Drecksau
recht?
– Also um acht, sage ich ihr, dann gehe ich aus der Leitung und lege den Hörer auf. – Fick juchée, Fick juchée, Fick juchee singe ich zur Melodie von »Here We Go« leise vor mich hin. Ich winke semi-euphorisiert zu Gillman und Inglis rüber, die gerade ins Büro gekommen sind. Gillman nickt mir kurz zu, die Fotze zeigt nie eine Gemütsregung, aber Inglis winkt mit einer ausholenden, zappelnden Geste zurück, bei der sich mir sofort der Magen umdreht.
Chrissie heute abend. Na schön, wenigstens hab ich mir einen Fick organisiert. Aber wohl kaum einen unkomplizierten. Ich hoffe, es wird besser als beim letztenmal. Die Kuh war komisch, die Kamera schien sie anzumachen, aber als ich den Vibrator rausholte, fing sie an zu quaken und von Bob zu schwafeln und daß ihr Leben eine einzige Katastrophe wäre. Manchen Muschis kommt man nie ganz auf den Grund.
Ich gucke auf meinen Kalender von der Scottish Police Fédération. Der fünfte Dezember. Nicht mehr lange bis Weihnachten, aber geschissen auf den Mist, zuerst kommt der Winterurlaub in Amsterdam. Dieser öde Scheißkalender. Letztes Jahr hatte ich einen spitzenmäßigen, aber dann kam dieses Memo von der Personalabteilung, zweifellos initiiert von vertrockneten Lesbenfotzen wie Drummond, in dem es hieß, »Pin-Ups« seien nicht mehr zulässig. Irgend n Scheißgewäsch über negative Frauenbilder. Wenn ne total fickbare Maus mit nichts an ein negatives Bild ist, was zählt denn dann scheißnochmal als positives? Ne Schreckschraube wie Drummond in Polizeiuniform? Das wüßte ich aber. Bei sowas gibt's für mich kein Wenn und Aber.
Die Übelkeit will nicht nachlassen, und ich muß früh Schluß machen. Ray Lennox ist unterwegs und observiert die Ficker von der Sunrise-Hippiekommune in Penicuik, also ist keiner da, mit dem ich mich verdrücken kann. Gillman traue ich nicht, und Clell hat seit dem ganzen Schwachsinn mit der Verkehrspolizei überhaupt keinen Plan mehr. Ich entschließe mich, in die Stadt zu fahren und einen kleinen Spaziergang zu machen. Die Stadt ist knüppelvoll mit Samstagsshoppern auf der Suche nach Weihnachtssonderangeboten. Man kann die nackte Konsumgeilheit beinahe spüren, sie hängt wie feuchter Dunst in der Luft. Während sich am späten Nachmittag die Dunkelheit herabsenkt, sehen die Lichter billig und verlogen aus.
Der Schauplatz des Verbrechens. Da bin ich, steige die Playfair Steps hoch. Ein junger Penner in verdreckten, abgetragenen Klamotten und löchrigen Turnschuhen, der an einer violetten Bierdose nuckelt, hält mir hoffnungsvoll einen Styroporbecher hin. – Zum Jobzentrum geht's da lang, Freundchen, ich zeige Richtung West End.
– Fröhliche Weihnachten, sagt er.
– Dir auch, Freundchen, sage ich lächelnd. – Könnte aber n kaltes für dich werden. Wenn ich du wär, würd ich mich für n paar Wochen da einquartieren, ich deute auf die selbstgefällige Großartigkeit des Balmoral Hotel, – laß dich n bißchen vom Zimmerservice verwöhnen. Da mußte mir doch recht geben.
Der Penner durchbohrt mich mit einem zornigen Blick, der nicht über das blanke Entsetzen hinwegtäuschen kann, das ihn beschleicht, als er sich die kalte Jahreszeit auf der Straße und das nicht ganz ausgeschlossene Ende seines erbärmlichen Lebens ausmalt. Na immerhin, wenn er sich genug Old Purple Tin reinkippt, wird er nicht spüren, wie die Kälte ihn langsam umbringt.
Ich mache mich auf den Weg zur South Side und spiele mit dem Gedanken, in Alan Andersons alter Spelunke in der Infirmary Street reinzuschauen. Ich frage mich, was Alan jetzt wohl macht. Einer unserer spektakulär durchschnittlichen Spieler der siebziger Jahre; die wurden damals irgendwo am Fließband hergestellt. Auf der North und South Bridge wimmelt es von Asis, die irgendwelchen Schrott aus den Niggerramschläden kaufen, und Studenten, die während ihrer Freistunden in den Second-Hand-Platten-läden stöbern.
Ich versuche im Schaufenster eines Fernsehgeschäfts einen Blick auf die Spielstände zu erhaschen. In England haben Man U, Arsenal, Newcastle, Chelsea und Liverpool gewonnen, also alles wie gehabt. Ich warte darauf, daß die schottischen Ergebnisse durchgegeben werden, als ein heiserer Schrei die kalte Luft zerreißt und sich wie Fingernägel in das Fleisch meines Rückens krallt. Ich drehe mich um und sehe auf der anderen Straßenseite eine Menschenmenge zusammenströmen. Ich gehe rüber, um einen Blick darauf zu werfen, dränge mich durch die bestürzt gaffenden
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