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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Presse gute Presse ist.«
    »Der Erdbeerschorsch? Wer soll das denn sein? Ein Erdbeerfarmer, oder was?« Haderlein verstand nur Bahnhof, was zu einem erneuten Lachanfall seines einheimischen Kollegen führte.
    »Der Erdbeerschorsch ist der Erzbischof. Mensch, Franz, wie lange bist du jetzt schon in Bamberg? Das gehört doch zu den fundamentals hier, das musst du doch langsam wissen.«
    Doch Haderlein hatte keine Lust, sich über solche kulturelle Feinheiten den Kopf zu zerbrechen. Er wollte diese Vespa zum Reden bringen, und zwar schnell. »Von mir aus, Bernd, was immer du sagst. Du bist doch der Rollerfahrer. Sag mir also, wie wir den Sitz ohne Flex aufkriegen, du Klugscheißer«, raunzte Haderlein ihn an. Er brauchte jetzt dringend ein schnelles technisches Erfolgserlebnis.
    Lagerfeld umrundete nachdenklich das verrostete Gefährt und blieb hinter dem Sitz stehen. Dann holte er mit dem rechten Fuß aus und donnerte die Spitze seines ledernen Cowboystiefels gegen das eingerostete Schloss des Vespasitzes. Trockenes Knirschen war zu hören, dann öffnete sich der kunstlederne schwarze Sitz einige Zentimeter. »Noch Fragen?«, grinste Lagerfeld.
    Haderlein bückte sich, griff mit beiden Händen unter den Sitz und zog. Er öffnete sich knirschend etwa fünfundzwanzig Zentimeter, dann ging nichts mehr. Auf der nach unten gewandten Seite rieselten Sand, Dreck und abgestorbene Pflanzenteile heraus. Haderlein legte sich auf den geteerten Hof und schaute von unten in die halb geöffnete Sitzbank. Zuerst konnte er nicht viel erkennen, dann aber meinte er, zwischen den rostigen Spannfedern des Sitzes etwas gesehen zu haben. Er tastete mit der rechten Hand, und tatsächlich, da steckte etwas unter der Sitzbespannung. Vorsichtig fummelte er das längliche Plastikteil heraus und richtete sich wieder auf.
    »Sieht aus wie irgend so ein Frauendings«, gab Lagerfeld kenntnisreich von sich.
    »Ach was, da wäre ich jetzt gar nicht draufgekommen, Bernd«, spottete Franz Haderlein. »Dann wollen wir das Frauendings mal öffnen.« Er drehte an der Verschlusskappe des schwarzen Plastikutensils, und zum Vorschein kam ein roséfarbener Lippenstift, der durchaus noch einen zu gebrauchenden Eindruck machte. Ansonsten fand er nichts Verwertbares. Enttäuscht betrachtete er das Schminkutensil und überlegte, was sie als Nächstes mit dem Roller anfangen sollten.
    »Ha, der sieht ja aus wie neu, den kann ich ja noch Ute schenken.« Lagerfeld griff sich den Lippenstift.
    Haderlein glaubte, sich verhört zu haben. »Du willst den verschenken? Bist du verrückt? Das Ding liegt seit Jahren unter der Erde, und du willst es deiner schwangeren Frau andrehen? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle.« Entrüstet schaute er erst Bernd, dann den Lippenstift an.
    Doch Lagerfeld fand seine Idee gut. Er war als Franke aufgewachsen, da wurde nichts verschwendet oder weggeworfen. »Ach, hab ich also nicht?« Bockig drehte er den Lippenstift zwei Zentimeter heraus und bemalte damit seine Lippen.
    Haderlein wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er entschied sich für den Mittelweg. »Na schön, Bernd, ich wusste doch schon immer, dass da noch etwas anderes in dir steckt. Schmeckt’s denn wenigstens?«
    »Doch, hat was.« Anzüglich leckte sich Bernd Schmitt über die Lippen, verzog dann aber angeekelt das Gesicht. »Vielleicht doch ein bisschen ranzig …« Erstaunt schaute er in die Lippenstiftkappe, die er noch immer in der linken Hand hielt. Mit dem kleinen Finger der anderen popelte er nach einigen Versuchen einen zusammengefalteten Zettel hervor. »Schau mal, Franz, was ich gefunden hab. Die Rollerfahrerin hatte Heimlichkeiten, schau mal einer an.«
    Haderlein nahm ihm den Zettel ab und faltete ihn auseinander. Eine Zahlenreihe war handschriftlich darauf verewigt worden. Die Lippenstiftverpackung war so dicht gewesen, dass sie den Zettel fast unbeschadet konserviert hatte.
    »0171 … Das ist eine Handynummer«, erkannte Lagerfeld sofort. »Früher gab’s die nur im D1-Netz, sprich bei der Telekom. Vielleicht haben wir ja Glück, und der Besitzer der Nummer ist noch irgendwie zu ermitteln, das wär doch schon mal was.«
    »Los, Bernd, lass den Roller liegen. Wir haben die Spur, nach der wir gesucht haben.« Mit diesen Worten stürmte Haderlein Lagerfeld voran hinauf in die Dienststelle und zu seinem Schreibtisch.
    »Honeypenny, du stellst mir sofort eine Verbindung zur Telekom her, damit wir …« Verwirrt schaute er sich um und dann fragend zu

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