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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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das Gesicht in den Händen, überwältigt davon, was für einen Riesenmist ich gebaut habe. Und immer noch kann ich Dan nicht ins Gesicht sehen.
    »Stuart ist ein guter Kerl, Ollie.«
    »Das weiß ich«, antworte ich ruhig. Ich zucke leicht zusammen, als ich unerwartet seine Hand auf meiner fühle und er sie sanft von meinem Gesicht zieht. Er hält sie fest und lächelt mir milde zu. Ich glaube nicht, dass er mir je zuvor zugelächelt hat.
    »Hör mal, ich weiß doch, dass ihr der Meinung wart, das Richtige zu tun, wie fehlgeleitet auch immer es war...« Er klingt nachsichtig. Das ist schlimmer, als von ihm zurechtgewiesen zu werden. Das ertrage ich nicht. Nicht von Dan, und schon gar nicht, wenn ich es nicht verdient habe.
    Ich kann mich nicht mehr beherrschen, und dicke, heiße, salzige Tränen kullern über meine Wangen. »Was soll ich nur machen?«
    Er lässt meine linke Hand los und wischt mit dem Daumen sanft die Tränen fort. »Du schaffst das schon.«
    »Aber wie?«
    Wieder lächelt er, doch dieses Mal ein wenig ironisch. »Bisher wart ihr doch überaus findig. Ich bin sicher, dass euch etwas einfällt.«
    »Was wird aus Stuart?«
    »Tja«, er seufzt tief und lässt nun auch meine andere Hand los. »Ich habe mit ihm gesprochen, erklärt, was ich konnte, ohne seine Gefühle zu verletzen. Wie ich schon sagte, er ist ein guter Kerl. Doch das bedeutet nicht, dass er nicht wie andere Menschen ist. Er hat Grace die Wahrheit gesagt, und sie hat es vorgezogen, dir statt ihm zu glauben. Er liebt Grace abgöttisch, aber er hat seinen Stolz, Ollie. Und der hat ziemlich gelitten ...«
    Na bravo! Jetzt sehe ich nicht nur Grace, sondern auch Stuart in von mir verschuldetem Selbstmitleid dahinsiechen. Es war mir gelungen, jeglichen Gedanken an ihn in einen völlig ungenutzten Teil meines Gehirns zu verbannen. Die Tatsache, dass er genauso unglücklich wie Grace sein könnte, war mir irgendwie entgangen. Plötzlich wird mir klar, wie bequem es für uns war, Stuart so grausam zu entmenschlichen und für völlig gefühllos zu halten. Nie haben wir darüber nachgedacht, dass unser Tun ihn sehr verletzen könnte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch schuldbewusster fühlen könnte, als ich es ohnehin schon tue. Von wegen!
    Dan leert sein Bier, steht auf und stellt die leere Flasche auf die Theke. Beim Anblick meines unglücklichen Gesichts lächelt er verständnisvoll. »Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf, Ollie. Ob du es glaubst oder nicht, ich glaube an das Schicksal. Wenn Stuart und Grace wirklich füreinander bestimmt sind, werden sie es schaffen, ganz egal, wer sich einmischt, du, ich oder sonst jemand. Doch was auch immer jetzt noch kommt, ich bin sicher, du wirst das Richtige tun.«
    Er streckt die Hand aus, als wolle er meine ergreifen, ändert dann aber offensichtlich seine Meinung. Wir zögern beide, und da auch meine Hand unsicher in der Luft schwebt, berühren wir schließlich nur kurz unsere Fingerspitzen. Er wendet sich ab und geht zur Tür. Als seine Hand sich um den Türgriff schließt, rufe ich ihm hinterher: »Hey.«
    Er hält inne und dreht sich noch einmal um.
    Ich brauche einen Augenblick, um die Worte hervorzubringen, und er sieht mich fragend an.
    »Es tut mir Leid«, stottere ich schließlich.
    Dans Mundwinkel zucken. »Bei mir musst du dich nicht entschuldigen.« Er hält einen Moment inne, und das Lächeln vertieft sich. »Obwohl es wirklich ziemlich gemein von dir war, mich neulich abends dieser Terror-Tula auszuliefern. Stell dir vor, sie hat den DJ gezwungen, den Lambada viermal hintereinander zu spielen.« Er schneidet eine Grimasse und massiert sich scherzhaft die Innenseite seines Beins, als hätte er Schmerzen. »Die blauen Flecken verschwinden allmählich, aber was die psychischen Schäden betrifft...« Er schüttelt den Kopf.
    Obwohl ich mich noch vor kurzem in schlammigem Selbstmitleid gesuhlt habe, muss auch ich jetzt lachen. »Danke«, sage ich langsam.
    Er zuckt die Achseln. »Vergiss es.«
    »Nein, ich meine es ernst.«
    »Ich weiß«, antwortet er ruhig und zieht lächelnd die Tür hinter sich ins Schloss.
    Vom Fenster aus beobachte ich, wie Dan über die Straße zu seinem Auto geht. Ich hatte Unrecht: Dan Slater ist ein netter Mensch. Wenn ich mich also in dieser Beziehung geirrt habe, dann habe ich mich vielleicht auch in vielen anderen Dingen geirrt.
    Am selben Abend zieht Grace wieder zu mir. Stuarts verletzter Stolz hat es offensichtlich mit sich gebracht, dass Grace‘

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