Drei Engel für Armand
Geschmack.«
»Wenn die Elfen dir Schönheit und Stärke und Anmut gegeben haben, warum hasst du sie dann?«
»Deine Stiefmutter hat dir Essen und Obdach und Kleidung gegeben. Warum hasst du sie dann?« Talia drehte sich um, ohne eine Antwort abzuwarten, und folgte dem Tunnel, der die Richtung jetzt nach links änderte.
Irgendwann traten hölzerne Dielen an die Stelle der Erde und der Tunnel nahm eine mehr viereckige Form an. Danielle konnte immer noch Wurzeln sehen, die durch die Decke wuchsen, wie kleine Büschel schmutziger weißer Fäden.
»Müssten wir mittlerweile nicht schon im Meer sein?«, fragte sie.
»Trolle sind Genies, wenn es ums Tunnelgraben geht«, entgegnete Schnee. »Er könnte bis auf einen Zoll ans Meer herangraben, und wir wären trotzdem so sicher wie in deinem Zimmer im Palast. Sicherer sogar, wenn ich an heute Morgen denke.«
Der Gang endete an einer weiteren Tür, die der ersten fast bis aufs Haar glich. Der einzige Unterschied bestand in einer Glaskugel, die in der Türmitte angebracht war. Talia suchte nach einem Schlüsselloch, fand aber nichts.
Schnee drückte ihr Auge an die Glaskugel. »Da ist ein Vorhang, der die andere Seite bedeckt.«
»Klopfen wir?«, fragte Danielle.
»Er wird so oder so misstrauisch sein. Trolle hassen die Sonne und den Tag«, sagte Schnee. »Seine Kunden wären nicht so dumm, vor Einbruch der Dunkelheit zu kommen.«
Talia hämmerte auf der Tür herum. Als nichts geschah, ging sie einen Schritt zurück und verpasste ihr einen ordentlichen, soliden Fußtritt.
»Robuste Tür«, murmelte sie, lehnte sich an die Wand und lockerte Knie und Fußgelenk.
Durch die Glaskugel war Licht zu sehen. Ein enorm vergrößertes gelbes Auge erschien, das hierhin und dahin huschte. Eine raue Stimme sagte: »Kommt zu einer schicklichen Stunde wieder! Einige von uns versuchen zu schlafen!«
Schnee spähte durch die Kugel. »Na schön«, sagte sie. »Ich dachte nur, es würde dich vielleicht interessieren, dass Königin Beatrice Briefe an den König und die Königin von Elfstadt schicken wird, in denen steht, wie du Malindars Vertrag verletzt hast.«
»Was? Geh aus dem Weg, du! Lass mich sehen, wer noch bei dir ist!«
Schnee gehorchte, und das gelbe Auge musterte alle genauer. »Ah! Also welches von euch kleinen Leckerchen ist dasjenige, das sie Aschenputtel nennen?«
»Das bin wohl ich«, sagte Talia, bevor Danielle antworten konnte.
Der Troll gluckste. »Das glaube ich eher nicht, mein dunkelhäutiger Muff in.«
Danielle behielt eine Hand am Schwert, mehr zum Trost als alles andere. »Ich bin Prinzessin Danielle. Bist du der Troll, der meinen Stiefschwestern geholfen hat?«
»Brahkop, zu Diensten. Was diese andere Angelegenheit betrifft – ich fürchte, meine Transaktionen sind vertraulich.«
»Charlotte hat versucht, mich zu ermorden«, sagte Danielle. »Sie haben meine Mutter umgebracht. Wenn du weißt, wer ich bin, dann weißt du, dass wir zahlen können, was immer du verlangst.«
»Das meint sie nicht so!« Talia packte Danielle am Handgelenk und zerrte sie zurück. »Bist du wahnsinnig?«
Danielle versuchte sich loszumachen. »Wenn er uns helfen kann, Armand zu finden, bin ich sicher, dass die Königin –«
»Kein Elfenhandel ist, wie er scheint!«, unterbrach Talia sie. »Und Geld verlangen sie auch nicht oft. Deine Seele, deine Freude, deine Zukunft … was er auch will, du wirst es nicht bezahlen wollen!«
»Das ist aber jetzt ausgesprochen ungerecht!«, mischte Brahkop sich ein. »Alle von elfischer Abstammung aufgrund der boshaften Geschichten zu beurteilen, die eure Art über uns verbreitet hat! Und was soll das ganze Gerede über Malindars Vertrag? Ihr könnt nicht beweisen, dass ich etwas mit diesen Mädchen zu tun gehabt habe! Und selbst wenn, sie sind es doch gewesen, die versucht haben, die Prinzessin hier zu töten!«
»Du hast mich Aschenputtel genannt«, sagte Danielle. »Charlotte und Stacia sind die Einzigen, die mich bei diesem Namen rufen.«
»Hab ich Aschenputtel gesagt? Ich meinte … ach, Drachenfürze! Du hast mich erwischt.«
Danielle trat an die Tür und starrte durch die Kugel. Außer Brahkops Auge und der übertriebenen Rundung einer gewaltigen Nase konnte sie nichts sehen.
Bevor sie etwas sagen konnte, begannen graue und weiße Büschel von der Decke zu fallen und um ihren Kopf und ihre Arme zu schweben. Zuerst dachte sie, es seien noch mehr Spinnweben, und schwenkte einen Arm über dem Kopf, um sie wegzuwischen.
Die
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