Drei Engel für Armand
entschuldigst du dich bei Trittibar!« Sie sah sich Talia genauer an. »Ich nehme nicht an, dass du irgendwas mitgebracht hast, womit wir Schnee wecken könnten?«
Talia ignorierte die Frage und fuhr mit der Hand die Wand entlang. »Das Gestein hinter den Wandbrettern ist ziemlich uneben; massig Platz, um sich vorbeizuzwängen. Weißt du, wo sie sie aufbewahren?«
»Im Gemeinschaftsraum am Ende des Flurs.«
»Bewacht?«
»Nur die Dunkelinge im Flur; der Gemeinschaftsraum selbst ist normalerweise leer.«
»Gut!« Talia beugte sich über Charlotte. »Eine starke, gesunde Frau könnte sich wahrscheinlich bis zum Ende der Nacht aus diesen Fesseln herauswinden. Bei dir, schätze ich, wird das wenigstens einen Tag dauern.«
Sie drehte sich um. »Lass uns losgehen!«
»Augenblick! Was ist mit –« Danielle sah auf die Ratte und begriff, dass es keinen Sinn hatte. Das Kissen um ihren Kopf herum war ein Gemisch aus Ruß und wässrigem Blut. Das röchelnde, krampfhafte Atmen hatte aufgehört. Danielle schluckte einen Kloß im Hals herunter. »Schon gut.«
»Hier drüben«, sagte Talia und führte Danielle zu dem Rattenloch am Teich. Sie reichte ihr eine der Sporen.
Danielle legte die Spore auf ihre Zunge. Augenblicke später zwängten sie und Talia sich in die Dunkelheit hinter dem Teich. Talia warf einen Blick zurück und schüttelte den Kopf.
»Was ist los?«, fragte Danielle.
»Charlotte. Wenn ich jünger war, hätte ich sie umgebracht, um sicherzugehen, dass sie uns nicht folgt.« Sie seufzte. »Ich glaube, du färbst auf mich ab, Prinzessin.«
Der Platz zwischen den Wandbrettern und dem grob behauenen Stein war beengt und schmutzig. Kies und Staub bedeckten den Boden, zusammen mit Rattenkot, leeren Insektenpanzern und einer gesunden Schimmelkultur. Auf dieser Seite waren die Holzbohlen nicht abgeschmirgelt; Splitter pieksten nach Danielles Kleidern, als sie sich den Weg an einem Spinnennetz vorbei bahnte. »Wie hast du mich gefunden?«
»Bin auf einer Ratte geritten«, antwortete Talia. »Hätte dem Ding fast ins Auge gestochen, ehe ich erkannte, dass es gekommen war, um mir zu helfen. Ich nehme an, es war einer deiner Freunde.«
Sie griff hinter sich, um Danielle über ein Stück Stein von der Größe eines Männerdaumens zu helfen. Bei ihrer gegenwärtigen Größe hätte es ebenso gut ein Felsbrocken sein können.
»Selbst so dauerte es mehrere Tage, bis ich mich vom Wasser hier hochgeschlichen hatte. Dieser Ort ist nicht leicht zu infiltrieren. Wer immer ihn sich ausgedacht hat, er verstand sein Geschäft.« Bewunderung schwang in ihren Worten mit. »Du kannst wohl nicht zufällig etwas Gewichtigeres als eine Ratte herrufen? Vielleicht eine Rotte Mantikore?«
»Tut mir leid.« Dem Geräusch des tropfenden Wassers nach zu urteilen, befanden sie sich direkt unter dem Rohr, das den Fischteich mit Wasser speiste. »Talia, was ist passiert, nachdem du in den Fluss gefallen bist? Wie hast du Stacias Zauber gebrochen?«
»Dein Aviar hat mich rausgezogen. Ich nehme an, ich muss dir dafür danken. Es gelang mir schließlich, mich auf seinen Rücken hochzuziehen. Ich hielt mich verzweifelt fest und sagte ihm, er solle mich zurück zu den Kobolden bringen.«
»Und die haben dir geholfen?«
»Nicht direkt. Arlorran war schon weg und die Kobolde waren ganz schön sauer, als sie hörten, was mit ihren zwei anderen Aviaren passiert war.«
»Sind sie …?«
»Mitternacht und Socke waren beide am Leben, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, aber keiner war in der Verfassung zu fliegen. Die Kobolde haben eine Gruppe ausgeschickt, um sie zu holen. Ich weiß nicht, ob sie überlebt haben.« Talia seufzte. »Ich ging zur Straße zurück, aber alles, was ich tun konnte, war einen Fuß vor den andern zu setzen. Ich hätte von Glück sagen können, wenn ich eine Viertelmeile geschafft hätte, ohne mir den Knöchel zu verstauchen oder das Knie zu verrenken. Deshalb … bat ich um einen Führer.«
Danielle grinste. »Weißt du denn nicht, dass man in Elfstadt nie nach einem Führer fragen sollte?«
Talia blieb stehen. Ein hoher Holzbalken versperrte ihnen den Weg. »Tja, nun ja, jedenfalls funktionierte es. Ich fand ein seltsames kleines Mädchen, das anstelle des Mundes einen Entenschnabel hatte. Frag nicht. Sie entfernte den Fluch, und hier bin ich.« Sie klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Balken. »Hier werden wir Hilfe brauchen, Prinzessin. Wenn du ein paar kräftige Ratten rufen könntest, würde es gleich
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