Drei Engel für Armand
die Kette, die von der Öllampe hing. Die Kettenglieder rasselten, aber Charlotte war zu wütend, um es zu bemerken.
Charlotte ging ans Kopfende des Betts und griff nach dem Schwert an der Wand. »Wenn du nicht trinken willst, werde ich das verdammte Kind persönlich aus dir rausschneiden! Beweg dich nicht, dann ist es schnell vorbei!«
Bitte beeil dich! Die Ratte lief jetzt am Rand des Rohrs entlang und machte an einem der Dochte Halt, der nur noch mit einem schwachen Flammenpünktchen brannte und eigentlich ausgetauscht werden musste. Ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten, tupfte die Ratte die Flamme mit den Pfoten aus und zog dann den Docht so weit heraus, wie sie konnte. Als er sich nicht mehr bewegen ließ, begann sie ihn am untersten Punkt anzunagen.
»Ich habe gesehen, was dieses verdammte Schwert meiner Schwester angetan hat«, murmelte Charlotte. Sie ergriff eins der Bettlaken und wickelte mehrere Lagen um das Heft. Der Rest des Lakens schleifte hinter ihr über den Boden, als sie wieder zu Danielle zurückging. »Wollen doch mal sehen, wie es mich dadurch sticht!«
Die Ratte hatte es geschafft, den Docht durchzunagen, lief damit zur nächsten Flamme und hielt das Ende hinein. Der ölgetränkte Docht fing augenblicklich Feuer und die Ratte quiekte vor Schmerz.
Charlotte fuhr in dem Moment herum, als die Ratte sprang. Sie landete auf ihrem Kopf, stieß den Docht in ihre Haare und stürzte auf den Boden.
Das Feuer verbreitete sich schnell. Charlotte fluchte und schleuderte das Schwert weg, die Klinge verfehlte nur um Haaresbreite Danielles Gesicht.
So nah! Alles, was Danielle tun musste, war den Arm zu bewegen. Sie könnte ihr Schwert nehmen und dem hier ein Ende bereiten. Doch der Fluch hielt sie immer noch gefangen. Charlotte hatte ihr befohlen, sich nicht zu bewegen, bis sie oder Stacia etwas anderes sagten -
»Hilf mir!«, schrie Charlotte. Ihre braunen Strähnen schrumpften und kräuselten sich von den Flammen, und der beißende Gestank nach verbrannten Haaren erfüllte die Luft.
Mit einem grimmigen Lächeln rappelte Danielle sich auf.
Mit einer Hand umklammerte sie Charlottes Arm und zerrte sie zu dem Teich in der Ecke; dort angekommen, packte sie ihre Stiefschwester am Hals und stieß ihren brennenden Kopf ins Wasser.
Weiße Fische flüchteten ans andere Ende. Blasen stiegen auf und zerplatzten, als Charlotte sich wehrte, aber Danielle hielt sie fest und drückte ihren Kopf unter Wasser, bis ihr Gesicht den algenbewachsenen Fels am Grund berührte. Schließlich schwelten die Flammen in ihren Haaren immer noch, und Danielle war befohlen worden zu helfen.
Charlotte wand sich, drehte das Gesicht hin und her und schlug ihre Fingernägel in Danielles Arm. Danielle nahm all ihre Kraft zusammen. Solange Charlottes Mund unter Wasser blieb, konnte sie keine neuen Befehle geben.
Charlotte änderte die Taktik. Sie hielt sich am Rand des Teichs fest und drückte und versuchte, Danielle zurückzuzwingen.
Danielle legte ihr ganzes Gewicht in ihre Arme. Charlotte war nie stark gewesen; Danielle war diejenige, die ihr Leben mit schwerer Arbeit verbracht hatte. Sie hatte begonnen zu arbeiten, wenn ihre Stiefschwestern noch schliefen, und noch lange weitergemacht, wenn sie sich schon zur Ruhe begeben hatten. Wenn man dazu Danielles Wut addierte wegen dem, was Charlotte zu tun versucht hatte, war sie ohne Weiteres stark genug, um ihre Stiefschwester zu ermorden.
Charlottes Anstrengungen wurden schwächer. Ihr Kopf rollte zur Seite. Ihre Augen waren fest zugedrückt, wie die eines Kindes, das versucht, einen schlechten Traum auszusperren. Eine kleine Säule aus Luftbläschen stieg aus ihrem Mundwinkel auf.
Die Wut in Danielle begann dahinzuschwinden. Charlotte zu töten würde ihr selbst nicht die Freiheit bringen. Es würde nicht ihr Baby retten. Es würde niemand retten. Irgendwann würde Stacia sie hier finden, wie sie über Charlottes Leiche stand; sie würde Danielles Kind nehmen, und dann würde sie Danielle töten, genau wie Danielle es mit Charlotte gemacht hatte.
Sie drehte ihre Finger in Charlottes Haare und zog sie aus dem Teich. Charlotte sackte zusammen; das Wasser färbte den Boden um ihren Kopf und Rumpf herum dunkel. Sie hustete schwach und spie Wasser und Blut aus. Sie musste sich auf die Zunge oder in die Backe gebissen haben, als sie sich wehrte.
Charlotte fing an sich zu übergeben. Als sie fertig war, nahm Danielle eine Decke vom Bett und warf sie über ihren zitternden
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