Drei Eichen (German Edition)
in Abwehrhaltung vor ihnen auf.
Haderlein war ob solcher massiver Borniertheit unschlüssig, wie er reagieren sollte, Lagerfeld hatte indes die Sinnlosigkeit ihrer Überzeugungsversuche erkannt und zupfte seinen Kollegen am Ärmel. »Vergiss es, Franz. Los, wir gehen. Soll er uns doch anzeigen. Komm jetzt, wir müssen weiter.«
Haderlein nickte, und beide Kommissare drehten sich um, um die Tankstelle schnurstracks zu verlassen. Doch darauf hatte der verlebt wirkende Tankstellenbesitzer nur gewartet. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck drückte er eine unscheinbare Taste unterhalb der Kasse. Sofort schlossen sich die Schiebetüren und eine Lampe begann rot leuchtend und von einem lauten Heulton begleitet zu rotieren. An den Zapfsäulen fuhren die Menschen erschrocken herum, um zu sehen, wer oder was den Radau verursachte. Friedrich betrachtete zufrieden die Szenerie. Niemand würde ihn um sein sauer verdientes Geld bringen. Zu oft schon hatten Betrüger einfach das Benzin nicht bezahlt und waren nach dem Tanken wieder davongefahren. Dagegen hatte er jetzt Videokameras. Wieder andere hatten die Nummernschilder abgedeckt. Gegen die hatte er Krallenbretter in die Fahrbahn montiert, die automatisch ausfuhren. Und sollte jemand einen Überfall durchziehen wollen, so führte das unweigerlich zu dem Radau, der gerade zu hören war, und der Alarm wurde zeitgleich direkt zur Polizei in Coburg weitergemeldet, die auch ein Videobild vom Inneren der Tankstelle sowie von den sich darin abspielenden Vorgängen empfangen konnte. Die zwei Kleinganoven würden ihm jedenfalls nicht so schnell entkommen.
»Macht auf«, hörten sie eine männliche Stimme mit leichtem Akzent, während die Türklinke hinuntergedrückt wurde. Derjenige von ihnen, der der Tür am nächsten saß, drehte erleichtert den Schlüssel. Die Tür öffnete sich, und ein Mann in Bluejeans, mit dunkler Wildlederjacke und einer Waffe mit Schalldämpfer in der Hand betrat den Raum und schloss ruhig hinter sich die Tür. Die Anwesenden erstarrten, nur Werner Grosch erhob sich vom Boden und blickte dem Ankömmling in die Augen.
»Wer sind Sie?«, fragte er mit tonloser Stimme. Er konnte den Besucher nicht wirklich einordnen.
»Ich bin Magnus.«
Werner Grosch war verwirrt. »Wer? Was wollen Sie hier?«
Für den Moment sah es so aus, als ob das der Typ war, der es auf sie abgesehen hatte, auch wenn er mit einer schallgedämpften Waffe und nicht mit einem Bogen mitten in ihrem Paukraum stand.
»Was ich hier will? Jemand hat mir eine E-Mail geschickt.« Er deutete auf den leise stöhnenden Fuxmajor und auf den Pfeil, der aus dessen Hals herausragte. »Darin wurde von dem Problem mit einem Bogenschützen berichtet und die Frage gestellt, ob ich es beheben könnte. Deshalb bin ich jetzt hier: um dieses Problem zu beheben.«
Grosch verstand nur Bahnhof. Er hatte jedenfalls niemanden benachrichtigt. Was sollte der Quatsch? Nichts machte mehr Sinn, und schon gar nicht, was Magnus da erzählte. Doch das würden sie später klären. Wenn Magnus ihnen wirklich helfen wollte, dann würde er ihm jetzt keine Fragen stellen. Erst einmal musste dieser Irre aus dem Weg geschafft werden, der es auf sie abgesehen hatte.
»Ich war es jedenfalls nicht, der dir geschrieben hat, aber das ist jetzt auch völlig egal. Kannst du diesen Irren da draußen für uns erledigen? Geld spielt keine Rolle, tu es einfach.« Grosch wurde immer aufgeregter.
Byron dachte nach und blickte sich um. Joe war nicht hier. Die Sache begann sich allmählich zu verkomplizieren. Die Umstehenden erhoben sich und unterhielten sich leise.
»Ruhe!« Byron Gray hatte eine Entscheidung getroffen. Er hatte hier einen Job zu erledigen, mit oder ohne Joe. Sofort war es wieder mucksmäuschenstill in dem Raum. »Code Red«, sagte er leise, aber entschlossen.
Haderlein war erst fassungslos, dann wütend. Verdammt wütend sogar. In der Regel schaffte es nur Siebenstädter, diesen Gemütszustand in ihm hervorzurufen. »Sie haben sie ja wohl nicht alle! Das ist Behinderung der Polizei, Sie Irrer. Wir sind auf dem Weg zu einem wichtigen Einsatz, bei dem es womöglich um Leben und Tod geht!«
Lagerfeld zog ihn am Ärmel.
»Vergiss den Arsch, Franz.« Er hatte seine Dienstwaffe gezückt, die er jetzt ansatzlos auf die zweiflügelige Eingangstür der Tankstelle richtete. Er schoss zwei Mal, sodass in der Glastür zwei kleine Löcher mit einem spinnennetzartigen Bruchmuster erschienen. Mit einem seiner Cowboystiefel trat er
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