Drei Engel für Armand
reichten diese Schwingen weit über die Hinterteile der Tiere hinaus, sodass sie wie riesige, gefiederte Schwänze aussahen.
Nexxle stieß einen schnellen Doppelpfiff aus, woraufhin einer der anderen Kobolde auf sie zugeflitzt kam. Er war blau, trug zerknitterte Kleider und hatte vor Schweiß glänzende Haare. Er landete vor Arlorran auf dem Boden und bedachte die drei Prinzessinnen mit einem langen, abschätzenden Blick. Er boxte Arlorran ans Bein. »Du sorgst gut für dich dieser Tage, alter Gnom!«
»Halt die Klappe, Quink!«, sagte Nexxle. »Die drei hier brauchen Reittiere. Kümmre dich um sie!«
»Wir werden auf ihnen reiten?«, wisperte Danielle. Ihr Herz schlug mit einer Mischung aus Furcht und Sehnsucht.
»Aviare werden euch schneller als alles andere zur Schlucht bringen, von einem Drachen einmal abgesehen«, sagte Arlorran. Er zog einen Apfel aus dem Sack und schleuderte ihn hinaus über das Gras. Augenblicklich breiteten vier der Aviare die Flügel aus und sprangen. Ihr Wiehern war höher, als Danielle es gewohnt war, und klang beunruhigend nach menschlichen Schreien. Unbeschlagene Hufe schlugen aus, als sie darum kämpften, den Apfel zu erreichen. Ein braunweißer Hengst schlug ein letztes Mal mit seinen Flügeln, schickte damit eine graue Stute Richtung Boden, fing den Apfel sauber in seinem Maul, ließ sich nach unten sinken und galoppierte fort, um seinen Preis zu genießen.
»Wir werden auf ihnen reiten f«, fragte Danielle noch einmal in völlig anderem Ton.
»Viel Spaß!«, wünschte Nexxle und lächelte zum ersten Mal seit ihrer Bekanntschaft. Danielle konnte sie sogar kichern hören, als sie wieder im Wald verschwand.
Arlorran nahm einen weiteren Apfel. »Vertraut mir! Würdet ihr versuchen, Elfstadt auf euch selbst gestellt zu durchqueren, würdet ihr allen möglichen Schwierigkeiten und Herausforderungen trotzen müssen. Diese Tiere fliegen zuverlässig und genau und, was am wichtigsten ist, ihr werdet bei ihnen sicher sein.«
»Auf geht’s!«, sagte Quink. »Dann wollen wir mal ein paar Reittiere für die Damen finden!«
Die Aviare wichen zurück, als Danielle und die anderen Quink auf die weite Fläche hinunterfolgten. Einige raschelten mit den Flügeln. Der braunweiße Hengst wieherte und bäumte sich auf. Mit ausgebreiteten Schwingen balancierte er auf den Hinterbeinen, viel länger, als jedes normale Pferd es gekonnt hätte.
»Wie reitet ihr sie?«, fragte Danielle.
»Wir? Wir benutzen Kutschen.« Quink zeigte auf einen scheckigen Aviar im hinteren Teil der Herde, auf dessen Rücken eine lange, korbartige Vorrichtung festgeschnallt war. In ihrem Inneren saßen zwei Kobolde; ihr Licht war durch die dreieckigen Fenster deutlich zu erkennen. Ein dritter Kobold stand auf dem Hals des Tiers und hatte Arme und Hände in die lange Mähne geschlungen. Eine dünne Reitgerte, zweimal so lang wie er selbst, hing an seinem Gürtel. »Das sind keine Schoßtiere, Ladys! Wenn wir Kobolde in den Krieg ziehen, können wir fünf oder sechs Krieger in jede dieser Kutschen stecken, die Pfeile und Zaubersprüche in alle Richtungen schießen, während der Reiter das Tier kontrolliert. Dabei ist der Schaden, den im Kampf ein gut abgerichteter Aviar selbst anrichten kann, noch gar nicht mitgerechnet.«
»Aber du wirst keine dieser Kriegsbestien reiten«, sagte Arlorran streng. »Ist es nicht so, Quink?«
Der Kobold streckte ihm die Zunge heraus. »Du bist nicht mehr spaßig.« Er stieß eine Reihe schriller Zwitscherlaute aus, woraufhin einige der anderen Kobolde Aviare in ihre Richtung zu führen begannen. Arlorran drückte jeder seiner drei Begleiterinnen einen Apfel in die Hand.
»Keine lauten Geräusche oder plötzlichen Bewegungen!«, wies Quink sie an. »Auf dem Boden sind diese Burschen noch schreckhafter als eure Pferde.«
Danielle lächelte und streckte die Hand mit dem Apfel aus. Sie konnte sehen, wie ein paar der anderen Aviare schnaubten und in ihre Richtung stampften, aber die Kobolde hielten sie unter Kontrolle. Sie trat auf den linken Aviar zu, eine graue Stute, deren Flügel und Mähne so schwarz wie der Ozean um Mitternacht waren. Die großen blauen Augen blinzelten kein einziges Mal, als sie den Apfel roch. Langsam zog sie die Lippen zurück und pflückte den Apfel aus Danielles Hand.
Die Aviare rochen wie frisch gemähtes Gras mit der Andeutung eines schärferen, nussigen Geruchs.
»Kann ich sie berühren?«, fragte Danielle.
»Anders war’s wohl schon ziemlich schwierig,
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