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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Zweifel in Caro. Vielleicht, weil er zu schnell geantwortet hatte. Vielleicht, weil er überhaupt eine Antwort gegeben hatte. Vielleicht, weil sie schon immer gut darin gewesen war, ihn zu durchschauen.
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte sie.
    Horst ist tot , dachte er, aber das sagte er nicht. Caro hatte keine Ahnung, wer Horst gewesen war, so wie sie noch eine Menge anderer Dinge nicht wusste.
    David schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. »Nein, nein, alles okay.«
    »Du siehst schlecht aus.«
    Automatisch kratzte er sich die Stoppeln im Gesicht.
    »Das meinte ich nicht.«
    »Zu wenig Schlaf in letzter Zeit.«
    Jan keuchte. »Krieg ich auch bald einen Bart wie Papa?«
    »Da musst du noch etwas größer werden.« Caro lächelte.
    Es war viel Zeit vergangen, seit David sie das letzte Mal hatte lächeln sehen. Wenn sie lachte, erfasste ein Strahlen ihr ganzes Gesicht und verwandelte sie wieder in jene sorglose, vergnügte Frau, die ihn einst in ihren Bann gezogen hatte.
    Ihr Gesicht war schmal, die Wangenknochen hoch, die Nase geschwungen. Ihr blondes Haar zu einem kinnlangen Bob geschnitten. Unter dem Krankenhauskittel hatte sie eine der bunten Sommerblusen an, die ihr besonders gut standen, dazu eine schlichte, aber modische Jeans. Sie hatte sich kaum verändert. Aber was hatte er erwartet nach gerade mal drei Monaten? Drei Monate, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen.
    Als wüsste sie um seine Gedanken, wandte Caro sich verunsichert ab.
    »Aber jetzt wird erst einmal gewaschen«, verkündete sie.
    Jan stöhnte. »Ach, Mama!«
    Sie lief bereits zum Schrank, erleichtert über die Ablenkung. Ohne Davids Blick noch einmal zu begegnen, befreite sie den Körper ihres Sohnes vom Schlafanzug und rieb ihn mit einem feuchten Waschlappen ab.
    Caro kam seit Monaten jeden Morgen ins Krankenhaus, um Jan zu versorgen, zu waschen, manchmal übernahm sie sogar das Füttern. Obwohl Dr. Rösler ihr wiederholt versichert hatte, es sei nicht nötig, hatte sie es sich nicht nehmen lassen. Wenn ihr Sohn in ein paar Tagen endlich wieder nach Hause durfte, würde sie es ohnehin übernehmen.
    Sie rollte Jan auf die Seite und wusch sanft dessen Rücken und Gesäß. Sie tat es mit der Selbstverständlichkeit einer Mutter, die ihr Kind schon als Baby gewaschen hatte. Sie würde es auch noch in zwei, fünf oder zehn Jahren machen. Sie würde ihn waschen, solange es nötig war.
    »Kannst du mir kurz zur Hand gehen?«, fragte sie.
    David bettete seinen Sohn zurück aufs Kissen. Als Caro die Schlafanzughose über Jans Beine zog, streifte sie Davids Hand. Nur eine flüchtige Berührung, aber ihre Blicke trafen sich. Die Welt um sie herum verschwamm. Für den Bruchteil einer Sekunde ließen sie es geschehen, so wie vor fünf Jahren, als alles seinen Anfang genommen hatte, wenige Wochen nach dem Einsatz mit Horst und den Schüssen, dem vielen Blut und …
    »Entschuldige!« Caros Finger zuckten zurück, als habe sie einen Blick in seine Gedanken geworfen.
    Hastig entsorgte sie den Waschlappen und das Handtuch im Badezimmer, setzte sich an Jans Bett und kramte in ihrer Handtasche.
    Sie holte Das kleine Gespenst hervor,Jans Lieblingsbuch.Während sie ihm daraus vorlas, schlich sich ein Zittern in ihre Stimme. Immer wieder schaute sie zu David.
    Ihm entgingen ihre zaghaften Blicke nicht. Er betrachtete seinen Sohn, dem allmählich die Augen zufielen. Bei jedem Atemzug entrang sich ein Pfeifen seiner wunden Kehle.
    Leise schloss Caro das Buch. »Ich dachte, du wolltest dich melden.«
    »Es ist etwas dazwischengekommen.«
    Sie hob die Augenbrauen.
    Er reagierte nicht.
    »Und heute?«, fragte sie.
    »Wie gesagt, ich wollte nach Jan sehen.«
    Wieder sah sie ihn zweifelnd an. Und wieder blieb er still.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    Horst hat Selbstmord begangen. »Mhm.«
    Als ahnte sie seine Lüge, verzog sie die Lippen und setzte zu einer Antwort an.
    »Ich muss los«, kam er ihr zuvor.
    Was immer ihr auf der Zunge lag, Caro sprach es nicht aus. Ihr vorwurfsvoller Blick brannte sich in seinen Rücken, als er das Zimmer verließ.
    *
    Eiskaltes Wasser ergoss sich über Hannah. Sie schnappte nach Luft, verschluckte sich, würgte. Nach wie vor an den Stuhl gefesselt, lag sie am Boden, mit glühender Brust, pochendem Schädel, den stechenden Gestank ihres eigenen Urins in der Nase.
    »Na endlich«, sagte eine ungeduldige Stimme.
    Eine zweite Welle klatschte ihr ins Gesicht. Erneut schluckte sie Wasser, musste husten, aber diesmal war der

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