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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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genickt und Marco erklärt, dass die Campingplätze in Basel ja früh schlossen, aber dann musste Marco doch noch was erzählen.
    »So wie du müssten alle Lehrer und Professorinnen sein«, schwärmte er im nächsten Moment, natürlich an Renate gewandt. »Ich glaub, du bist eine super Lehrerin!«
    Renate senkte berührt den Blick. Zwei Schnaufer untermalten die zärtliche Situation. Der eine kam aus meiner, der andere aus Neles Nase. Ungehindert zog Marco eine Rolle Kekse aus seinem Rucksack. »Ich geb einen aus«, strahlte er, »weil’s so gemütlich mit euch ist.«
    »Wir müssen noch mal«, knurrte Nele und zupfte mich am Ärmel.
    »Habt ihr es an der Blase?«, rief uns Renate treuherzig hinterher. Sie ahnte nichts und wollte auch nichts ahnen. »Und wie alt ist noch mal deine Tochter? Das gibt’s doch nicht«, hörten wir im Weggehen Marco weitersäuseln.
    »Eines ist klar, wenn wir wieder rausgehen, beendest du den Zwischenstopp!«, befahl sie mir und strich sich empört eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Renate soll sich mit ihrem Loverboy nach dem Urlaub treffen. Jetzt sind wir dran!«
    Wütend zog Nele sich die Hose glatt. Der Frauenbutton am Träger hatte sich verdreht. Die kleine Hexe hing kopfüber. Wie das alles passt, dachte ich. Zu ärgerlich aber auch, dass ich jetzt nicht Wolfgang anrufen konnte, um ihm von unserer Kaffeefahrt brühwarm zu erzählen. Kringelig hätten wir uns gelacht!
    »Und du bist jetzt gleich ganz klar! Es gibt keine Ausreden, hast du gehört!«, schärfte mir Nele meine Aufgabe ein. Dann wusch sie sich die Hände und drehte den Wasserhahn mit einem Papiertuch in der Hand wieder zu.
    »In den 80ern haben wir noch die Hand genommen«, ich zeigte mit dem Finger auf den Hahn. Nele verstand nicht gleich. »Na, es gab damals noch keine Schweinepest oder so was. Nur Waldsterben. Erinnerst du dich? Man konnte sich die Hände einfach waschen. Kein Sagrotan und keine Bakterien, die am Wasserhahn lauerten.«
    »Komm lieber!«, befahl mir jedoch Nele.
    »Na ihr?«, begrüßte uns Renate, als wir wieder nach draußen kamen. »Marco hat gerade vorgeschlagen, über Nacht hier in Weißenburg zu bleiben, bevor wir Richtung Dolomiten fahren.«
    »Dolomiten?« Neles Stimme toste wie eine Sirene los. Aber Renate ließ sich von dem Klang nicht weiter beirren, sondern studierte mit Marco eine Landkarte, die er aus dem Rucksack gezogen hatte. Sein Smartphone durfte er ja nicht benutzen, zumindest nicht auf dieser Bank.
    »Wir fahren über München, Bozen direkt nach Italien, erst Venedig und dann Bologna. Das ist die direkte Strecke.«
    Es war unfassbar. Sie fing schon wieder mit direkten Strecken an.
    »Und ich fahr bei euch ein kleines Stück mit«, informierte uns Marco wie nebenbei, und sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.
    »Aber … aber wir wollten doch über Basel nach Italien«, protestierte Nele schwach und ließ sich auf den Hintern fallen.
    »Aber das liegt doch fast auf der Strecke. Und du hast vorhin selbst gesagt, dass wir Zeit haben. Am besten bleiben wir hier eine Nacht, für die nächste Etappe ist es eh schon zu spät.«
    Renates Finger radelte weiter emsig auf der Karte und kam sich – hoppala! – häufiger mit denen von Marco in die Quere. Beide diskutierten heiß und hingen über dem alten Knitterding, welche von allen die beste Tour mit den schönsten Ausblicken war.
    Sieh mal eine an, dachte ich und zündete mir eine Zigarette an. Langsam wird der Urlaub spannend!

Kapitel 4
    Ein wenig Liebe
    - Georg Danzer -
    »Du schnarchst.« Nele saß aufrecht in ihrem Schlafsack und blickte mich vorwurfsvoll an. »Ich hab kein Auge zugetan.«
    »Ich hab euch halt beschützt«, rechtfertigte ich mich.
    »So viel Schutz ist hier nicht nötig.«
    Nach einer enervierenden Diskussion hatte Nele, angesichts der hereinbrechenden Dunkelheit, schließlich einem einfachen Gästezimmer zugestimmt. So landeten wir bei einer alten Witwe, die eine ihrer staubigen Kammern an Touristen feilbot. Das Zimmer roch feucht und wirkte ziemlich unbelebt. Es war ein bisschen anders, als es auf dem Zettel am Haus zu lesen gewesen war.
    Die wenigen Möbel waren brüchig und längst aus dem Leim. In den Ecken hausten Tiere, deren Beinchen ich nicht zählen mochte. Das Fenster ging auf einen Hinterhof, der von einer antiken Sandsteinmauer umgeben war, und nur auf gestreckten Zehenspitzen konnte man vom Fenster aus einen weit entfernten Hügel sehen.
    »Das soll der schöne Ausblick sein?«, beschwerte

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