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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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und legte den Kopf schief, dann drehte sie sich um, offensichtlich verwirrt. Klar, die Ratte konnte nicht wissen, was der Gemeinschaftsraum war.
    »Das schlafende Mädchen in der Glaskiste«, versuchte Danielle es noch einmal. »Bring uns zu ihr!«
    Die Ratte huschte nach vorn und führte sie durch eine schmale Lücke oberhalb der Verbindungsstelle dreier Stützbalken. Danielle hielt die Luft an, als sie sich mit Händen und Füßen an staubigen Spinnweben vorbeikämpfte.
    »Ah, das glamouröse Leben einer Prinzessin!«, sagte Talia und riss sich ein bisschen Spinnennetz aus den Haaren. »Jetzt wird mir klar, warum deine Stiefschwestern so neidisch waren!«
    Danielle grinste und sprang auf die Deckenbretter auf der anderen Seite.
    »Wie kommen wir nachher herunter?«, fragte Talia. »Ich habe gesehen, wie die Ratte runtergeklettert ist, um dich zu holen, und ich glaube nicht, dass ich diesen Ritt mitmachen möchte.«
    Die Ratte kletterte bereits über den nächsten Balken und lief auf das andere Ende des Zimmers zu. Ein schwaches Tropfgeräusch echote durch die Enge, als sie noch ein Rohr passierten.
    Sie kletterten noch über vier weitere Balken, bevor sie am Ende der Zimmerdecke ankamen. Die Ratte eilte voraus und blieb vor einem Vorsprung rechteckig behauener Steine stehen. »Der Kamin«, sagte Danielle. »Das muss der Rauchfang sein.«
    Sie drehte sich um und versuchte, sich zu orientieren. Wenn dort der Kamin war … Sie lief nach links, wo der Rauchfang im zerklüfteten Stein der Kaverne verschwand und wahrscheinlich Rauch und Hitze zu einem nahe gelegenen Felsspalt trug. »Schnee müsste genau unter uns sein.«
    Die Ratte quiekte und sauste zu einer Stelle neben der Ecke des Rauchfangs. Danielle ging ihr nach. Als sie näher kam, wurden die Bohlen sandiger, wo kleine Stückchen Gips abgebröckelt waren.
    »Vermutlich hat die Hitze vom Kamin den Gips geschwächt.« Talia zog ihr Messer, stieß es zwischen die Bretter und stach einen Brocken von der Größe ihre Faust aus. »Der Gips ist hier überall trocken und spröde.«
    Danielle deckte die leuchtende Flasche ab. Ein dünner Lichtstrahl fiel durch eine Seite des Rauchfangs, wo etwas von dem Gips abgefallen war. Die Bohlen waren schlecht an den Rauchfang angepasst, wodurch ein großer, mit nichts als Gips ausgefüllter Zwischenraum entstanden war. »Dort drüben können wir runter.«
    Mit Danielles Schwert und Talias Messer hatten sie die Lücke bald breit genug für eine Person gemacht. Talia zwängte Kopf und Schultern durch; einen Moment später zog sie sich wieder zurück. Ihre Miene war verkniffen. »Warte hier! Ich werde sehen, was ich für Schnee tun kann. Sobald ich wieder meine normale Größe habe, kann ich dir runterhelfen.«
    »Was hast du vor?«, fragte Danielle.
    Talia zog ihre Peitsche. Sie löste das Bleigewicht vom Ende der Schnur, steckte es in einen der Beutel an ihrer Taille und nahm ein spitzeres Gewicht mit Widerhaken heraus. Sie knüpfte einen schnellen Knoten, zog probehalber daran und grunzte zufrieden. Anschließend nahm sie eine Spore aus Trittibars Beutel und reichte sie Danielle. »Nur falls ich Schwierigkeiten haben sollte, zu dir zurückzukommen.«
    Mit diesen Worten schob sie sich mit dem Kopf voran durch das Loch. Ein dumpfer Schlag ließ die Decke unter Danielles Füßen vibrieren; Augenblicke später verschwanden Talias Beine jäh außer Sicht.
    »Talia!« Danielle legte sich flach hin und streckte den Kopf durchs Loch; zur Belohnung fing sie sich fast einen Tritt ins Gesicht ein.
    Talia hatte das Ende ihrer Peitsche im Gips verankert, schwang hin und her wie ein Pendel und trat mit den Beinen, um an Geschwindigkeit zuzulegen. Einmal, zweimal …
    Beim dritten Schwingen ließ sie los: Ihr winziger Körper presste sich zu einem Ball zusammen und schlug einen langsamen Rückwärtssalto, der sie durch die Luft auf Schnees Sarg zutrug.
    Danielle spannte sich an. Wenn Talia sich verschätzt hatte, würde sie gegen die Seite des Sargs krachen, deren verspiegelte Scherben sie zerstückeln konnten.
    Talia krümmte sich wie eine Katze und brachte Hände und Beine unter sich. Sie verfehlte die Sargseite um Haaresbreite, landete mitten auf Schnees üppigem Busen, prallte ab und kam federnd wie ein Akrobat auf ihrem Bauch auf.
    Danielle stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Was für eine Irre!«
    Hinter ihr quiekte die Ratte zustimmend.
    Talia kletterte auf allen vieren auf die Spitze von Schnees rechter Brust, wo sie sich auf

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