Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Körper.
    »Eine gute Entscheidung! Wenn sie tot ist, kann sie uns nicht mehr erzählen, was wir wissen müssen.«
    Danielle fuhr herum. Am Kopfende des Betts stand Talia, die Arme vor der Brust verschränkt. Tausend Fragen schossen Danielle durch den Kopf. Sie hätte schwören können, dass Talia einen Augenblick zuvor, als sie die Decke für Charlotte geholt hatte, noch nicht da gewesen war. Auch hatte Danielle die Tür nicht aufgehen gehört.
    Sie versuchte etwas zu sagen, konnte es aber nicht. Aus irgendeinem Grund fand ein Teil von ihr das alles furchtbar komisch. Sie konnte ihre Stiefschwester ermorden, aber sie konnte immer noch nicht sprechen, solange ihr nicht jemand eine Frage stellte.
    Charlotte stöhnte und griff nach dem Schwert. Die Glasklinge glitt über den Boden. Charlotte hob sie hoch und richtete sie auf Danielle. »Ich werde sie umbringen!« Die Worte lösten einen erneuten Hustenanfall bei ihr aus.
    »Nur zu, versuch’s doch!« Talia trat auf Charlotte zu. Ihren Bewegungen haftete nichts von der Tollpatschigkeit an, die Danielle von der Episode am Höhleneingang in Erinnerung war. Irgendwie hatte Talia einen Weg gefunden, Stacias Fluch abzuschütteln. »Du kapierst immer noch nicht, was es mit diesem Schwert auf sich hat, stimmt’s? Ganz egal wie hart du zuschlägst, diese Klinge wird Danielle niemals auch nur ein Haar krümmen.«
    Talia blickte Danielle an. »Erinnerst du dich an den Kampf vor der Höhle? Ich habe nicht nachgedacht, als ich dir das Schwert wieder zuwarf. Eigentlich hättest du die Finger an dieser Hand verlieren müssen, als du die Klinge gefangen hast.«
    Talia sah zu, wie Charlotte sich auf die Knie wuchtete. »Meine Vermutung ist, dass diese Klinge eher zerspringen als Danielle Schaden zufügen wird«, fuhr sie fort. »Wenn ich recht habe, wird das Schwert darüber auch nicht allzu glücklich sein. Du darfst dich nicht wundern, wenn eine der Scherben den Weg in dein Herz findet.«
    Sie setzte sich auf den Bettrand und wartete. Sie wirkte … müde. Ihre Augen waren blutunterlaufen, sie roch nach Schweiß und Schimmel, und ihre schwarzen Kleider waren abgenutzt und zerrissen. Ihr Schwert war verschwunden, an der Taille trug sie jedoch immer noch ein Messer. Zwei kleine Stäbe mit Metallspitzen hielten ihr Haar hinten, abgesehen von ein paar verschwitzten Strähnen, die ihr in die Augen hingen.
    »Deine Stiefschwester war so gütig, dein Leben zu schonen.« Ihr Kopfschütteln ließ keinen Zweifel daran, dass ›gütig‹ nicht das Wort war, das Talia eigentlich in den Sinn kam. Sie lächelte. »Ich bin nicht wie deine Stiefschwester.«
    Charlotte schüttelte den Kopf und richtete das Schwert auf Talia. »Vielleicht kann ich sie nicht töten!«
    Talia zuckte mit den Schultern, griff hinter sich und zog eins der Stäbchen aus ihren Haaren. Sie hielt es an der Spitze und schnippte es mit einem Ruck ihres Handgelenks nach vorn. Das Stäbchen wirbelte durch die Luft und das stumpfe Ende traf Charlotte mitten ins Auge.
    Charlotte jaulte auf und ließ das Schwert fallen. Talia stieß sich vom Bett ab und fing es am Heft auf, bevor es den Boden berührte. Die Klinge zischte durch die Luft, als Talia sie herumwirbeln ließ und die Schneide Charlotte an die Kehle hielt.
    Keine Frage – Talias Elfengaben waren wieder da.
    »Nun denn«, sagte Talia. »Warum unterhalten wir uns nicht mal über den Fluch, den deine Schwester über meine Prinzessin verhängt hat?«
    Zu ihrem großen Verdruss merkte Danielle, dass sie gezwungen war, von Talia und Charlotte wegzugehen, um das Wasser aufzuwischen, das auf den Boden gespritzt war. Sie nahm das Laken, das Charlotte fallen gelassen hatte, um das meiste davon aufzusaugen, und wrang es anschließend über dem Teich aus. Am schlimmsten war, dass sie schon wieder summte.
    Das Summen erregte Talias Aufmerksamkeit. »Hör auf damit!«
    Wenn das nur so leicht gewesen wäre! Mit einem trockenen Zipfel der Decke rieb Danielle den Mörtel an der Verbindungsstelle zwischen Boden und Teich ab.
    »Dürfte ich mal?«, fragte Talia.

»Es ist genug, Aschenputtel.« Charlottes Auge war blutunterlaufen, aber sie schien noch sehen zu können. Tränen liefen an ihrer Wange herab und sie blinzelte unaufhörlich und rieb es sich.
    Danielle trocknete sich die Hände am Hemd ab und stand auf.
    »Achte auf deine Umgangsformen!«, sagte Talia.
    »Welche Rolle spielt das noch?« Charlotte nahm sich ein Betttuch und schlang es um ihre Schultern. Sie zitterte immer noch.

Weitere Kostenlose Bücher