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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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ausgebreitet hatte.
    »Ich möchte endlich den Talenten folgen, die ich mit der Zeit verloren habe. Ich möchte sie suchen, ausgraben, finden und polieren. Und leben möchte ich sie, endlich.« Sehr bruchstückhaft zitierte ich das, was ich als Jugendliche geschrieben hatte, und wie ich hoffte, diese Wünsche endlich zu verwirklichen. »Es ist mir klar«, sagte ich, »dass da draußen niemand auf eine Frau mit fünfzig Jahren wartet, die erst jetzt auf die Bühne will. Aber vielleicht gibt es ja doch ein paar, und wenn es nur eine Handvoll ist. Und ich meine, ich sollte es wenigstens versuchen.«
    Wolfgang hörte mir zu, während Urs energischer in seinen Unterlagen wühlte und mir zwischendurch immer grimmigere Blicke zuwarf, weil ich, neues Leben hin oder her, die Leitung für sein Gefühl schon viel zu lang blockierte.
    »Ich werde dir alles erzählen, wenn ich zu Hause bin.«
    »Das wirst du! Für mich war es heute einfach wichtig, deine Stimme zu hören und dir zu sagen, dass ich dich liebe. Und welchen Weg du auch einschlagen wirst, du hast mich an deiner Seite. Ich bin stolz auf dich, was immer es ist und um welche Bühne es sich auch handeln wird. Wenn es dein Weg ist, dann gehe ich den mit.«
    »Nele und Renate haben schon mal versprochen, dass sie für mich klatschen werden, auch wenn ich einen Texthänger auf der Bühne habe«, schmunzelte ich verschämt und ein bisschen unter Tränen.
    »Meine süße Trudi«, berichtigte mich Wolfgang zärtlich. »Wir sind bereits zu dritt, und ich werde derjenige sein, der für dich am lautesten klatscht.«
    Ich war so glücklich, wie ich es schon lange nicht mehr gewesen war. Mein Leben war perfekt, ich hatte alles, was ich brauchte. Ich hatte einen Plan, ich hatte meinen Mann, ich hatte meine Freundinnen …
    »… und ich habe einen Hund«, flüsterte ich Wolfgang zu und schickte ihm zum Abschied viele Küsse.
    »Was soll ich dir kochen, wenn du nach Hause kommst?«, fragte er noch schnell, und ich wünschte mir sein Zitronenhuhn, weil es kein besseres Essen auf der Welt gibt. Dann küssten wir uns viele Male durchs Telefon, beteuerten mehrfach unsere Liebe und wie schön es war, dass wir einander hatten. Wir brauchten noch einige Minuten für das Abschiedsritual, und auch die verlängerten sich noch ein bisschen, weil wir das alte Spiel auskramten, das wir das letzte Mal in den Anfängen unserer Liebe gespielt hatten, und das ging: »Leg du auf!« – »Nein, du zuerst!«
    »Na endlich«, raunzte Urs, als der Hörer auflag, und er sah mich schräg von unten an. »Vielleicht verständlich bei dem, was Sie so alles quält.«
    »Bewegt!«, konterte ich. Wenigstens gab er offen zu, dass er gelauscht hatte.
    »Dann würde ich mal sagen: Glück auf!« Er zwinkerte mir zu.
    »Ihnen auch viel Glück«, zwinkerte ich zurück. »Danke, dass ich so lange sprechen durfte.« Bereits im Gehen drehte ich mich noch mal um. »Und ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass sich das mit der Diebesbande klärt. Mehr noch: Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sich alles wiederfindet!« Dann winkte ich ihm zu und dachte, dass selbst der nörglerische Urs sehr liebenswert aussehen konnte, wenn er ein wenig verdutzt war.
    Auf dem Weg zum Zelt überlegte ich, dass wieder einmal alles anders gekommen war, als ich es mir gedacht hatte. Wir haben einen Familienhund, jubelte ich vergnügt. Wir alle würden uns um Fipsi kümmern, davon ging ich aus, aber gerne durfte er den Hauptwohnsitz bei mir und Wolfgang haben. Kinderlose Paare, grinste ich in Gedanken, brauchen schließlich einen Hund, damit sie im Alter richtig merkwürdig und verschroben werden. Fast konnte ich mich mit lila gefärbten Haaren sehen und mit einem Fips an der Leine, der eine rosa Schleife trug. Ich würde Hundeknochen kaufen und verstecken, damit Fips sie finden und uns stolz bringen konnte. Wolfgang und ich kämen endlich regelmäßig an die Luft, und neben der Kaffeeschachtel auf dem Regal wäre eine Lücke, in die exakt eine Dose mit Hundedrops passte. Mit einem Mal war es auch nicht mehr schlimm, dass wir nun noch einmal mit Hund über die Schweizer Grenze mussten, denn ich wusste, ich konnte eine Heldin sein, wenn ich jemanden zu schützen hatte.
    Während ich über den Campingplatz zu unserer Parzelle schlenderte, legte ich mir die Worte zurecht, wie ich Renate und Nele alles brühwarm und doch eher verknappt erzählen konnte. Da war das Treffen mit Joshi, von dem sie noch nichts wussten. Mein

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