruce Robertson gehört. Ein Gewissen kann man sich in diesem Leben nicht leisten, das ist zum Luxus für die Reichen und zum sozialen Handicap für den Rest von uns geworden. Selbst wenn ich gerne eins hätte, was gewiß nicht der Fall ist, hätte ich nicht die leiseste Ahnung, wo ich eins herbekommen sollte. Kann man das bei Woolworth an der Plattentheke kaufen?
    Aber das jetzt ist vertrackt: die Kuh läßt gefährliche Anzeichen von Intelligenz erkennen. Die Sache ist, daß ich der saudummen, spastischen Nutte nicht ungern noch mal einen verlöten würde. – Ich glaube nicht, daß ich das gesagt hab. Was ich sagte, war, falls du dich erinnerst, daß ich mich ohne weiteres in dich verlieben könnte. Aber ich sagte auch, wenn ich dir Liebe gäbe, spirituelle Liebe, müßtest du stark genug sein, sie anzunehmen. Erinnerst du dich?
    Es folgt ein langes Schweigen, dann quakt sie schließlich: – Ich erinnere mich ...
    Einen Scheiß erinnert sie sich. Randvoll mit Scheißvalium oder Prozac oder was sonst ihr irgendein Hauptsache-Friede-Freude-Eierkuchen-Quacksalber vom Typ Rossi für ihre Nerven gibt. – Ich habe dich gebeten, zu gehen, und zurückzukommen, wenn du stark genug bist. Denn ich werde dir Liebe geben. Ich gebe dir alle Liebe der Welt. Mehr Liebe, als du dir vorstellen kannst...
    Verflcktnochmal, wie hieß sie noch ... dieses Weib von Hurley ... Brigitte ... Sarah ... Chrissie! – Chrissie ... oh Chrissie ... sieh mal ... du mußt stark genug sein, um sie anzunehmen ... Ich lege ein kleines Tremolo in meine Stimme, – ... denn wenn meine Liebe, die ich gebe, nicht erwidert wird, wird mich das zerreißen ...
    Gus kommt rein, geht ans Ende meines Schreibtischs, nimmt meine fast leere Hearts-Tasse und deutet auf die Kaffeemaschine. Ich mache ihm ein Zeichen mit erhobenem Daumen. Wenigstens hat er diesmal die richtige Tasse erwischt. Vom anderen Ende der Leitung kommt ein komisch japsender Laut, der Chrissies Plärren zur Explosion bringt. – Bruce ... Es tut mir leid ... Ich muß einfach wissen, wo ich stehe. Es ist bloß, mit Bob und dir ... und, ich meine, was ist mit Carole?
    – Dabei geht es nicht um Carole. Die ist zum Glück gerade bei ihrer Mutter. Dabei geht es um mich, Bruce und dich, Chrissie. Wenn es ein Dich und Mich gibt. Wenn es ein Dich und Mich gibt, dann reden wir über Carole. Bis es ein Dich und Mich gibt, bis man wirklich davon reden kann, ist Carole meine Angelegenheit, ganz allein meine Angelegenheit.
    Eine Pause entsteht. Diese Neonröhre flackert wieder. Kein Wunder, daß ich mich hier drin so kotzelend fühle. Können diese Fotzen, die jeden Penny zweimal umdrehen, denn nie einen davon für Wartung und Instandhaltung ausgeben? Gus kommt rüber und stellt eine volle Kaffeetasse auf meinem Schreibtisch ab.
    – Bruce ... ich muß dich sehen. Ich hab mich ja so allein gefühlt, seit ich Bob verlassen hab. Ich hab sogar daran gedacht, zu ihm zurückzugehen ... du hast gesagt, Carol ist weg ... kann ich heute abend vorbeikommen und dich sehen? Bitte ...
    Ich greife in meine Schreibtischschublade und nehme noch ein Kit Kat aus der Zellophanpackung mit acht Stück. Die Fotze, die Kit Kat erfanden hat, sollten sie scheißnochmal zum Ritter schlagen. Die fresse ich tonnenweise. Weiß der Henker, warum ich nicht jede Menge Fett ansetze. Rasanter Stoffwechsel, nehme ich an. – Aye. Meinetwegen. Aber eins sag ich dir, Chrissie. Ich bin nicht, ich wiederhole: nicht in der Stimmung für Psychospiel-chen. Ich werde mich von dir nicht ausnutzen lassen, nur weil ich mich zu meinen Gefühlen für dich bekannt habe. Ich werde diese Gefühle streng unter Kontrolle halten, bis ich bei dir dieselbe spirituelle Bereitschaft spüre.
    Die spirituelle Karte. Die mußte ich ausspielen. Darauf fallen sie immer rein, sie können nicht anders. Ich höre ihre Stimme, dünn wie ein Atemhauch. – Ich muß dich sehen, dein Gesicht sehen, wenn ich mit dir rede. Ich komme heute abend vorbei. Wann ist es dir

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