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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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kritzelte er etwas mit der freien Hand auf seinen Notizblock. »Okay, hab ich, das werden wir schon finden. Und natürlich werden wir diplomatisch vorgehen, ich weiß ja, dass wir keinen Haftbefehl haben. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.« Haderlein steckte das Handy weg und gab die Adresse, die er von Fidibus erhalten hatte, umgehend in das Navigationssystem des Landrovers ein. »Wir müssen nach Coburg, Bernd. Fahr schon mal auf die Autobahn Richtung Suhl.«
    Lagerfeld verzog ungläubig das Gesicht. »Nach Coburg? Bist du sicher? Aber die Riesenshow läuft doch in Bamberg in der Konzerthalle ab. Hab ich doch mit eigenen Augen gesehen. Warum sollte Irrlinger in Coburg auf das Ergebnis warten?« Zweifelnd schüttelte er den Kopf.
    »Solange wir keinen besseren Tipp haben, fahren wir erst einmal dorthin. Außerdem hat Fidibus die Information vom bayerischen Innenministerium, die werden ihm ja wohl keinen Mist erzählt haben. Und jetzt drück auf die Tube, Mensch, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Nervös rutschte Haderlein auf seinem Sitz hin und her. Irgendwie hatte er das Gefühl, es wäre besser, nicht zu trödeln.
    Es hatte lange gedauert, sie zu finden, und genauso lange, um zu wissen, wie alles zusammenhing. Doch sie war intelligent, zäh und geduldig, deshalb hatte sie jetzt auch ihr Ziel vor Augen. Es war wieder Pfingsten, und sie waren zurück in Deutschland. Sie wusste nicht, ob ihre Gemeinschaft noch bestand, ob »Three Oaks« noch Menschen tötete, aber das war ihr auch egal. Fest stand, dass diesmal die »Drei Eichen« es sein würden, die gejagt wurden. Sie waren sehr clever, einflussreich, aber kalt und skrupellos. Sie hatten sich angemaßt, über Leben und Tod zu entscheiden, und niemand hatte sie daran gehindert. Doch jetzt war die Zeit gekommen, den Spieß umzudrehen. Jetzt nahm sie das Gesetz in ihre Hände, jetzt würde sie Gleiches mit Gleichem vergelten. Sie hatte in ihrer Zeit in Amerika viel gelernt, und sie wusste, was sie wollte. Sie war selbst kalt und skrupellos geworden.
    Sie schaute zu der gelben Villa hinüber. Inzwischen kannte sie das Prozedere und die Gepflogenheiten der Rhenania Bavaria. Der Coburger Convent folgte seinen Traditionen immer sehr genau, genauso wie die Mitglieder ihren Ritualen. Sie wusste also, wann sie wo sein würden. Heute wurde in der Villa eine außerordentliche Sitzung abgehalten, weil Irrlinger auf sein Wahlergebnis wartete. Doch das war nur eine Nebensächlichkeit. Sie war ihnen auf den Fersen, hatte einen nach dem anderen aufgespürt, ihre Wege und Zusammenkünfte zurückverfolgt. Sie hatte Computer angezapft, Telefone abgehört und Menschen beschattet. Das alles war keine Sache des Geldes gewesen, sondern des Know-hows und der Konsequenz. Der Konsequenz, die sie nun hierher geführt hatte.
    Sie beobachtete, wie er aus dem Auto stieg und Richtung Eingang schritt. Sie erschauerte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie ihn so aus der Nähe sah. Kein Zweifel, das war er. Kalte Wut kochte in ihr hoch. Natürlich würde er die Bedeutung des kleinen Sandsteinstückes aus dem Steinbruch von Ludvag nicht verstehen. Nur sie verstand, und grenzenloser Schmerz durchflutete sie. Sekunden später hatte sie sich wieder im Griff. Dort oben waren alle von ihnen versammelt, und in Kürze würde den Nächsten sein gerechtes Schicksal ereilen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
    Sie schlich um die Villa herum in den Garten, zog die Einzelteile aus ihrem Rucksack und montierte sie mit geübten Griffen zu ihrem Bogen zusammen. In weniger als zwei Minuten war er einsatzbereit. Sie trat zurück, schaute nach oben, schickte die SMS und steckte das Handy ein. Sie hob den Bogen, spannte ihn, bis die Sehne eine gerade Linie von der Nase abwärts über ihr Kinn nach unten bildete. Der schwarze Pfeil lag ruhig in der Führung des Hoyt-Bogens, wurde nur von den Fingern ihrer rechten Hand und der sanften Federspannung des Klickers gehalten.
    Jetzt geh schon ans Fenster, betete sie innerlich. Sie hatte ihn beobachtet. Wenn er hier war und überlegen musste, hielt er sich häufig in diesem Zimmer auf und trat an dieses Fenster. Auch deswegen hatte sie den Stein an die Tür gehängt. Damit er überlegte.
    Geh endlich, flehte sie erneut nach oben. Als sich der Vorhang bewegte und sie den Umriss eines Mannes ausmachen konnte, schwirrte der Pfeil von der Sehne und schickte ihre tödliche Botschaft nach oben.
    Verblüfft drehte Rene Amann sich um, las noch einmal die SMS und schob dann

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