Drei Frauen im R4
ihr für Terrortussen«, versuchte sich Maiki als Blitzableiter und bekam prompt einen auf den Deckel.
»Halt du dich da gefälligst raus!«, schnauzte ihn Renate an.
»Das geht dich nichts an!«, keifte Nele in seine Richtung.
»Hattu Haschisch in der Tasche, hattu immer was zu nasche!« Maiki reagierte unbeeindruckt und sammelte ganz entspannt seine wenigen Habseligkeiten zusammen. »Ich glaub, ihr braucht mal ein paar gute Kekse, damit ihr wieder lockerer werdet. Odrr?«
Renate und Nele hörten ihm nicht zu, und sicher hätten sie von den Keksen auch nichts gewollt, weil sie schon früher nach Haschischgenuss immer zu schnell eingeschlafen waren. Deswegen war es eigentlich schade, dass Maiki nichts in seiner Tasche hatte, denn beide wären nach nur einem Biss extrem locker geworden, das ahnte er schon ganz richtig.
Mit »1981 verwendeten wir sicher keinen Nagellack!« beschimpfte Nele jeden einzelnen meiner unschuldigen Zehen.
»Und mindestens genauso sicher hatten wir keinen Nagellackentferner!«, trotzte ich zurück.
Maiki verstand unterdessen, dass es schwer war, was er hier erlebte, und dankbar reagierte er auf das Vibrieren seines Telefons. Als wäre die Erde unserer Parzelle vermint, sprang er hektisch auf den Nebenplatz und postierte sich mit dem Rücken zu uns. »Ja, ja, klarr, sichrrr«, hörte ich ihn eine Einladung annehmen und war enttäuscht, dass er sich verpisste. Manchmal können auch Häschenwitze unterstützend wirken, wenn es darum geht, eine Situation schneller zu entspannen.
»Ich muss weg.« Maiki winkte uns zum Abschied zu und warf sich sein Bündel auf den Rücken. »Außerdem ist mir das hier gerade zu heiß!« Damit war der dritte Jüngling dieser Reise fort.
»Also, was ist nun mit den Füßen?«, deutete Renate mit einem Stöckchen auf meine Zehen. »Runter mit dem Zeug!«
»Bitte … leise …!« Eine Stimme aus dem Nachbarzelt wimmerte auf.
Ich hatte noch nichts erzählt, nicht von Joshi, nicht von Wolfgang. Der ganze Umbruch, der in mir stattgefunden hatte, verpuffte angesichts der leeren Niveadose und meiner lackierten Zehen.
Erst jetzt bemerkte ich den Schalk in Neles Augen und dass auch Renate fast vor Lachen platzte. Noch konnte ich nicht glauben, dass sie mich derart hochgenommen hatten, und sah abwechselnd mal zu der einen und mal zu der anderen hin.
»Habt ihr ’nen Knall?«, fragte ich. »Was sollte denn das Theater?«
»Ein bisschen Spaß muss sein«, summte Nele leise.
»Na, wenn du uns so versetzt, dann braucht das etwas Strafe«, lachte Renate die Worte heraus. »Die Fußnägel sehen übrigens super aus, schade, dass ich das ’81 noch nicht gemacht hab.«
»Und Maiki?«, erkundigte ich mich. Es tat mir leid, dass sie ihn so vergrätzt hatten.
»Ach, Maiki«, Renate winkte ab. »Ich glaube, der ist mit seinen Häschenwitzen woanders besser aufgehoben. Außerdem hatte er auch noch Ostfriesenwitze dabei, also wenn ich so was hören will, ist Otto wirklich besser.«
»Die Welt ist rund, und man trifft sich so und so wieder«, fügte Nele lakonisch hinzu, und da wurde mir flau, wenn ich an all die Menschen der letzten Tage dachte, die ich noch mal sehen würde, angefangen bei Marco und den Damen der Rotkreuzstation.
»Komm her«, meinte Renate und setzte sich auf eine Matte. »Hast du nicht etwas zu erzählen?« Und ich nickte und holte schon mal Luft.
»Und danach«, erklärte Nele, »müssen wir überlegen, wie die Reise weitergeht. Aber du«, sprach sie zu Fips, »bleibst trotzdem erst mal im Zelt.«
»Also, das ist, was wir noch haben«, Renate hatte um sich die Nahrungsmittel aufgebaut, die uns geblieben waren. Bratheringe in Soße, Heringe in Aspik, eingelegte Eier, Sardellenpaste, Nudeln, geschälte Tomaten in der Dose, diverse Päckchen mit Nüssen, Knäckebrot und auch noch eine Packung Pumpernickel, Honig, Flocken, Joghurtkulturen, und als besonderes Genusserlebnis war uns bis zum Schluss grellroter Lachsersatz erhalten geblieben. »Ein paar Tage halten wir schon noch aus«, resümierte sie. Patent stellte sie schon mal einen Speiseplan zusammen, in dem sie die Nahrungsmittel in eine Tageskette packte. Der Lachsersatz kam zu den eingelegten Eiern. Die Nudeln bildeten mit den Tomaten und Sardellen eine Gruppe. Honig, Pumpernickel und Flocken waren das nächste leckere Team. Tim Mälzer hätte seine Freude an uns gehabt.
»Drei Tage«, zählte sie zusammen. »Vielleicht auch vier.«
Ich war einerseits beruhigt, weil auch noch fünf Flaschen
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