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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Arm sowie der Kopf hingen nach unten, aus Letzterem ragte die blutige Spitze eines Pfeiles heraus. Der Mann war von Kopf bis Schulter blutverschmiert. Nicht gerade das ideale Motiv für ein Stillleben, zudem bewegte sich der Alte noch. Ob man die willkürlichen Zuckungen allerdings noch als Leben bezeichnen konnte, war fraglich. Trotzdem, wenn der Mann sich noch bewegte, könnte man ihn vielleicht noch retten. Der Rettungswagen musste ja gleich hier sein.
    Lagerfeld zog Schurig ein wenig auf die Plattform zurück, ansonsten ließ er die Finger von dem Mann. Er hatte keine Ahnung, wie er mit dem Pfeil umgehen sollte, der vorn und hinten aus dessen Kopf herausragte. Wenn er den Mann berührte, würde er dessen Situation womöglich nur verschlechtern.
    Haderlein rannte durch die Hintertür hinaus und um das Anwesen herum, um von außen die Scheunentür aufzuschließen. Sie hatten sich von dem Sirenengeheul derartig ablenken lassen, dass der oder die Täter sie wie die letzten Idioten hatten einschließen können. Eigentlich unfassbar. Haderlein hatte wenig Hoffnung, die Flüchtigen in ihrem BMW trotz sofort eingeleiteter Fahndung noch zu erwischen.
    Er fluchte innerlich, weil genau das eingetreten war, was er befürchtet hatte. Der Unbekannte arbeitete überaus schnell. Dabei war es doch reiner Zufall gewesen, dass sie gerade jetzt auf Schurig gekommen waren. Lediglich einem rigorosen Anwalt aus München, der Georg Fiesder die Leviten gelesen hatte, war es zu verdanken, dass dieser mit dem Rest der Wahrheit noch herausgerückt war. Und trotzdem war der Fremde schneller gewesen. Haderlein hatte inzwischen den Sicherungskasten gefunden und ließ die Hebebühne nun langsam nach unten fahren.
    Der Kriminalhauptkommissar schaute zu Lagerfeld, der Schurig jetzt doch angefasst hatte und ihm den Puls fühlte. Wo zum Teufel blieb nur der Krankenwagen? Endlich, nach schier endlosen Minuten, fuhr der Wagen des Notarztes auf den Hof. Beim Anblick Schurigs bat der Mediziner die Beamten, nach einer Zange oder Ähnlichem zu suchen. Haderlein wurde relativ schnell in der Autowerkstatt fündig, sodass der Notarzt den dünnen Pfeil vorn und hinten abschneiden konnte. Somit war er wenigstens in der Lage, Schurigs Kopf wieder in seine natürliche Position zu drehen.
    Kurz darauf kam auf dem Hof auch ein Krankenwagen zum Stehen, Türen schlugen, dann rannten zwei Sanitäter mit einer Trage in die Scheune.
    Lagerfeld und Haderlein wurden nun endgültig ihrer Hilfe entbunden und konnten nur noch mitansehen, wie Schurig aus der Scheune hinausgetragen wurde. Noch einmal schlugen die Krankenwagentüren, dann sprang der Motor an, und sie waren wieder allein.
    Keiner der beiden sagte ein Wort.
    »So kann das nicht weitergehen«, brach Lagerfeld schließlich das Schweigen. »Ich weiß zwar, dass seit dem Mord gestern auf dem Staffelberg gerade mal eineinhalb Tage vergangen sind, aber dafür ist in dieser Zeit zu viel passiert, wenn du mich fragst. Was ist bloß aus dem guten alten Pfingstfest geworden?«, philosophierte Bernd Schmitt, während Haderleins Gedanken hin und her rasten.
    Doch Lagerfeld hatte recht. Ihnen ging langsam die Zeit aus. Eine solch drastische Eskalation der Ereignisse hatte er noch nie erlebt. Irgendwer schien hier auf einem Rachefeldzug zu sein, bei dem die ehemals Schuldigen zu Opfern wurden. Aber für sie gab es keine andere Möglichkeit, als weiterhin systematisch vorzugehen.
    »Ich versuche jetzt mal diesen Irrlinger beziehungsweise den Grosch zu finden, die müssen uns ja auch noch einige Fragen beantworten.« Auch Haderleins jüngerer Kollege hatte anscheinend Überlegungen in dieselbe Richtung angestellt. »Würde mich doch sehr wundern, wenn ich die Herren nicht in der Bamberger Konzerthalle finde. In wenigen Minuten ist es achtzehn Uhr, dann wird die erste Prognose verkündet.«
    »Und wenn sie dir auch nur den geringsten Anhaltspunkt liefern, Bernd, dann nimm sie mit. Wie ich Fidibus einschätze, wird er dich in dieser Angelegenheit mit Sicherheit unterstützen.«
    Lagerfeld nickte und erhob sich zusammen mit Haderlein von der Hebebühne, auf deren Kante sie nach Schurigs Abtransport gesessen hatten.
    »Ich für meinen Teil werde mal in meinem alten Fall stöbern, vielleicht bringt mir das ja die nötige Eingebung.« Haderlein überließ Lagerfeld seinen Landrover und rief Honeypenny an. Sie sollte ihm einen Streifenwagen schicken, der ihn nach Bamberg zurückbringen würde, und außerdem herausfinden, wer der

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