Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
aus einer anderen Perspektive. Sie hatten sich dazu entschlossen, zwei Ereignisstränge darzustellen. Rechts der Mord auf dem Staffelberg mit all seinen Fakten und Fotos der Spurensicherung, links die Bilder der Skelette und ihrer sogenannten »Grabbeigaben«. Besonders die Vespa der Lehrerin beschäftigte den Kriminalhauptkommissar noch immer. Warum zum Teufel starrte er dauernd auf diesen Roller. Was wollte ihm sein Verstand damit sagen? Er wusste, dass da etwas war, was er nur nicht sah.
    »Wo ist eigentlich diese Vespa, die wir ausgegraben haben«, unterbrach er das konzentrierte Schweigen.
    »Die sollte unten im Hof bei den anderen konfiszierten Sachen stehen«, meinte Lagerfeld abwesend.
    »Dann los. Schnapp dir deine Jacke, Bernd, wir werden den Roller jetzt mal unter die Lupe nehmen.«
    Lagerfeld verzog das Gesicht. »Aber das Ding ist doch völlig verdreckt, Franz. Kann das nicht die Spurensicherung machen?« Ausgerechnet am hohen Feiertag fielen solche Drecksarbeiten für ihn an. Erst hatte er bei Siebenstädter eine Schweinehälfte an einen Haken hängen müssen, und jetzt war auch noch der vergammelte Roller dran. Super. Da war es ja noch angenehmer, seine eigene Mühle zu reparieren.
    »Aber ich brauche dich dafür, Bernd. Du hast begnadete Augen, was technische Dinge anbelangt«, ließ sich Haderlein zu einem ungewöhnlichen Lob hinreißen. »Also hopp.« Er war schon an der Tür und wartete ungeduldig.
    Seufzend warf sich Lagerfeld die Jeansjacke über und wollte schon mit Haderlein hinaus, doch als dieser die Dienststellentür öffnete, stand jemand vor ihnen, mit dem sie nicht gerechnet hatten: ein adrett im schwarzen Anzug gekleideter Hubert Fiederling.
    »Oh, äh, hallo, Herr Kommissar, Sie hier?«
    »Natürlich ich hier«, äffte er Fiederling genervt nach. »Ich hier arbeiten, weil Kommissar. Und nun stell ich hier die Fragen: Was wollen Sie hier, Herr Fiederling? Sollte Ihnen noch etwas zu Herrn Fiesder eingefallen sein, dann geben Sie das bitte drinnen bei Kommissar Huppendorfer zu Protokoll, ansonsten liefern Sie mir jetzt eine Antwort.«
    Das kleine Männchen sah in seinem schwarzen Anzug noch schmächtiger aus als ohne, und Haderlein tat sein harscher Ton schon fast ein wenig leid, aber er wollte jetzt unbedingt zu dieser Vespa.
    Fiederling hob abwehrend die Hände. »Oh, bitte lassen Sie sich nicht aufhalten, meine Herren, ich bin sozusagen in privater Mission hier. Nur keine Umstände.«
    »Privat. Was macht man denn privat bei der Kriminalpolizei?«, wollte Lagerfeld jetzt wissen.
    Der kleine Baustellenleiter der Firma Fiesder wurde sehr verlegen und stellte sich stramm, als wäre er beim Morgenappell der Grundausbildung der Bundeswehr. »Ja, nun, ich bin hier, um Frau Hoffmann zu ihrem Wahlgang zu begleiten.«
    »Wahlgang?«, fragte Haderlein verwirrt nach, der noch immer nichts begriff.
    Doch bei Lagerfeld fing allmählich ein Licht an zu leuchten. »Sie meinen, Sie und Honeypenny, Sie gehen zusammen zum Wählen?«, fragte er mit breitem Grinsen. Der kleine Fiederling nickte eifrig, offensichtlich in freudigster Erwartung der bürgerlichen Nachmittagsgestaltung.
    Lagerfeld wollte Haderlein schon aus der Türöffnung ziehen, um Fiederling vorbeizulassen, als Honeypenny auf den Plan trat. Sie hatte die Stimme des Männchens gehört und räumte den Hauptkommissar nun ziemlich konsequent aus dem Weg.
    »Hubert hat sich angeboten, mich bei meiner Bürgerpflichterfüllung zu begleiten. Ich habe sein Angebot sehr gern angenommen. Wer wird heutzutage schon noch mit einem Strauß Blumen dazu eingeladen? So, meine Herren, und jetzt wäre die Bamberger Polizei Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihren dienstlichen Nachforschungen unten im Hof nachkommen würden.« Honeypennys Stimme war spitz geworden. Sie griff sich das Männchen auf dem Gang an dessen Anzugjacke und zog es ins Büro, dann schlug sie die Tür der Dienststelle vor Lagerfelds und Haderleins Nase zu.
    Die Notarin legte ihnen die jeweiligen Formulare zur Unterschrift vor. Nach der Entscheidung des Amtsgerichtes war die Sache klar und diese leidige Angelegenheit endlich vom Tisch. Wenn es je eine gute und richtige Verwaltungsentscheidung in diesem Hause gegeben hatte, dann diese. Mit dem heutigen Tag würde eine tragische Geschichte ein wahrlich gutes Ende finden.
    Als die Unterschriften geleistet waren, blickte sie in die beiden Gesichter, denen man die Gefühle ansehen konnte. »In diesem Moment sind Sie, Frau Claudia Büchler, durch

Weitere Kostenlose Bücher