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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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lassen, was Sie mir zu sagen haben, ansonsten werde ich mein Mobiltelefon aus dem Fenster werfen. Dann können Sie sich von mir aus mit ein paar Käferchen auf der Wiese oder mit wem auch immer unterhalten, haben wir uns verstanden?« Haderlein hatte sich sehr zusammenreißen müssen, was bei Unterhaltungen mit dem Professor durchaus des Öfteren der Fall war.
    Doch der war ob der genervten Widerrede des Hauptkommissars gar nicht sauer, im Gegenteil. »Respekt, Haderlein, Sie sind ja tatsächlich satisfaktionsfähig. Ich bin zutiefst erstaunt. Was haben Sie denn erwartet, wie ich reagiere, wenn Sie mir an den heiligen Tagen der Erlanger Bergkirchweih gepfeilte Leichen präsentieren?« Wieder herrschte auf der Erlanger Seite Schweigen, anscheinend erwartete Siebenstädter irgendeine Art von Anerkennung.
    Haderlein resignierte. Er würde ihm geben, was er wollte. »Ich danke Ihnen aus tiefster Seele und ausdrücklich für die aufopferungsvolle Arbeit, die Sie seit Jahrzehnten für die Bamberger Polizei leisten und, so hoffe ich, noch weiter leisten werden. Und deshalb bitte ich Sie jetzt auch inständig, mir zu sagen, ob Sie etwas herausgefunden haben, was uns in dem Fall weiterbringt.«
    »Geht doch, Haderlein, geht doch«, erwiderte Siebenstädter gönnerhaft.
    Haderlein konnte das haifischartige Grinsen des Professors förmlich vor sich sehen und seinen alkoholgeschwängerten Atem riechen. Nur hören konnte er Siebenstädter nicht mehr. »Herr Professor?«, fragte er sicherheitshalber noch einmal.
    »Bitte was?«, kam die fragende Antwort sofort zurück.
    »Die Fakten, Siebenstädter, jetzt. Ich habe wirklich nicht viel Zeit, bitte, bitte, von mir aus auch mit Sahne obendrauf«, drängelte Haderlein. Sie fuhren bereits durch die Ortsmitte von Hirschaid.
    »Aber natürlich, ich habe doch nur noch einmal auf das Zauberwort gewartet.« Doch dann kam der Gerichtsmediziner tatsächlich zur Sache. »Ich werde jetzt alles stichpunktartig zusammenfassen«, begann der Professor in dem ihm eigenen gestelzten Dozierton. »Wir haben es mit vier Menschen zu tun, die nachgewiesenermaßen alle durch Pfeilschüsse getötet wurde. Dabei handelt es sich um eine Frau von etwa dreißig Jahren und um drei Männer ähnlichen Alters. Durch ausführliche Tests am dem Menschen geistig und körperlich sehr ähnlich strukturierten Gemeinen Hausschwein konnte ich durch das Messen der Eindringtiefe und den daraus resultierenden Beschädigungen der Knochenstrukturen herausfinden, dass die Pfeile der Schützen eine außerordentlich hohe Durchschlagskraft entwickelt haben. Ich schätze die Zugkraft auf mindestens sechzig bis siebzig Pfund. Damit scheidet meiner Meinung nach eine Frau als Täterin aus. Wir reden also mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem oder mehreren männlichen Schützen.«
    Haderlein hörte aufmerksam zu und machte sich auf einem Block Notizen. Das Handy klemmte er sich zwischen Ohr und Schulter. Lagerfeld gab ihm währenddessen ein Zeichen und deutete auf die andere Straßenseite. Sie waren am Ortsende von Hirschaid an einem Bauernhof angelangt. Haderlein warf einen kurzen Blick zu dem Haus und zu der Scheune hinüber, deren Tür leicht offen stand, und gestikulierte zurück. Lagerfeld sollte noch sitzen bleiben. Er wollte zuerst abwarten, was Siebenstädter zu sagen hatte. Im Moment passierte da drüben auf dem Grundstück ja sowieso nichts.
    »Was soll der Scheiß?«, rief Schurig in seiner Hilflosigkeit, während er verzweifelt versuchte, die etwa zwei fehlenden Meter bis zur nächsten Ebene zu erklimmen. Doch schon nach wenigen Sekunden erkannte er, dass das Unterfangen aussichtslos war. Er würde es niemals schaffen.
    »Ich kenne dich«, sagte die Frau mit den blonden Haaren.
    In seiner Panik registrierte Schurig den Inhalt des Gesagten nicht. Er drückte sich an die Rückwand des Aufzuges und überlegte fieberhaft. Dann kam ihm plötzlich eine Idee. Er bückte sich, um einen seiner schweren Werkstattschuhe auszuziehen, als im gleichen Augenblick dort, wo sich gerade eben noch sein Oberkörper befunden hatte, ein Pfeil an der metallenen Rückwand der Hebebühne zersplitterte.
    Für einen Sekundenbruchteil war er irritiert, dann hatte er den Schuh von seinem Fuß gezogen und ihn mit aller Kraft, die er als über Sechzigjähriger noch aufbieten konnte, in Richtung des großen Fensters geworfen, das sich schräg über ihm an der Scheunenrückseite befand. Durch die Masse und die Wucht des geworfenen Schuhs zersprang das Glas

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