Drei Frauen im R4
Telefonat mit Wolfgang und der Neuigkeit bezüglich Fips. Es war in so kurzer Zeit so viel passiert, und ich wusste nicht, welche Geschichte die allerwichtigste war. Die Erfahrung, dass du immer die bist, die du bist? Dass Liebe gar kein Smartphone und keine E-Mails braucht? Dass Fips ab jetzt zu uns gehörte? Alles war wichtig, und jedes Geschehen ein Puzzlestein zu meinem neuen Ich. Im Grunde, entschied ich, spielt Joshi dabei gar keine Rolle mehr, auch wenn Nele und Renate sicherlich auch die Geschichte hören wollten. Es war so gekommen, wie es hatte kommen müssen, und dass Wolfgang ausgerechnet jetzt angerufen hatte, jetzt, da ich am zerknittertsten war, das hatte mir nicht nur gutgetan, sondern war auch ein Wink des Himmels für mich gewesen. Wie packt man das in wenige Worte, wie erklärt man, dass man eben noch traurig war und jetzt freudige Tränen in den Augen hat?
»Es ist alles gut!« waren dann die Worte, die ich wählte, als ich strahlend vor den beiden stand, doch Nele und Renate saßen niedergeschlagen vor unserem Zelt. Neben ihnen hockte Maiki, der unsere letzten Haferflocken aus einem Blechnapf aß.
»Nichts ist gut«, sagte Nele tonlos.
»Ein Scheißdreck ist!«, schimpfte Renate, und Maiki ließ den Löffel sinken.
»Wo ist denn Fipsi?«, fragte ich nervös, weil der Hund mich normalerweise wild begrüßte.
»Der hat Schtubenarrest, im Zelt!« Maiki wies mit dem Blechlöffel in Richtung Zelt.
Der Reißverschluss war zugezogen, aber Fips’ Hintern war zu erkennen, wie er sich deutlich gegen den Stoff des Ausgangs drückte. Er fiepste leise aus dem Zelt heraus, und ich versuchte zu verstehen, was vorgefallen war. Dachten sie vielleicht, Fips hätte die Sachen geklaut, die noch im Beutel waren und die ich den Besitzern zurückzubringen hatte?
»Was ist denn los?«, bohrte ich ungeduldig nach, weil ich es nicht mag, wenn man mich mit Krümeln abspeist.
»Nix is los«, brummte Renate. »Und nix wird los sein. Du hast doch die letzten Drops für Fips in die Niveadose getan, oder?«
»Ja. Und muss ich deswegen nun vor Gericht?«
»Und dann hast du dir heute früh Geld genommen?«, erkundigte sich Nele scharf.
»Nein, das habe ich nicht.« Jetzt fing sie schon wieder mit der Knete an. Schrecklich. Weil ich aber ihren wunden Punkt nun kannte, hielt ich mich in diesem Moment zurück. »Ja, ich habe nachgezählt, wie viele Tage das Geld noch reicht.«
»Und?« Renate sah mich bitter an. »Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
Also wirklich, das wurde mir nun doch zu bunt. Durfte ich denn nicht mal mehr einen kleinen Blick in die Niveadose werfen?
»Ja, spinnt ihr?«, wurde ich jetzt wirklich sauer.
»Fips hat das Geld gefressen«, klärte mich Maiki endlich schmatzend auf.
»Wie?« Ich sah zu Nele und Renate, aber die bissen sich vor Wut auf die Lippen.
»Wir wollten doch noch nach Italien«, lamentierte Nele, so als würde ich ihr den ganzen Urlaub verderben und als hätte es nicht schon genug Bummeleien und Pausen und Umwege gegeben.
»Du hast die Dose nicht richtig zugemacht!«, schimpfte mich Renate aus. »Sie war nur lose zu, und Fips war mit der Schnauze drin.« Ich sah mich selbst, kurz vor dem Abflug, wie ich Fips mit Drops gefüttert hatte und dann die Dose, tatsächlich nur halb verschlossen, wieder zu den Lebensmitteln gepackt hatte. Weil ich in Eile war und viel zu aufgeregt, hatte mir die Geduld gefehlt, minutenlang zu hantieren.
»Die Dose hat geklemmt«, rechtfertigte ich meine Schlampigkeit.
»Fips hat seine Drops gerochen und dann alle aufgefressen.« Das war an sich ja noch nicht schlimm. »Und weil die Geldscheine so schön nach Hundedrops gerochen haben, hat er auch die einzeln angekaut, in Fetzen gerissen und die Hälfte davon verschluckt. Das ist es, was wir noch haben.« Nele hielt mir einen handtellergroßen regenbogenfarbenen Ball unter die Nase. »Das ist von unserer Haushaltskasse, außer ein paar Münzen, nach seiner Fressattacke noch übrig geblieben.«
Auch wenn die Situation dramatisch war, ich musste einfach lachen. Der olle Fips, hatte er sich über die Dose hergemacht. Schade, dass ich nicht dabei gewesen war, als Nele vor Entrüstung schrie und Renate die Bescherung im Zelt entdeckte. Meine Laune war viel zu gut, und zusammengekautes Geld würde daran nichts ändern. Selbst dass Nele und Renate wirklich durchgerüttelt waren, machte mir in diesem Moment nichts aus. Was sollte es … wir würden schon eine Lösung finden. Jetzt, wo ich mich an all
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