Drecksau
mit Soße, aber das Leben ist ein einziger großer Konkurrenzkampf. Ray ist ein Kumpel, aber er ist auch ein potentieller oder tatsächlicher Mitbewerber, und der einzige Weg, mit Mitbewerbern umzugehen, ist, ihren Unsicherheitspegel zu kontrollieren. Um nichts anderes geht es im Leben: die Manipulation der Unsicherheitspegel deiner Gegenspieler. Wir wollen doch nicht, daß dieser Fotze der Kamm schwillt, daß er denkt, er hätte irgendwas zu melden.
Es ist ein sorgenvoll aussehender Ray Lennox, der seine Line schnupft. Die Droge stellt unverzüglich die arrogante Fassade wieder her, aber die Saat des Zweifels ist gesät, und wenn er runterkommt, werden wir die Ernte der Verunsicherung nur noch einfahren müssen.
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Ein Abschiedsspiel
Ich war früh im Bett gestern abend, aber ich konnte nicht schlafen. Heute morgen sitze ich zwar wieder im Büro, aber total abgerückt vom Kokain. Meine Nebenhöhlen sind dicht und meine Nase läuft ununterbrochen. Meine Nerven liegen blank. Ich muß stärker sein. Das ist es, was mich besser als den Abschaum macht, als die schwachen Ray Lennoxe dieser Welt. Ich kann über den ganzen Scheiß lachen. Aber ich muß mich zusammenreißen. Das Telefon klingelt, und ich fahre zusammen und zittere, ehe ich den Hörer abhebe. Es ist natürlich dieser Spastiker Toal. Das ist alles Teil seiner psychologischen Kriegsführung, aber dieser Schwachkopf hat zu lange hinterm Schreibtisch gehockt, um Bruce Robertson ausbooten zu können. Tja, du Hirni, ich hab Neuigkeiten für dich: bei sowas gibt's für mich kein Wenn und Aber.
Er teilt mir mit, daß er mich sofort in seinem Büro sprechen will. Denkt an nichts anderes als an seinen eigenen fetten Arsch und wie er ihn retten kann. Macht keinen Finger krumm, außer er tippt an seinem Drehbuch. Ich weiß, was die Fotze plant. Ich lege die Zeitung weg und gehe nach oben. Mir ist übel, als ich in Toals Büro ankomme. Die Aufzüge sind außer Betrieb, und nach den zwei Treppen bin ich außer Atem. Diese beschissenen Wartungs-fotzen, die machen keinen Finger krumm.
– Bruce, wir müssen mal nen kleine Schwatz halten. Niddrie hat für heute nachmittag in seinem Büro eine Einsatzbesprechung anberaumt, sagt dieses alte Waschweib zu mir. Er verwendet das abschätzige »Niddrie« anstatt eines kumpelhaften »Jim« oder eines respektvollen »der Superintendent«. Offensichtlich hat er einen Tritt in seine gangränösen Nüsse bekommen und sucht nach Verbündeten. Vielleicht auch nicht. Kann auch sein, daß die Fotze mich nur triezen will. Noch immer nichts von Drummond. Vertrödelt mal wieder anderer Leute Zeit.
– Wieviel Uhr? frage ich. Ich brauche ein bißchen Zeit für mich und meine Zeitung. Diese Claudia Schiffer ist drin. Ein geiler Schuß, kann man nicht anders sagen. Es heißt, sie würde n Restaurant oder sowas eröffnen. Wen interessiert denn sowas einen Scheiß? Zeig uns deinen Arsch und deine Titten, Puppe, das wollen wir!
– Um drei. Seite drei.
– Könnte problematisch werden. Ich hab mich für die Zeit bei einem Forum-Meeting angesagt.
– Oh Gott... Um den Aspekt sollte sich Amanda kümmern.
– Tja, sie hat sich bei mir nicht gemeldet, um mir zu sagen, ich soll nicht hingehen. Willst du sagen, ich soll es sausen lassen?
– Gott... nein ... das ist ja das, was Niddrie solches Kopfzerbrechen macht. Die Leute vom Forum haben mit Malcolm St John von STV und Andy Craig von der News geredet. Scheint, als hätten sie sich wieder sehr kritisch über die Ermittlung geäußert, schnauft er angesäuert, als sei es eine Kritik an ihm persönlich. Wohlgemerkt, das sollte es scheißnochmal sein, die Fotze leitet schließlich die Ermittlungen, oder tut offiziell zumindest so. Ich hab die letzte Ausgabe von gestern nacht unten. Die Sekretärin hat sie reingebracht. Über den Fall habe ich gar nichts gesehen. Ich erinnere mich, einen kurzen Blick reingeworfen zu haben, auf die letzte Seite und den Aufmacher, aber alles, woran ich mich erinnere, ist die kurze Meldung über Tom Stronachs Abschiedsspiel:
Die beschämende Kulisse von lediglich zweitausend zahlenden Zuschauern beim Abschiedsspiel von Tom Stronach, einem der verdientesten Söhne unserer Stadt, ist ein Armutszeugnis für das Edinburgher Fußballpublikum. Es ist unbestritten, daß solche Sonderspiele in Zeiten der Rezession für viele Fans ein Luxus sind, besonders kurz vor den Feiertagen, und auch das Edinburgher Wetter hat wohl das Seinige dazu beigetragen. Trotzdem hat diese
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