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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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seinem Schatten, Herrn Grosch, vorliebnehmen. Angeblich weiß niemand, wo sich die Herren herumtreiben, aber Sie können mir doch bestimmt weiterhelfen, nicht wahr?« Lagerfeld grinste Zöder an wie einen frisch Verhafteten, dem er gleich die offensichtliche Wahrheit entlocken würde.
    Doch der Politiker war nicht so leicht zu beeindrucken. Wenn er vor etwas Angst hatte, dann bestenfalls vor den eigenen Parteigenossen, aber ganz bestimmt nicht vor der Bamberger Polizei. »Leider kann ich Ihnen da auch nicht weiterhelfen, Herr Kommissar. Gerhard hat sich an einen geheimen Ort zurückgezogen. Er wird erst wieder in der Öffentlichkeit erscheinen, wenn das Ergebnis einigermaßen sicher ist. Bis dahin möchte er nicht gestört werden. Ich nehme an, Werner Grosch ist bei ihm, was auch seine Abwesenheit erklären würde. Ist es denn so wichtig?« Zöder betrachtete den für den historischen Moment reichlich unpassend gekleideten Kommissar mit unverhohlener Abneigung.
    »Das ist es in der Tat. Vielleicht hätten Sie ja die Güte, Ihren Vorsitzenden einmal anzurufen? Ich würde dann in seinem geheimen Versteck vorbeikommen und die Sachen mit ihm klären, die ich zu klären habe.« Lagerfeld verschränkte die Arme und schaute Zöder an, ohne mit der Wimper zu zucken. Alles an ihm signalisierte gänzliche Kompromisslosigkeit sein Anliegen betreffend.
    Zöder schwante, dass er den Kerl nicht loswerden würde, bis er Irrlinger nicht beigebracht oder sonst wie kontaktiert hätte. Nun denn, im Augenblick hatte er weiß Gott andere Sorgen. Er holte sein Mobiltelefon aus der Jacke. »Warum wollen Sie Gerhard Irrlinger überhaupt sprechen?«, fragte er beiläufig, während er die letzten Ziffern tippte.
    »Ich will ihn verhaften«, sagte Lagerfeld trocken.
    Zöder hielt sich das Telefon bereits an sein Ohr und verkniff sich einen bösen Kommentar zu dem blöden Scherz. »Tut mir leid, Herr Kommissar, da geht keiner ran«, sagte er nach vergeblichem Warten. »Wie schon gesagt, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Wenn Sie ihn heute unbedingt noch sprechen wollen, müssen Sie wohl warten, bis er hier später auftaucht.« Zöder steckte das Mobiltelefon wieder weg.
    Lagerfeld überlegte kurz. »Sagen Sie, die Snacks und der Prosecco, die hier überall rumstehen, sind die eigentlich alle kostenlos?«, fragte er, während er sich prüfend umschaute.
    Zöder hatte keine Ahnung, worauf der Kommissar jetzt schon wieder hinauswollte. War er womöglich vom Ordnungsamt geschickt worden? »Ja, das alles ist heute kostenlos, lauter Spenden von Freunden der fränkischen Sache, wenn Sie es genau wissen wollen. Wein aus Würzburg, Schafswurst aus der Rhön, und dort hinten gibt’s sogar Salzdillgurken aus Bad Rodach.«
    Aber Lagerfeld hob schon beschwichtigend die Hände. »Nein, kein Problem, ich wollt ja gar nicht wissen, wo Sie das alles herhaben, ich hab nur Hunger, aber keinen Geldbeutel dabei. Aber wenn das alles kostenlos ist, werd ich hier halt so lange auf Herrn Irrlinger warten, wie’s notwendig ist. Danke für die Mühe, Herr Zöder, und«, er klopfte dem verwunderten Politiker aufmunternd auf die Schulter, »viel Glück mit der Unabhängigkeit, wird schon klappen.« Dann drehte sich Lagerfeld um und mischte sich umgehend unter das anwesende fränkische Volk.
    Als Haderlein das Büro betrat, kam ihm Fidibus mit besorgtem Blick entgegen. »Ja, sag einmal, Franz, was ist denn da bei euch in Hirschaid los gewesen? Man hört ja ganz schreckliche Sachen.«
    »Allerdings, Chef, allerdings. Das muss ich auch erst einmal verdauen. Jedenfalls waren wir unserem unsichtbaren Schützen dicht auf den Fersen. Wäre dieser Fiesder mit seinem Staranwalt nur eine Stunde früher aufgetaucht, dann … Wo ist der Depp überhaupt?« Haderlein war überlastet, er war sauer, und er war unzufrieden. Wegen Fiesders Ignoranz lag jetzt sehr wahrscheinlich ein wichtiger Zeuge im Sterben, und sie waren in eine ziemlich gefährliche Situation geraten. Hätte er Bauunternehmer Fiesder in diesem Moment habhaft werden können, dann gnade ihm Gott.
    Der Fall zehrte wirklich an Haderleins Nerven. Er war anders als normal und sehr kompliziert. Dichte Nebel hingen noch immer über den Morden, nur sehr mühsam brachten sie etwas Licht in das Dunkel. Und wenn Haderlein dann mal hoffnungsfroh war, wurde der Zeuge umgehend mittels Kopfschuss niedergestreckt. Die vergangenen vierundzwanzig Stunden waren die mit Abstand ereignisreichsten, die er in seiner bisherigen Laufbahn

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