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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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ich mich enttäuscht.
    »Fünfzehn Euro und keinen Cent mehr!«, hatte Nele als Kassenwart bestimmt. Es war ein Wunder, dass wir überhaupt etwas gefunden hatten, natürlich ohne Dusche.
    »Wenigstens scheint das Bett stabil zu sein!«, erklärte ich und prüfte mit ein paar Hüpfern die Matratze, aus der es mottige Staubwölkchen puffte. Da ich für diesen ersten Urlaubstag jedoch schon genügend Freundinnendiskussionen an der Backe gehabt hatte, übersah ich im Dienste der Freundschaft diesen besonderen Luxus des Etablissements.
    »Ich bestehe darauf«, diktierte Nele jetzt weiter, »dass wir die Zeltatmosphäre zumindest simulieren!«
    Also rollten wir brav Schlafsäcke und Isomatten aus. Später in der Nacht schlüpfte ich dann heimlich in das verbotene, aber zumindest weiche Bett. Als Nele meine Verfehlung am nächsten Morgen bemerkte, kam das nicht gut an. Ich hätte es wissen können, aber es war mir egal.
    »Wir müssen reden«, verkündete sie noch vor dem ersten Kaffee. Mit einem »So geht es nicht weiter!« wurde die nächtliche Krise zum morgendlichen Programm. Wütend riss Nele den Reißverschluss ihres Schlafsacks auf, sprang wie ein kleiner Teufel heraus und stapfte dann laut und polternd durch das Zimmer, so dass Renate gar nicht anders konnte, als vom Lärm gestört aufzuwachen.
    »Was ist denn mit euch los?«, fragte sie träge und schob müde den Kopf ein wenig vor.
    Obwohl sie eben noch reden wollte, breitete Nele nun unter eisigem Schweigen ein paar Handtücher auf dem Boden aus, die uns als Sitzgelegenheit dienen sollten.
    »Ich mache jetzt Frühstück, wir reden, und dann möchte ich, dass wir endlich weiterfahren!« Eindringlich, aber gütig blickte sie uns an.
    »Ja doch!«, kam endlich ein Ton aus Renates Ecke. Doch sie drehte sich einfach um und schien noch ein wenig in den Morgen zu träumen.
    Ups, dachte ich, was ist denn jetzt los? Ich wagte es aber nicht, Nele anzusprechen, die in einer Tasche kramte und aus deren Tiefen Pumpernickel und Kochkäse hervorbugsierte.
    »Soll ich Brötchen holen?«, bot ich mich an. Zur Antwort bekam ich nicht mal einen Blick. Nele rührte den Instantkaffee an, der Tauchsieder zischte in der H-Milch, und ich sprang aus dem Bett zum Waschbecken des Zimmers hin, das für die Zwerge vergangener Jahrhunderte konzipiert worden war. Zum Zähneputzen gab es an diesem Becken den Hexenschuss gratis mit dazu. Ich machte, dass ich fertig wurde, und korrigierte die von Dr. Knut verordnete Putzzeit leicht nach unten. Nicht weil ich so hungrig war, sondern weil die Kernseife nicht gut schmeckte. Ich würde heimlich Zahncreme kaufen oder eben nicht die Zähne putzen. Als ich mich zu Nele auf den Boden setzte, lachte mich das Frühstück an: Pumpernickel, Margarine, Kochkäse, Instantkaffee.
    »Und wo ist die Marmelade?«, erkundigte ich mich, Böses ahnend, und pulte mir eine Scheibe Pumpernickel aus der Folie.
    »Marmelade ist morgen dran und übermorgen Leberwurst. Es gibt nicht jeden Morgen das große Frühstück, wir müssen mit dem Essen sparen.«
    »Margarine ist sehr ungesund, und außerdem hat der Arzt sie mir wegen meinem Cholesterin verboten.«
    »Dann lass sie eben weg.«
    Es war spürbar kein guter Zeitpunkt, um aufzubegehren. Wenigstens abnehmen würde ich auf diese Weise.
    »Zehn vor vier war es«, kochte Nele mit einem Mal über und sah verärgert zu Renate hin. »Was hast du dir dabei gedacht? Willst du völlig übermüdet Auto fahren?«
    Ich für meinen Teil hatte so fest geschlafen, dass ich Renate gar nicht gehört hatte, als sie nächtens ins Zimmer geschlichen war. Es war nicht zu übersehen, dass es Nele nicht allein um die Uhrzeit ging. Renate hatte für sie den Bogen einfach überspannt. Erst diese Flirterei, und dann auch noch die nächtliche Tour mit dem erstbesten Mann, der ihr vor die Füße läuft. Und alles ohne Absprache und ohne gemeinsame Debatte!
    »Hätten wir vielleicht vorher einen Stuhlkreis bilden sollen?«, räkelte sich Renate provozierend.
    Ich duckte mich, denn ui, Renate goss Öl ins Feuer. Und auf einmal, mit einem Schluck schlechtem Kaffee im Mund, kapierte ich, was Nele wollte. Wir sollten uns so anziehen und so handeln wie mit zwanzig, uns aber Gedanken machen und uns hübsch so benehmen wie mit fünfzig. Da hatte sie jedoch mit Renate aufs falsche Pferd gesetzt.
    »Ich habe das Gefühl, unsere Absprachen sind fürs Klo. Jede macht hier etwas anderes. Du flirtest herum, Trudi will dauernd Marmelade, und ich bin hier der Depp

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