Drei Engel für Armand
gesamte Halfter in Quinks Richtung.
»Was soll denn das werden, Mädchen?«, fragte Arlorran und hastete an ihre Seite. »Sie wird dich schneller hinplumpsen lassen, als du –«
Der Aviar sprang und schlug die Flügel mit solcher Gewalt nach unten, dass der Gnom auf den Rücken purzelte. Danielle umklammerte den Hals des Aviars und presste ihre Beine unter seine Flügel. Sie war zu schwer und hatte das Gefühl, als ob sie augenblicklich herunterfallen müsste, falls sie auch nur einen Moment lang locker ließe.
»Na schön, was soll’s«, meinte Arlorran und bürstete sich die Erde vom Hintern. »Was weiß ich denn schon über fliegende Pferde?«
Wind wieherte, als sie die Baumwipfel unter sich zurückließen, hörte auf, mit den Flügeln zu schlagen, und begann, langsame, weite Kreise zu beschreiben. Ihr Kopf drehte sich leicht nach innen, und Danielle hätte schwören können, Vergnügen in diesen meerblauen Augen zu sehen.
Nach und nach entspannte sich Danielle; sie ließ ihre Beine an Winds Seiten hinunterrutschen, bis die Flügel ihr nicht mehr gegen die Oberschenkel schlugen. Sie konnte die kraftvollen Muskeln arbeiten spüren, während der Aviar seinen Flug fortsetzte.
Quink kam hinter ihnen hergeflogen, das weggeworfene Halfter in der Hand. »Und wie willst du sie kontrollieren, du verschrobener, flügelloser Dussel von einem Mädchen?«
»Gar nicht.« Danielle schluckte und hoffte, dass sie nicht im Begriff war, einen Fehler zu begehen. Sie senkte die Stimme, sodass nur noch der Aviar sie hören konnte. »Kannst du mich wieder herunter zu den anderen bringen?«
Die Stute breitete die Flügel noch weiter aus, sodass ihr Flug verlangsamt wurde. Danielle spannte sich an, als sie herabschossen, aber Wind landete leicht wie ein Sperling.
»Schon besser«, kommentierte Talia. »Aber du bist immer noch so steif wie eine Statue. Wenn du weiter so reitest, wirst du dir am Ende vorkommen, als hätte ein Oger mit seiner Keule auf deine Beine eingeknüppelt.«
»Ach, sei doch still!«, sagte Schnee. »Du bist doch nur neidisch, weil du die Zügel benutzen musst!« Sie klatschte in die Hände und strahlte Danielle an.
»Prinzessin Danielle?«
Sie blickte zu Arlorran hinunter. »Du musst mich nicht Prinzessin nennen.«
Arlorran drehte sich um und beobachtete, wie Schnee und Talia sich zankten. Mit einem weiteren Apfel lockte er Wind so weit weg, bis sie außer Hörweite waren, und sagte mit gesenkter Stimme: »Vor euch liegt ein gefährlicher Weg. Achte gut auf die beiden!«
Danielle machte große Augen. »Ich soll auf sie aufpassen? Talia kann nur mit einem Schnürsenkel einen Riesen töten, und Schnees Magie ist mächtig genug, um –«
»Die Meisterschaft in Waffen und in Zauberei wird hilfreich sein, keine Frage«, räumte Arlorran ein. »Aber ich kenne Schnee, und ich habe dich und Talia beobachtet.« Er langte nach oben und tätschelte ihr Bein. »Vertrau dem alten Arlorran! Kümmere dich um die beiden!«
Bevor Danielle etwas darauf erwidern konnte, lenkte Talia ihren Aviar an ihre Seite. »Komm schon! Je schneller wir aufbrechen, desto schneller habe ich wieder festen Boden unter den Füßen!«
»Sie werden allein zu uns zurückfinden«, rief Quink. »Sagt einfach nur ›Nach Hause!‹, sobald ihr euer Ziel erreicht habt.«
Danielle wollte gerade fragen, wie sie und ihre Gefährtinnen denn dann zurückkommen sollten, doch dann merkte sie, dass das egal war. Falls sie Armand fanden, konnten sie mit Beatrice in Verbindung treten, die für Hilfe durch den Elfenhof sorgen würde. Falls nicht …
»Ich danke dir«, sagte sie. Sie drehte sich um und sah Arlorran an. »Und dir«, fügte sie hinzu.
»Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe!«, ermahnte der Gnom sie. »Und denk an meine Flügel!«
Als sie zu den Wolken emporstiegen, merkte Danielle, dass sie zitterte. Die Kobolde waren nur noch wenig mehr als Funken, und ein einziger starker Windstoß könnte Danielle in die Tiefe schleudern. Schon sehr bald jedoch fügte sich etwas in ihr ins Unvermeidbare. Wenn sie fiel, fiel sie eben. Sie konnte nichts weiter tun, als darauf zu vertrauen, dass Wind auf sie aufpasste.
Die Angst ließ nach und wich schließlich einem traumartigen Gefühl der Aufregung. Die frische Nachtluft kühlte ihre Haut, während gleichzeitig Winds Haut durch die Anstrengung wärmer wurde. Dies war so viel intensiver als der Flug vom Palast nach Elfstadt, als sie in Karinas Korb verstaut gewesen war. Der Wind blies ihr ins
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