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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Ihr Kopf schnellte nach hinten, und der Hinterkopf des Dunkelings knallte gegen die Tischplatte. Einem normalen Gegner hätte die Wucht des Aufpralls die Besinnung geraubt, doch der Dunkeling klammerte sich mit aller Kraft an ihr fest, zerriss ihr Hemd und biss ihr in die Schulter. Talia packte sein Handgelenk mit beiden Händen und versuchte ihn wegzuzerren, aber die schwarzen Finger gruben sich einfach in ihre Haut.
    Danielle rannte zum Tisch und griff dabei ihr Schwert anders: Mit einer Hand hielt sie das Heft, die andere legte sie zur besseren Kontrolle um die Klinge. Wie schon zuvor ritzte das Glas nicht einmal ihre Haut. »Talia!«
    Talia rollte herum, und Danielle stieß dem Dunkeling die Klinge in den Rücken. Er kreischte und krümmte sich, aber Danielle drückte fester zu und nagelte ihn auf dem Tisch fest. Heißes Blut spritzte auf ihren Arm, als der Dunkeling sich losriss. Sie holte noch einmal aus und wollte nichts mehr, als diese Perversion zu zerstören.
    »Feinkontrolle, schon vergessen?«, fuhr Talia sie an. Sie rollte sich vom Tisch herunter und wankte weg, wobei sie sich mit einer Hand an den Rücken griff. Da war kein Blut, weder von Danielles Schwert noch vom Angriff des Dunkelings. »Du schwingst das wie ein Bauer, der sein Getreide erntet!«
    »Entschuldige bitte«, sagte Danielle mit angespannter Stimme. »Möchtest du, dass ich ihn dir wieder auf den Rücken setze, damit ich es noch mal probieren kann?«
    »Würdest du jetzt bitte den Scheißkerl endlich umbringen?«
    Danielle versuchte es, doch der Dunkeling drehte sich zur Seite und wollte Talia an die Gurgel gehen. Er bewegte sich nicht mehr so schnell wie vorher, aber er war noch immer gefährlich. Talia duckte ab.
    »Talia?« Mit trüben Augen sah Schnee Danielle und Talia an und begann unbeholfen, wie noch halb im Schlaf, aus dem Sarg zu steigen.
    Der Dunkeling flitzte an Talia und Danielle vorbei. Seine Bewegungen waren unstet, wie die einer verletzten Katze, aber er hüpfte so schnell über die Tische, dass keine der beiden ihn aufhalten konnte.
    »Schnee, pass auf!«, schrie Talia, doch Schnee schien sie nicht zu hören. Sie rieb sich die Augen, als der Dunkeling mit ausgestreckten Fingern sprang.
    Schnee lächelte und tippte mit einem Finger auf den Sargrand. Hunderte von Lichtstrahlen schossen empor und spießten den Dunkeling in der Luft auf. Danielle musste an das Licht denken, mit dem Schnee bei Arlorran und am Höhleneingang die Dunkelinge zurückgetrieben hatte, das ihnen die Haut versengt hatte. Nur dass sie damals nur die kleinen Spiegel an ihrem Halsband benutzt hatte.
    Ihr Sarg war aus Hunderten von zerbrochenen Spiegeln zusammengesetzt.
    Einen Augenblick später war von dem Dunkeling nichts mehr übrig als ein Rauchwölkchen und ein Geruch, der Danielle an verschimmelndes Laub erinnerte.
    Schnee unterdrückte ein Gähnen. »Hab dich!«
    »War aber allmählich auch Zeit, dass du aufwachst!«, meinte Talia und rieb sich die Schulter. »Weißt du, wie lang ich gebraucht habe, um einen Gegenzauber für diesen blöden Schlaf fluch zu finden?«
    Danielle blickte erstaunt drein. Talia trat dicht an sie heran und senkte die Stimme. »Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen davon sagst, was sich wirklich zugetragen hat, werde ich dich eigenhändig töten!«
    Danielle blickte Schnee an und dann wieder Talia. In deren dunklen Augen lag eine Art müder Resignation. Danielle dachte daran zurück, was Talia über ihren Handel mit dem Elfenmädchen erzählt hatte, wie sie ihr ungeborenes Kind für die Hilfe des Mädchens versprochen hatte. Schnee hatte offensichtlich keine Ahnung, wie Talia fühlte. Kein Wunder, dass sie sich so über Schnees Flirt mit Arlorran aufgeregt hatte!
    »Ich verspreche es!«, sagte Danielle.
    »Wie lang hab ich geschlafen?«, wollte Schnee wissen.
    »Etwas über einen Monat«, antwortete Talia.
    Schnee berührte ihren nackten Hals und runzelte die Stirn. Sie griff nach unten und nahm ihr Messer in die Hand. »Wo ist Prinz Armand?«
    »Charlotte sagt, er ist bei Stacia und der Herzogin.« Irgendwie brachte es Danielle fertig, dass ihre Stimme nicht zitterte.
    »Und bei meiner Mutter.« Schnee streckte die Hand aus und berührte die Seite des Sargs. »Sie beobachtet uns, durch diese Spiegel. Sie wird wissen, dass ich frei bin.«
    »Sie muss die Dunkelinge hergeschickt haben, um nachzusehen, als Talia den Zauberbann gebrochen hat«, vermutete Danielle.
    Schnees Miene verfinsterte sich, und der Sarg zersprang.

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